FINDET NEMO | Finding Nemo
Filmische Qualität:   
Regie: Andrew Stanton
Darsteller: (Deutsche Stimmen) Anke Engelke, Erkan Maria Moosleitner, Stefan Lust, Christian Tramitz
Land, Jahr: USA 2003
Laufzeit: 100 Minuten
Genre: Animation
Publikum: ohne Altersbeschränkung
Einschränkungen: -


JOSÉ GARCÍA
Foto: Buena Vista International

Das Kino hat häufig eine Rumpffamilie porträtiert, die aus einem allein erziehenden Elternteil und einem Einzelkind besteht: wie in „Schlaflos in Seattle“ (Nora Ephron, 1993) bis „Road To Perdition“ (Sam Mendes, 2002) – um nur zwei Hollywood-Spielfilme aus dem letzten Jahrzehnt zu erwähnen – handelt der „Vater-und-Sohn-Film“ von der Beziehung zwischen den nach einem tragischen Schicksalsschlag verbliebenen Familienmitgliedern.

Auch „Findet Nemo“ („Finding Nemo“), der fünfte Langfilm, den die Animationsschmiede „Pixar“ für Disney hergestellt hat, beginnt mit einer Tragödie: bei einem Angriff auf seine Familie, die in einem Korallenriff nahe Australien lebte, verliert Clownfisch Marlin seine Frau Coral samt 400-fachem Nachwuchs. Nur ein Ei fällt dem Raubfisch nicht zum Opfer: der einzige Überlebende Nemo wächst fortan in einer Seeanemone, wohl behütet vom überängstlichen Fischvater Marlin, auf. Die Behinderung an einer Flosse Nemos steigert die Furcht seines Vaters noch deutlich, der kleine Clownfisch könnte sich von der heimlichen Anemone zu sehr entfernen.

Wie jeder übertrieben behütete Sprössling brennt auch Nemo darauf, die große weite Welt kennen zu lernen. Gelegenheit dazu bietet sich gleich am ersten Schultag, als die Erstklässler das Ende des Riffs besichtigen: durch seinen Übermut gerät Nemo in das Netz eines Tauchers, der ihn ins Aquarium einer Zahnarztpraxis in Sydney bringt. Während Nemo im Aquarium mit seinen „Mitgefangenen“ Ausbruchspläne schmiedet, überwindet Vater Marlin seine Ängste und macht sich quer durch den Ozean auf die Suche nach dem verlorenen Sohn. Eine große Stütze bei dieser Suche findet er in der an Kurzzeitgedächtnisschwund leidende Paletten-Doktorfisch-Dame Dorie.

Mit „Findet Nemo“ stellt die Animationsfirma Pixar nicht nur einen neuen Zuschauerrekord in der Animationssparte – in den Vereinigten Staaten hat „Nemo“ bereits „Shrek“ und „König der Löwen“ überflügelt –, sondern auch neue technische Maßstäbe auf. Ausgezeichnet inszenierte Actionszenen dank der perfekten Animation, satte, fantastische Farben sowie ein unübertroffener Detailreichtum in der Zeichnung verleihen „Findet Nemo“ eine außergewöhnliche optische Brillanz. Die Filmemacher haben ihre früheren Erfolge „Toy Story“ (1995, „Das große Krabbeln“ (1998), „Toy Story 2“ (1999) und „Die Monster AG“ (2001) übertroffen.

Ähnlich wie in diesen Filmen sind den Animationskünstlern bis in die Nebenfiguren – der sich einer Psychotherapie unterziehende Weiße Hai Bruce, die 150 Jahre alte Meeresschlidkröte Crush, der tolpatschige Pelikan Niels, der Anführer der Aquariumsfische Kahn –markante Charaktere voller Wortwitz gelungen, mit denen darüber hinaus die deutschen Stimmen sehr gut korrespondieren. Allen voran Anke Engelke als Dorie, aber auch der siebenjährige Domenic Redl als Nemo sowie Christian Tramitz als Marlin.

Wie die früheren Pixar-Filme bietet auch „Findet Nemo“ Nebenhandlungen für Erwachsene, etwa in der Psychotherapie, der sich der Weiße Hai Bruce sowie seine Kumpels, der Hammerhai Hammer und der Makrelenhai Hart, unterziehen. Sein Umerziehungsprogramm drückt sich in dem Satz „Fische sind Freunde, kein Fressen“ aus, den sie unentwegt wiederholen. Doch sobald sie den ersten Tropfen Blut wittern, werden alle guten Vorsätze über den Haufen geworfen.

Auch die solide dramaturgische Verknüpfung der zwei Parallelstränge der Handlung macht „Findet Nemo“ zu einem großen Film nicht nur für Kinder. Dadurch und mit einem durchgängigen Humor wird die durchweg positive Botschaft ohne erhobenen Zeigefinger transportiert. „Findet Nemo“ steht in bester familienfreundlicher Tradition aus dem Hause Disney: eine Vater-Sohn-Geschichte, in der der Vater aus Liebe zu seinem Sohn seine eigenen Ängste überwindet.

Übrigens: Geduldigen Zuschauern, die den ganzen Abspann abwarten, bietet „Findet Nemo“ noch eine kurze, aber besonders lustige Einlage.
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