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José Garcia Foto: Studiocanal Johanna Spyris (1827â-1901) Romane âHeidis Lehr- und Wanderjahreâ (1880) und âHeidi kann brauchen, was es gelernt hatâ (1881) erreichen eine weltweite Gesamtauflage von 50 Millionen Exemplaren in fast 60 Sprachen. Damit gilt âHeidiâ nicht nur als erfolgreichstes fiktionales deutschsprachiges Buch. Diese Romane haben auÃerdem die internationale Wahrnehmung der Schweiz entscheidend geprägt. Seit einem ersten Stummfilm aus dem Jahre 1920 wurde âHeidiâ mehrfach verfilmt, wobei insbesondere die japanische Zeichentrickserie von Hayao Miyazaki und Isao Takahata (1974) weltweite Popularität erreichte. Nun startet im regulären Kinoprogramm eine Neuverfilmung des klassischen Romans von Petra Volpe (Drehbuch) und Alain Gsponer (Regie), die âHeidiâ in klassischer Anmutung auf die Kinoleinwand bringt. Denn offensichtlich haben sich die Filmemacher vorgenommen, den ursprünglichen Romanstoff von all den Schichten zu befreien, die unterschiedliche Variationen des Sujets darübergelegt haben, und zu den Ursprüngen zurückzukehren. âWir nehmen die Zeit ernst und wir nehmen das Buch ernst. Wir sind wirklich zurück zu Johanna Spyris Büchern gegangen, haben die wichtigsten Aspekte dieses universalen Themas herausgearbeitetâ, erklärt dazu Regisseur Alain Gsponer. So erzählen Drehbuchautorin Volpe und Regisseur Gsponer die bekannte Geschichte des neunjährigen Waisenkindes Heidi (Anuk Steffen), das von seiner Tante Dete (Anna Schinz) zum GroÃvater, dem mürrischen Almöhi (Bruno Ganz), in die Schweizer Berge, gebracht wird. Dort freundet sich Heidi mit dem gleichaltrigen GeiÃenpeter (Quirin Agrippi) an, mit dem sie Tag für Tag die Ziegen hütet. Sie lebt in den Bergen glücklich, aber irgendwann einmal kommt Tante Dete wieder. Sie nimmt kurzerhand Heidi nach Frankfurt mit, wo sie bei einer Industriellen-Familie wohnen und sich um die einsame, im Rollstuhl sitzende Klara (Isabelle Ottmann) kümmern soll. Die Umstellung fällt Heidi ziemlich schwer: Statt ein freies, unbeschwertes Leben in der Natur wird sie in ein gesellschaftliches Korsett gepresst, vor allem wegen der unerbittlichen Strenge von Fräulein Rottenmeier (Katharina Schüttler), die sie nur noch Adelheid nennt und ihr gute Manieren beibringen möchte. Gut, dass Heidi auf das Verständnis des Butlers Sebastian (Peter Lohmeyer) und der französischen Hausangestellten Tinette (Jella Haase) rechnen kann. Dennoch: Heidi wird im groÃen Haus in der GroÃstadt immer unglücklicher. Sie sehnt sich nach ihrem GroÃvater und den Bergen. Als Klaras GroÃmutter (Hannelore Hoger) zu Besuch kommt, erkennt sie, dass es für die krank gewordene Heidi nur eine Chance gesund zu werden gibt. Bei Gsponers Heidi-Neuverfilmung fällt sofort das aufwändige Produktionsdesign ins Auge: Sowohl die Häuser im Dorf und die Einrichtung des herrschaftlichen Hauses in Frankfurt als auch die sonstige Ausstattung, beispielsweise die Stoffe, sind bis ins kleinste Detail ausgesucht. Dazu passen das satte Grün der Alm und die schneebedeckten Berge, die von der Kamera immer wieder ins schönste Licht gerückt werden. Für die aufwändige Produktion sprechen auÃerdem die auÃergewöhnlich hohe Zahl von Komparsen, die sowohl im Alpen-Dorf als auch in Frankfurt immer wieder zu sehen sind, und dem Film eine besondere Qualität verleiht, sowie die guten computererzeugten Stadtbilder von Frankfurt. Die Musik von Niki Reiser wird allerdings an mehreren Stellen eine Spur zu sentimental. Entsprechend der realistischen Optik des Filmes ist sein Ton ebenfalls teilweise ungeschliffen wie die Manieren des Almöhi â wenigstens am Anfang, als er seiner Enkelin im Stall einen Schlafplatz zuweist und keinen Stuhl anzubieten hat. Das Leben in den Alpen wird also keineswegs verklärt. Ebenso realistisch verkörpern auch die Schauspieler ihre Rollen: Bruno Ganz spielt einen kratzbürstigen und grantigen GroÃvater, der allerdings das Herz auf dem rechten Fleck hat. Hannelore Hoger gestaltet Klaras GroÃmutter als besonders verständnis- und liebevoll gegenüber Heidi. Brilliert Katharina Schüttler als autoritäre Gouvernante, bringen Peter Lohmeyer und auch Jella Haase eine gewisse Ironie in den Film mit ihren Rollen. Eine ganz groÃe Entdeckung ist aber die 9-jährige Anuk Steffen, die Heidi mit groÃer Natürlichkeit darstellt. Dass sie aus Graubünden kommt, steigert noch ihre Glaubwürdigkeit. âHeidiâ stammt aus der Zeit der Industrialisierung â Johanna Spyri veröffentlichte ihre âHeidiâ-Bücher Ende des 19. Jahrhunderts. Daher der Gegensatz zwischen dem natürlichen Leben auf dem Land und der klaustrophobischen Atmosphäre in der Stadt, der sich ebenfalls in Gsponers Film bemerkbar macht. Auch hier fühlt sich Heidi in der Stadt eingesperrt, während sie in der Natur, in den Bergen, aufblüht. Die Filmemacher scheuen auch nicht davor zurück, das Thema Heimweh ungeschminkt zur Sprache zu bringen. âEs geht immer um Enge und darum, einen Ort für sich zu findenâ, erläutert Alain Gsponer. Darüber hinaus stellt aber âHeidiâ auch das Dilemma dar, mit dem sich die Neunjährige konfrontiert sieht: auf der einen Seite ihre Verantwortung für Klara, auf der anderen aber auch für ihren GroÃvater und für Peters GroÃmutter. Insofern spricht âHeidiâ auch allgemein gültige Fragen an, die nicht nur für das 19. Jahrhundert von Bedeutung waren, sondern noch heute ihre Gültigkeit nicht eingebüÃt haben. |
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