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José GarcÃa Foto: 20th Century Fox Die Glienicker Brücke verbindet nicht nur die Städte Berlin und Potsdam. In den Jahrzehnten der deutschen Teilung trennte sie auch Ost und West â ein Metallband in der Brückenmitte erinnert heute an den Grenzverlauf sowie an die Aufhebung der Teilung. Die Brücke, die seit dem Mauerbau nur noch von alliierten Militärs und Diplomaten passiert werden durfte, wurde am Tag nach dem Mauerfall, am 10. November 1989, wieder für jedermann geöffnet. Besondere Berühmtheit erlangte die Glienicker Brücke während des Kalten Krieges als âAgentenbrückeâ. Denn hier fanden zwischen 1962 und 1986 drei Austauschaktionen mit insgesamt 40 Personen statt. Auf Englisch wurde die âAgentenbrückeâ als âBridge of Spiesâ (âBrücke der Spioneâ) bekannt. âBridge of Spies â Der Unterhändlerâ heiÃt denn auch der nun im regulären Kinoprogramm anlaufende Film von Steven Spielberg nach einem Drehbuch von Matt Charman, Ethan Coen und Joel Coen. Der Untertitel âDer Unterhändlerâ weist bereits darauf hin, dass die Handlung den Unterhändler auf US-amerikanischer Seite, den New Yorker Rechtsanwalt James B. Donovan, in den Mittelpunkt stellt. Daher setzt das Drehbuch einige Jahre vor dem ersten Agentenaustausch ein. Die erste Stunde von âBridge of Spies â Der Unterhändlerâ spielt ja nicht in der inzwischen von einer Mauer geteilten deutschen Stadt, sondern in New York. In der US-amerikanischen Metropole gelingt dem FBI im Jahre 1957 in einer Atmosphäre der Paranoia, in der überall Kommunisten und sowjetische Agenten vermutet werden, ein regelrechter Sensationserfolg: Nach offenbar langer Observierung wird der in New York lebende Sowjet-Agent Rudolf Abel (Mark Rylance) verhaftet. Abel, der der Informationsübermittlung an die Sowjetunion beschuldigt wird, verhält sich bei der Festnahme und bei den Verhören vollkommen ruhig, verweigert jedoch jede Kooperation mit den US-Behörden. Die amerikanische Justiz besteht darauf, dass der Prozess gegen Abel fair abläuft, was auch bedeutet, dass ihm ein fähiger Pflichtverteidiger zur Seite gestellt wird. Die Wahl der Rechtsanwaltskammer fällt auf den damals 40-jährigen James B. Donovan (Tom Hanks), der zwar derweil als Versicherungsanwalt arbeitet, aber 1945 als Assistent des amerikanischen Hauptanklagevertreters Robert H. Jackson an den Nürnberger Prozessen teilgenommen hatte. Obwohl der Seniorpartner in der Anwaltskanzlei Thomas Watters (Alan Alda) ihn davon abzuhalten versucht, übernimmt Donovan die Verteidigung von Rudolf Abel, was ihm den öffentlichen Zorn und auch einen Angriff gegen seine Familie einhandelt. James Donovan verliert zwar den Prozess, erreicht aber vor dem Obersten Gericht der Vereinigten Staaten, dass Abel nicht auf dem elektrischen Stuhl landet. Fünf Jahre später erweist sich Rudolf Abel als besonders geeignet für einen Austausch gegen den abgestürzten U-2-Piloten Francis Gary Powers (Austin Stowell), der in der Sowjetunion festgehalten wird. James B. Donovan erhält von der CIA den Auftrag, als âPrivatpersonâ den Austausch mit den âRussenâ zu verhandeln. Ort der Verhandlung: Das geteilte Berlin. Denn kurz bevor der Rechtsanwalt in der ehemaligen Reichshauptstadt ankommt, wird die Berliner Mauer hochgezogen. Dabei gerät der amerikanische Student Frederic Pryor (Will Rogers) auf der falschen Seite der Mauer in Gefangenschaft. Donovan muss sich zunächst einmal mit den unterschiedlichen Zuständigkeiten zurecht finden: Für die DDR, die Pryor gefangen hält, verhandelt Rechtsanwalt Wolfgang Vogel (Sebastian Koch), für die für Powers zuständige Sowjetunion Ivan Schischkin (Mikhail Gorevoy), der sich als Beamter der sowjetischen Botschaft ausgibt, in Wahrheit aber ein hochrangiger KGB-Agent ist. Dennoch lässt sich der New Yorker Anwalt nicht beirren: Er möchte auf jeden Fall Abel gegen die beiden, gegen Powers und Pryor, austauschen. Wie bereits in seinen früheren Filmen von âSchindlers Listeâ (1993) über âMünchenâ (2005) bis âLincolnâ (2012) rekonstruiert Steven Spielberg akribisch die Zeit, in der âBridge of Spies â Der Unterhändlerâ angesiedelt ist. Der Film stellt etwa auch die berühmten Szenen nach, in denen sich Menschen aus den Fenstern der Häuser an der Bernauer StraÃe in den Westen fallen lassen. Mit groÃen Augen sieht etwa Donovan, in einer S-Bahn sitzend, wie auf fliehende Menschen am Maschendrahtzaun geschossen wird. Der stets eloquente Anwalt, der sich mit Verhandlungsgeschick immer aus der Affäre zu ziehen weiÃ, ist nun sprachlos. âBridge of Spiesâ besteht eigentlich aus zwei verschiedenen Handlungen: Der erste Teil spielt sich als Justizfilm in New York ab, der zweite als Spionagethriller in Berlin. Allerdings setzt âBridge of Spies â Der Unterhändlerâ nicht auf thriller-mäÃige Spannung â diese beschränkt sich eigentlich auf eine einzige Szene am Checkpoint Charlie. Die Dramatik geht eher von der Atmosphäre und den realistischen Handlungsorten aus, die teilweise eine bedrohliche Stimmung erzeugen. Den beiden Bestandteilen des Filmes gemeinsam ist die klassische Inszenierung â wieder einmal ein Kennzeichen Spielbergs â, zu der die atmosphärische Kameraarbeit von Janusz Kaminski wesentlich beiträgt, der seit âSchindlers Listeâ (1993) so gut wie alle Spielberg-Filme fotografiert hat. Trotz eines gewissen Pathos, etwa bei Donovans Rede vor dem Obersten Gericht sowie zum Filmschluss, gelingt es Steven Spielberg wieder einmal, dem Zuschauer âeine wahre Begebenheitâ atmosphärisch dicht und stimmig zu veranschaulichen. |
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