MELODIE DES MEERES, DIE | Song of the Sea
Filmische Qualität:   
Regie: Tomm Moore
Darsteller:
Land, Jahr: Irland / Luxemburg / Belgien 2014
Laufzeit: 93 Minuten
Genre: Animation
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2015
Auf DVD: 5/2016


José Garcia
Foto: KSM

In naiv anmutenden, wunderschönen und schlicht gezeichneten Bildern lehnt sich der irisch-luxemburgische-belgische Animationsfilm „Die Melodie des Meeres“ („Song of the Sea“) an alte irisch-schottische Mythen an.

Vor der Küste Irlands leben die Geschwister Ben und die kleine Saoirse zusammen mit ihrem Vater Conor, der einen Leuchtturm auf der kleinen Insel betreut. Die Mutter starb bei der Geburt Saoirses, beziehungsweise sie verschwand im Meer. Denn sie war ein Selkie, ein Robbenmensch: Im Meer leben Selkies in Gestalt einer Robbe. An Land legen sie jedoch ihr Fell ab und verwandeln sich in schöne Frauen. In der magischen Muschel, die ihre Mutter den Geschwistern hinterließ, können Ben und Saoirse das Meer rauschen hören. Obwohl Selkies besonders schön singen können, hat die sechsjährige Saoirse noch kein einziges Wort gesprochen.

Plötzlich taucht die Großmutter der Kinder auf. Sie holt Ben und Saoirse zu sich in die Stadt, weil sie das Leben auf der kleinen Insel mit dem Leuchtturm für zu gefährlich hält. So weit weg vom Meer entfernt fühlt Saoirse aber krank, so dass sich die Geschwister entschließen, sich zurück nach Hause durchzuschlagen. Ben, aus dessen Sicht „Die Melodie des Meeres“ erzählt, trifft auf der Reise erstmals auf magische Wesen, als die Geschwister den Eingang zur Unterwelt finden, in der gute Geister leben. Größte Gefahr für die guten Geister geht allerdings von Eulen aus, die sie in versteinerte Riesen verwandeln können. Abhilfe kann zwar Saoirse mit ihrem Gesang schaffen, aber dafür braucht die ihr Fell. Und dieses befindet sich im Leuchtturm auf der Insel.

Die großen, ausdrucksvollen Augen der Figuren erinnern an die Ästhetik der Filme von Hayao Miyazaki, wie auch der mythische Hintergrund an Miyazakis „Ponyo – Das große Abenteuer am Meer“ (siehe Filmarchiv) gemahnt. Dies kommt nicht von ungefähr. Denn der aus Nordirland stammende Regisseur Tomm Moore lässt sich ausdrücklich davon inspirieren: „Ich bin immer wieder von Filmen fasziniert, wie beispielsweise denen von Hayao Miyazaki, die einen Einblick in fremde Kulturen gewähren und gleichzeitig universelle Themen erzählen.“

Wie Miyazaki legt Tomm Moore größten Wert auf die kleinen Details: Auch in „Die Melodie des Meeres“ dienen die klaren Linien und vereinfachten Formen sowie die Farbgebung dazu, eine Welt zwischen Wirklichkeit und Legende zu kennzeichnen. Die Musik, eine Mischung aus Kompositionen von Bruno Colais und traditioneller irischer Musik, spielt eine herausragende Rolle in „Die Melodie des Meeres“.

Über die lokalen Traditionen hinaus erzählt Moores Film ebenfalls eine universelle Geschichte: Der Verlust der Mutter hat dazu geführt, dass der Vater Trost im Alkohol sucht. Ben gibt der kleinen Saoirse die Schuld am Tod der Mutter. Deshalb verhält er sich kalt, ja teilweise gehässig gegenüber der kleinen Schwester. Im Laufe des gemeinsamen Abenteuers wird aber Ben lernen, das zu sein, was er seiner Mutter versprochen hat: Ein guter Bruder für seine kleine Schwester.
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