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Foto: IN
âSpotlightâ ist für die mehr als 6 000 Mitglieder der US-amerikanischen Filmakademie âBester Filmâ des Jahres 2015. Die Wahl wurde bei der 88. Oscarverleihung in der Nacht von Sonntag auf Montag bekannt gegeben. Die Geschichte des Journalistenteams von âBoston Globeâ, das im Jahre 2002 die Missbrauchsfälle in der Bostoner katholischen Kirche aufdeckte, gewann auch den Oscar für das beste Original-Drehbuch. âThe Revenant â Der Rückkehrerâ, Alejandro G. Inárritus Film über den Ãberlebenskampf des Trappers Hugh Glass (um 1783â1833) in der Wildnis westlich des Flusses Mississippi-Missouri im Jahre 1823, erhielt die Oscars für âBeste Regieâ, âBesten Hauptdarstellerâ und âBeste Kameraâ. Bei den Entscheidungen in den 24 Oscar-Kategorien erhielt die meisten Oscars erhielt jedoch âMad Max: Fury Roadâ. Das postapokalyptische Actionspektakel von George Miller gewann sechs goldene Statuetten in den Sparten âSchnittâ, âProduktionsdesignâ, âKostümâ, âMake-Up und Frisurenâ sowie âTonmischungâ und âTonschnittâ.
Diese drei Filme waren denn auch als Favoriten in die Oscarnacht gegangen: âThe Revenant â Der Rückkehrerâ hatte zwölf Nominierungen erhalten, gefolgt von âMad Max: Fury Roadâ mit zehn Nominierungen. âSpotlightâ war zwar in sechs Sparten nominiert worden, aber ihm waren neben âThe Revenantâ die meisten Chancen für den Hauptpreis eingeräumt worden. In der Königskategorie âBester Filmâ waren insgesamt acht Filmwerke nominiert, darunter auch die deutsche Koproduktion âBridge of Spies â Der Unterhändlerâ von Steven Spielberg, der den Oscar für den âBesten Nebendarstellerâ gewann. Von den anderen für die Hauptkategorie Nominierten konnten lediglich âThe Big Shortâ und âRaumâ je einen Oscar gewinnen. Die anderen â sowohl âDer Marsianer â Rettet Mark Watneyâ mit Matt Damon in der Hauptrolle als auch âBrooklyn â Eine Liebe zwischen zwei Weltenâ â gingen leer aus.
Alejandro González Inárritu hatte letztes Jahr mit âBirdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeitâ bereits vier Oscars gewonnen, darunter âBester Filmâ und âBeste Regieâ. Dieses Jahr gewann der mexikanische Regisseur nach âBirdmanâ den Oscar für âBeste Regieâ zum zweiten Mal in Folge â was bislang lediglich John Ford (âFrüchte des Zornsâ, 1940 und âSchlagende Wetterâ, Original: âHow Green Was My Valleyâ, 1941) und Joseph L. Mankiewicz (âEin Brief an drei Frauenâ, 1949 und âAlles über Evaâ, 1950) gelungen war.
Aber die Oscars für âThe Revenant â Der Rückkehrerâ brachten noch einen weiteren Rekord: Nachdem Kameramann Emmanuel Lubezki 2014 für âGravityâ und 2015 für âBirdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeitâ ausgezeichnet worden war, gewann er den dritten Oscar in Folge. Dies war, sieht man von den sieben aufeinanderfolgenden Oscars für den âbesten animierten Kurzfilmâ für Walt Disney 1934â1940, lediglich einem Künstler gelungen: Roger Edens erhielt den Oscar in der Sparte âBeste Filmmusikâ in den Jahren 1948, 1949 und 1950.
Der ânichtenglischsprachige Oscarâ ging an âSon of Saulâ, der in Auschwitz-Birkenau im Oktober 1944 angesiedelt ist. Der Film, der im deutschen Kino am 10. März startet, handelt vom Ungarn Saul Ausländer, der dazu gezwungen wird, in einem Sonderkommando bei der Massenvernichtung der Gefangenen mitzuhelfen und die Leichenberge in den Krematorien zu verbrennen. Saul sucht moralische Erlösung, indem er die Leiche eines kleinen toten Jungen ârettetâ, weil er dessen Körper nicht den Flammen überlässt, sondern ihn fortan wie seinen eigenen Sohn behandelt.
Animationsfilm: âAlles steht Kopfâ gewinnt wie erwartet
Nachdem in den ersten zehn Jahren des 2002 eingeführten Oscars für den âBesten Animationsfilmâ die Auszeichnung sechsmal an einen âPixarâ-Film ging, wurde sowohl 2012 als auch 2014 und 2015 kein Film aus der Animationsschmiede âPixarâ nominiert. Diesmal standen mit âAlles steht Kopfâ die Chancen sehr gut, dass wieder ein âPixarâ-Film den Animationsfilm-Oscar gewinnen würde. Diese Vorhersage galt sogar als die sicherste der Oscar-Nacht â was sich denn auch bewahrheitete.
Die Schauspieler-Oscars
Die Bekanntgabe der Oscarnominierung wurde von dem Protest über die ausschlieÃliche Nominierung von weiÃen Künstlern überschattet. Regisseur Spike Lee erklärte auf Instagram: âWie ist es möglich, dass zum zweiten Jahr in Folge alle 20 Oscar-Anwärter in der Schauspielkategorie weià sind?â Inzwischen hat die US-Filmakademie verlauten lassen, mit âhistorischen MaÃnahmenâ dafür zu sorgen, dass mehr Frauen und Minderheiten in die Akademie aufgenommen werden. Jedenfalls ist es kaum verständlich, dass sich etwa Will Smith für seine nuancierte Darstellung des Pathologen Dr. Bennet Omalu in âErschütternde Wahrheitâ nicht unter den Nominierten befand. Will Smith schloss sich jedenfalls dem Boykott seiner Frau Jada Pinkett Smith an und blieb wie Spike Lee der Gala fern.
Mit besonderer Spannung wurde die Entscheidung in der Sparte âBester Hauptdarstellerâ erwartet. Leonardo DiCaprio, der zum fünften Mal nominiert worden und bislang leer ausgegangen war, gewann endlich die goldene Statuette â wie allerdings zu erwarten war. In der Kategorie âBeste Hauptdarstellerinâ erhielt den Preis Brie Larson für den Film âRaumâ, der im deutschen Kino am 17. März startet. âRaumâ handelt von einer Mutter, die ihrem aufgeweckten fünfjährigen Sohn mit allen Mitteln der Fantasie verheimlicht, dass die beiden in einer winzig kleinen, fensterlosen Hütte eingesperrt sind. Den Oscar für die âBeste Nebendarstellerinâ gewann Alicia Wikander für âThe Danisch Girlâ. Als âBester Nebendarstellerâ wurde Mark Rylance für seine Rolle in dem Spielberg-Film âBridge of Spies â Der Unterhändlerâ ausgezeichnet.
In der Kategorie âFilmmusikâ gewann der 87-jährige Ennio Morricone für seine Komposition für den Brutalo-Western âThe Hateful Eightâ von Quentin Tarantino. Morricone erhielt somit nach fünf Nominierungen seinen ersten Oscar überhaupt â wenn man vom Ehrenoscar 2007 absieht. Dass jemand erst nach einem âOscar für das Lebenswerkâ einen ârichtigenâ Oscar gewinnt, dürfte einmalig in der Oscargeschichte sein. Damit konnte er sich unter anderem gegen John Williams (für âStar Wars â Das Erwachen der Machtâ) durchsetzen, der nun in Sachen Nominierungen seinen Vorsprung weiter ausgebaut hatte: Der inzwischen 84-jährige Williams erreicht damit die schier unglaubliche Zahl von 42 Oscar-Nominierungen.
Deutsche Hoffnungen haben sich nicht erfüllt
Der deutsche Filmemacher Patrick Vollrath konnte sich mit seinem Kurzspielfilm âAlles wird gutâ nicht durchsetzen. Der Vater-Tochter-Film, der im September einen Studenten-Oscar gewonnen hatte, war in der Kategorie âKurzfilm (Spielfilm)â nominiert, musste sich aber gegen den Kurzfilm âStuttererâ geschlagen geben. In der Kategorie Produktionsdesign war ebenfalls ein Deutscher nominiert: Bernhard Henrich für âBridge of Spies â Der Unterhändlerâ. Den Oscar gewann aber âMad Max: Fury Roadâ.
Gewinner und Verlierer
Einen eindeutigen Oscar-Gewinner gab es dieses Jahr nicht. Gewann âSpotlightâ in der wichtigsten Kategorie âBester Filmâ sowie in der Sparte âOriginaldrehbuchâ, so erhielt âThe Revenant â der Rückkehrerâ die goldene Statuette in drei Hauptkategorien: âRegieâ, âHauptdarstellerâ und âKameraâ. Auch die sechs Oscars für âMad Max: Fury Roadâ â wenn auch in eher âtechnischenâ Kategorien â sind als groÃer Erfolg zu werten.
Unter den Verlierern sind vor allem âDer Marsianer â Rettet Mark Watneyâ und âCarolâ zu rechnen, die für sieben beziehungsweise sechs Oscars nominiert waren, aber keinen gewinnen konnten. Auch âStar Wars â Das Erwachen der Machtâ, der als dritter Film überhaupt weltweit mehr als zwei Milliarden Dollar eingenommen hat, kann dazu gezählt werden. Der Film war in die Oscar-Verleihung mit fünf Nominierungen â allerdings auÃer in âFilmmusikâ in eher technischen Kategorien â gegangen, konnte aber keinen einzigen gewinnen.
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