STEVE JOBS | seve jobs
Filmische Qualität:   
Regie: Danny Boyle
Darsteller: Michael Fassbender, Kate Winslet, Seth Rogen, Jeff Daniels, Katherine Waterstone, Michael Stuhlbarg
Land, Jahr: USA 2015
Laufzeit: 122 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 11/2015
Auf DVD: 3/2016


José García
Foto: Universal

Steve Jobs (1955–2011) gehört zu den Menschen, die das Kommunikationszeitalter entscheidend mitgeprägt haben. Die Einführung des Personal Computers und später des Smartphones ist größtenteils mit der Firma „Apple“ verknüpft, die Jobs zusammen mit Steve Wozniak und Ron Wayne 1976 gründete. Außerdem war Jobs Geschäftsführer und Hauptaktionär der „Pixar Animation Studios“ und größter Einzelaktionär der „Walt Disney Company“.

Aaron Sorkin, der Drehbücher zu bekannten Filmen verfasste, insbesondere aber zu „The Social Network“ über Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg, liefert ein Skript, das lose auf der von Walter Isaacson geschriebenen Bestseller-Biografie über den Apple-Gründer basiert. Regie führt Danny Boyle, dessen „Slumdog Millionär” im Jahre 2009 acht Oscars, darunter als „Bester Film“, gewann. Sorkin baut sein Drehbuch um drei Produktpräsentationen 1984, 1988 und 1998 auf. Dazu führt Regisseur Danny Boyle aus: „Da gibt es Ideen, die eindeutig dem wahren Leben entlehnt sind, aber der Film ist eine Abstraktion. Er nimmt Ereignisse – manche von ihnen real, andere ausgedacht – und presst diese in drei Akte, die um die Produktvorstellungen des Macintosh im Jahr 1984, dem NeXTcube im Jahr 1988 und dem iMac im Jahr 1998 herum arrangiert sind. Sechs Figuren tauchen dreimal auf, jeweils 40 Minuten vor Beginn der Präsentation, und sie werden aufeinander losgelassen. Sorkins Drehbuch dreht sich um sehr viel mehr als nur den Menschen Steve Jobs. Jobs hat eine der wertvollsten und wesentlichsten Sachen in unserem Leben verändert, nämlich die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, wie wir miteinander umgehen – und doch waren viele seiner persönlichen Interaktionen geprägt von Dysfunktion.“

Im Jahre 1984 wird der Macintosh im kalifornischen Cupertino vorgestellt. Steve Jobs (Michael Fassbender) möchte den ersten wirklichen Personal Computer der Welt präsentieren. Er rechnet damit, dass zwei Millionen Computer verkauft werden. Aber Jobs will etwas anderes: den Computer als Hilfsmittel und nicht als angsteinflößendes Wesen, wie er in Hollywood-Filmen in Erscheinung tritt – man denke etwa an „HAL“ in Kubricks „2001 – Eine Odyssee im Weltraum“. Während noch die letzten technischen Hürden genommen werden, erscheint im Flint Auditorium Jobs ehemalige Freundin Chrisann (Katherine Waterson) mit der gemeinsamen fünfjährigen Tochter Lisa (Makenzie Moss). Steve Jobs streitet die Vaterschaft ab, obwohl sie bereits nachgewiesen worden war. Auch sein Kompagnon Steve Wozniak (Seth Rogen) kommt hinter die Kulissen, um sich mit Jobs zu streiten. Apples Marketing-Chefin Joanna Hoffman (Kate Winslet) kann nur mit größter Anstrengung Steve Jobs pünktlich auf die Bühne bringen. Als genialer Visionär, aber ebenfalls als Egomane und herrisch wird Steve Jobs gezeichnet. Die Mischung aus Beruflichem und Privatem ist ein weiteres Kennzeichnen der Inszenierung. Als interessante Sequenzen werden Gespräche in Bewegung wiedergegeben, die Steve Jobs Dynamik unterstreichen.

Ähnlich verlaufen auch die zweite und die dritte Präsentation. 1988, nachdem Steve Jobs von Apple-Geschäftsführer John Sculley (Jeff Daniels) aus der Firma entfernt worden war, stellt Jobs den NeXT-Computer vor. Zehn Jahre später folgt die dritte Präsentation: 1998 ist die Geburtsstunde des iMac und damit des ersten internetfähigen Apple-Computers. Mit dem iMac erlebt Steve Jobs den riesigen Erfolg, der ihm mit dem Macintosh verwehrt geblieben war. Auch der zweite und der dritte Akt sind ähnlich strukturiert wie der erste. Lisa ist zunächst 9 Jahre (von Ripley Sobo dargestellt), dann 19 Jahre alt (Perla Haney-Jardine). Die schwierige Vater-Tochter-Beziehung macht einen wichtigen Handlungsanteil im jeweiligen Akt aus. Ebenso gehören zu den festen Bestandteilen Jobs Rededuelle mit Steve Wozniak: „Das ist auch Binäres – man kann gleichzeitig anständig und begabt sein.“ Zwischen die drei Präsentationen schieben die Filmemacher verschiedene Rückblenden, die einerseits die Legende gewordene Geschichte von Apple (Stichwort: „Anfänge in einer Garage“), andererseits auch die Biografie Steve Jobs erzählen. So wurde der spätere Apple-Gründer adoptiert, von seinen leiblichen Eltern erfuhr er erst im Alter von 20 Jahren. Ein Aspekt im Leben Steve Jobs bleibt im Film unerwähnt: Seine Beteiligung an der Gründung des wichtigsten Animationsstudios überhaupt, Pixar.

Drehbuchautor Aaron Sorkin und Regisseur Danny Boyle zeichnen ein Porträt des visionären Computererfinders, der nicht frei von Ambivalenzen ist. Einerseits erscheint er als genialer Organisator und Motivator. Andererseits sind zwischenmenschliche Beziehungen nicht gerade seine Stärke. Deutlich wird dies insbesondere im Verhältnis zu seinem besten Freund und Kollegen Steve Wozniak: Obwohl 1984 dessen Apple-II-Team für den meisten Umsatz der Firma verantwortlich ist, weigert sich Jobs, das Team bei der Macintosh-Präsentation zu erwähnen. Lediglich Joanna Hoffman ist in der Lage, Steve Jobs wirklich Paroli zu bieten. Deshalb spielt sie im Film eine zentrale Rolle. Kate Winslet eignet sich die Figur so sehr an, dass sie in den ersten zwei Akten kaum wiederzuerkennen ist. Obwohl äußerlich Steve Jobs kaum ähnlich, geht ebenfalls Michael Fassbender in seiner Figur vollends auf. Der Sohn eines Deutschen und einer Irin wird bereits jetzt als möglicher Oscar-Kandidat gehandelt.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren