5. WELLE, DIE | The 5th Wave
Filmische Qualität:   
Regie: J. Blakeson
Darsteller: Chloë Grace Moretz, Nick Robinson, Liv Schreiber, Zackary Arthur, Ron Livingston, Maggie Siff, Alex Roe, Maria Bello
Land, Jahr: USA 2016
Laufzeit: 110 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 1/2016
Auf DVD: 5/2016


José García
Foto: Sony

Die Invasion aus dem All wird immer wieder gerne im Kino inszeniert, so etwa in „Independence Day“ (1996), von dem für dieses Jahr eine Fortsetzung mit dem Titel „Independence Day 2: Wiederkehr“ angekündigt ist. Basierend auf dem ersten Teil der Romantrilogie von Rick Yancey „Die 5. Welle“ („The 5th Wave“) handelt der gleichnamige Spielfilm von Susannah Grant, Akiva Goldsmann und Jeff Pinker (Drehbuch) sowie J Blakeson (Regie) vom unheimlichen Besuch „der Anderen“.

Aus der Sicht der 16-jährigen Cassie (Chloë Grace Moretz) erzählt „Die 5. Welle“ vom plötzlichen Auftauchen eines riesigen, dem Weltraumschiff der Außerirdischen in „Independence Day“ nicht unähnlichen Flugobjekts über ihrem Wohnort in Ohio, mitten in den Vereinigten Staaten. Die Außerirdischen – denn um solche handelt es sich ganz offensichtlich – versuchen gar nicht erst, Kontakt mit den Erdbewohnern aufzunehmen. Dass sie nicht gerade mit friedlichen Absichten gekommen sind, wird spätestens deutlich, als die „erste Welle“ beginnt: Ein elektromagnetisches Feld legt alle Motoren, ja die gesamte Strom- und Wasserversorgung lahm. Es entsteht Dunkelheit. Bald darauf rollt eine zweite Welle, die riesige Wassermengen in Bewegung setzt, womit etliche Städte des Planeten von der Erdoberfläche getilgt werden. Nach der Welle der Zerstörung folgt als Drittes eine von Vögeln verbreitete Virus-Epidemie. Regisseur Blakeson inszeniert ein postapokalyptisches Szenario mit einer dezimierten Menschheit. Von der Epidemie wird auch Cassies Mutter Lisa Sullivan (Maggie Siff) hinweggerafft. Ihr Vater Oliver (Ron Livingston) bringt Cassie und ihren kleinen Bruder Sam (Zackary Arthur) in ein gut organisiertes Flüchtlingslager.

Allgemeine Verwirrung löst die Ankunft einer Einheit US-Soldaten unter dem Kommando von Colonel Vosch (Lieb Schreiber) aus. Denn sie kommen nicht nur schwer bewaffnet, sondern auch mit Kraftfahrzeugen. Waren nicht doch alle Fahrzeuge durch die erste Welle außer Gefecht gesetzt worden? Bestürzung macht sich breit, als Colonel Vosch erklärt, die vierte Welle habe bereits begonnen: „Die Anderen“ würden sich Menschen als Wirte aussuchen, so dass niemandem mehr getraut werden kann. Als er befiehlt, die Kinder von den Erwachsenen zu trennen, um sie an einen militärischen Stützpunkt zu bringen, rebellieren einzelne Erwachsene. Es kommt zu einem Schusswechsel, bei dem alle Erwachsenen getötet werden. Cassie, die von ihrem kleinen Bruder durch einen Zufall getrennt wurde, kann entkommen – mit einem einzigen Gedanken: Sam zu finden. Als die verletzte 16-Jährige etwas später vom Farmer Evan Walker (Alex Roe) gerettet wird, stellt sich für sie die Frage, inwieweit sie ihm vertrauen kann.

Obwohl in „Die 5. Welle“ Cassies Perspektive vorherrschend bleibt, setzt Regisseur J Blakeson etwa ab der Mitte des Filmes zwei Nebenstränge parallel. Denn neben der Haupthandlung erlebt der Zuschauer die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen bei der von Colonel Vosch befehligten Einheit. Hierher hat es auch Ben Parish (Nick Robinson) verschlagen, der in der Schule Cassies Schwarm war und nun als Einziger aus seiner Familie überlebt hat. Auch wenn das meiste in „Die 5. Welle“ kaum als originell bezeichnet werden kann, vermag Regisseur J Blakeson seinen Film packend zu inszenieren. Die bewegte Kameraführung von Enrique Chediak und ein Schnitt mit hohem, wenn auch nicht überspanntem, Tempo treiben genauso wie die Nervenkitzel erzeugende Musik von Henry Jackmann die Handlung voran. Dennoch wird die Spannung dadurch konterkariert, dass der Zuschauer mit seinem Wissensvorsprung gegenüber den Filmfiguren viel zu früh erahnen kann, worin die „5. Welle“ bestehen soll.

Wird das Buch von Rick Yancey als ein „All Age“-Roman bezeichnet, so richtet sich J Blakesons Film insbesondere an ein jugendliches Publikum. Das Produktionsdesign entwirft ein apokalyptisches Szenario, dem an manchen Stellen das mittelhohe Produktionsbudget sowie die Vorbilder anzusehen sind. Unabhängig davon, dass die Hauptfigur nicht nur weiblich, sondern etwa auch in demselben Alter wie Katniss Everdeen in „Die Tribute von Panem“ ist, erinnert manches an eine Fassung von „Independence Day“ für Jugendliche, in der die Gewalt nicht überhandnimmt. Auch die Idee, dass sich die Außerirdischen (hier „Die Anderen“ genannt) menschlicher Körper bemächtigen, die sie dann steuern, gemahnt an manche Filme, so zuletzt an Andrew Niccols „Seelen“ („The Host“, 2013), wiederum mit einer etwa 16-Jährigen als Hauptfigur. „Die 5. Welle“ reiht sich in die Riege der Jugendliteratur-Beststeller und deren Verfilmungen ein – von Lois Lowrys „Hüter der Erinnerung“ („The Giver“) über „Die Bestimmung – Divergent“ von Veronica Roth und „Maze Runner“ (deutscher Romantitel: „Die Auserwählten – Im Labyrinth“) von James Dashner bis Stephenie Meyers „Seelen“ („The Host“) und „Die Tribute von Panem“-Trilogie –, die eine düstere Zukunft, ein dystopisches Szenario zeichnen. Allen gemeinsam ist, dass Jugendliche im Mittelpunkt stehen. Sie sind es, die ein apokalyptisches Szenario überlebt haben und nun meistens ausdrücklich gegen die Welt der Erwachsenen eine neue Gesellschaftsordnung aufbauen müssen.

Soweit ist es bei „Die 5. Welle“ jedoch noch nicht. Aber J Blakesons Film ist ja erst der Beginn einer Trilogie. Den zweiten Teil der Roman-Trilogie „The Infinite Sea“ veröffentlichte Rick Yancey im Jahre 2014 (Deutsch: „Das unendliche Meer“, 2015). Die Erscheinung des Abschlussbands steht noch aus.
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