ARLO & SPOT | The Good Dinosaur
Filmische Qualität:   
Regie: Peter Sohn
Darsteller:
Land, Jahr: USA 2015
Laufzeit: 100 Minuten
Genre: Animation
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2015
Auf DVD: 3/2016


José Garcia
Foto: Disney

Der 16. abendfüllende Animationsfilm von Pixar „Arlo & Spot“ („The Good Dinosaur”) startet knapp zwei Monate nach dem vorherigen, dem großartigen „Alles steht Kopf“ (siehe Filmarchiv) im Kino. Dies ist außergewöhnlich, weil Pixars Filme seit mindestens zehn Jahren stets im jährlichen Rhythmus uraufgeführt werden. Der Grund: Eigentlich wollte Pixar „Arlo & Spot“ nach „Die Monster Uni“ (2013) und eben noch vor „Alles steht Kopf“ im Jahre 2014 ins Kino bringen. Dem Vernehmen nach gab es jedoch immer wieder Produktionsschwierigkeiten, die das Projekt ein ums andere Mal verschoben: Das Drehbuch wurde mehrfach umgeschrieben, sogar der Regisseur wurde ausgetauscht. Statt Bob Peterson, von dem die Idee stammte, übernahm die Regie Peter Sohn, der hier sein Spielfilmdebüt liefert. Die Anlaufschwierigkeiten wirken sich denn auch auf die Handlung von „Arlo & Spot“ aus – so viel sei vorausgeschickt.

Im Vorspann stellt Peter Sohns Film die Frage: Was wäre geschehen, wenn der Meteorit, der vor 65 Millionen Jahren die Dinosaurier zum Aussterben brachte, die Erde verfehlt hätte? Die Antwort: „Einige Millionen Jahre später“ wartet das Apatosaurus-Paar Henry und Ida sehnsüchtig darauf, dass ihre drei Kinder aus den Eiern schlüpfen. Die zwei ältesten machen sich sehr bald darauf nützlich auf der Familien-Maisfarm. Nur der Jüngste, Arlo, ist nicht nur tollpatschig, sondern auch überaus ängstlich, er ängstigt sich sogar vor dem Farm-Geflügel. Papa Henry findet aber eine Aufgabe, an der sich Arlo beweisen kann: Die von der Familie für den Winter in einem Silo angelegten Nahrungsvorräte werden immer wieder angeknabbert. Arlo soll herausfinden, wer der Dieb ist. Als der junge Saurier einen Menschenjungen als Missetäter entdeckt, lässt er ihn jedoch laufen. Doch der Papa gibt ihm eine zweite Chance und begleitet sogar den furchtsamen Sohn auf der Jagd nach dem Langfinger. Dann zieht aber ein Sturm auf, der Fluss wird zu einem reißenden Strom, in dem Papa Henry umkommt. Arlo ist ganz auf sich allein gestellt. Plötzlich findet er sich in einer unbekannten Gegend wieder mit einem einzigen Gedanken: Er will unbedingt zurück zu seiner Familie.

Um den Weg zu finden, muss Arlo seine Ängste überwinden. Dafür bekommt er Hilfe von unerwarteter Seite: Derselbe Menschenjunge, der die Vorräte der Familie stahl, erscheint auf der Oberfläche und – wie ein treuer Hund – weicht Arlo von nun an nicht mehr von der Seite. Der junge Dinosaurier nennt das Menschenkind „Spot“. Spot ist das genaue Gegenteil von Arlo: furchtlos, ja geradezu draufgängerisch und hartnäckig. „Im Grunde erzählen wir“ – so Regisseur Peter Sohn – „die Geschichte eines Jungen und seines Hundes, nur dass in unserem Fall der Junge ein Dinosaurier ist und der Hund ein Junge.“ Wie ein Hund bewegt sich denn auch Spot auf allen Vieren. Darüber hinaus kann er im Unterschied zum intelligenteren Arlo nicht sprechen. Er kann lediglich so etwas wie grunzen.

„Arlo & Spot“ zeigt also eine Welt, in der die Dinos die Erde bebauen und beherrschen, wohingegen die Menschen wenig entwickelte Schädlinge, eine Art Raubtier, sind. Dass sich der Körperbau des Apatosaurus dazu besonders eignet, stellt ja der Film bereits zu Beginn in einer lustigen Sequenz unter Beweis. Diese eine Welt, in der Dinosaurier und Menschen zusammenleben, nimmt sich ganz unberührt aus. Angelehnt an den Nordwesten der Vereinigten Staaten wird die Natur zu einem weiteren Protagonisten in „Arlo & Spot“. Hier haben die Filmemacher ganze Arbeit geleistet. Die Animation erreicht eine kaum für möglich gehaltene Perfektion, ob es sich um die Nadeln eines Baumes oder um spritzende Wassermassen handelt. Ebenso spektakulär nimmt sich eine Sequenz aus, in der Dinosaurier Langhorn-Rinder über die Prärie treiben, mitten durch das berühmte Monument Valley, in dem etliche John-Ford-Filme angesiedelt sind. „Bei Tagesanbruch reiten wir“, heißt es in der Western-Sequenz mitten im Film, wobei Lagerfeuer und Mundharmonika-Klänge ebenfalls dazugehören. Gegenüber der Landschaft und der atemberaubenden Natur wirkt die Zeichnung der Protagonisten, sowohl des Apatosaurus als auch des Menschenjungen, geradezu schlicht.
Ebenso einfach gestrickt ist die Handlung, die wohl wegen der eingangs erwähnten Überarbeitungen des Drehbuchs einen richtigen Spannungsbogen vermissen lässt. Zwar betonen Pixar-Filme immer wieder ähnliche Themen, insbesondere den Wert der Familie und der Freundschaft. Die meisten Filme der bekanntesten Animationsschmiede tun es aber auf originelle Weise, so etwa zuletzt in „Alles steht Kopf“. „Arlo & Spot“ setzt lediglich bereits bekannte Elemente zusammen. Dass etwa Arlo seine eigene Angst überwinden muss, um dem Freund zu helfen und zu seiner Familie zurückzukehren, findet sich genauso beispielsweise in „Findet Nemo“ (2003). Auch die Art und Weise, wie diese Themen verarbeitet werden, wirkt weniger einfühlsam als in anderen Pixar-Filmen.

„Arlo & Spot“ hat offensichtlich ein sehr junges Publikum als Zielgruppe im Visier. Damit lässt sich etwa auch erklären, dass Arlo wie ein niedliches Spielzeug-Dino wirkt. Ältere Zuschauer können sich insbesondere an der fotorealistischen Animation der Hintergründe weiden. Sie wirkt so realistisch, etwa in den Felsen und Bäumen, wie in keinem bisherigen Animationsfilm. Hier stellt „Arlo & Spot“ wieder einmal einen neuen Standard auf, was die wenig originelle Geschichte aufwiegt.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren