OSCARVERLEIHUNG 2016 | Oscars 2016
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„Spotlight“ ist für die mehr als 6 000 Mitglieder der US-amerikanischen Filmakademie „Bester Film“ des Jahres 2015. Die Wahl wurde bei der 88. Oscarverleihung in der Nacht von Sonntag auf Montag bekannt gegeben. Die Geschichte des Journalistenteams von „Boston Globe“, das im Jahre 2002 die Missbrauchsfälle in der Bostoner katholischen Kirche aufdeckte, gewann auch den Oscar für das beste Original-Drehbuch. „The Revenant – Der Rückkehrer“, Alejandro G. Inárritus Film über den Überlebenskampf des Trappers Hugh Glass (um 1783–1833) in der Wildnis westlich des Flusses Mississippi-Missouri im Jahre 1823, erhielt die Oscars für „Beste Regie“, „Besten Hauptdarsteller“ und „Beste Kamera“. Bei den Entscheidungen in den 24 Oscar-Kategorien erhielt die meisten Oscars erhielt jedoch „Mad Max: Fury Road“. Das postapokalyptische Actionspektakel von George Miller gewann sechs goldene Statuetten in den Sparten „Schnitt“, „Produktionsdesign“, „Kostüm“, „Make-Up und Frisuren“ sowie „Tonmischung“ und „Tonschnitt“.

Diese drei Filme waren denn auch als Favoriten in die Oscarnacht gegangen: „The Revenant – Der Rückkehrer“ hatte zwölf Nominierungen erhalten, gefolgt von „Mad Max: Fury Road“ mit zehn Nominierungen. „Spotlight“ war zwar in sechs Sparten nominiert worden, aber ihm waren neben „The Revenant“ die meisten Chancen für den Hauptpreis eingeräumt worden. In der Königskategorie „Bester Film“ waren insgesamt acht Filmwerke nominiert, darunter auch die deutsche Koproduktion „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ von Steven Spielberg, der den Oscar für den „Besten Nebendarsteller“ gewann. Von den anderen für die Hauptkategorie Nominierten konnten lediglich „The Big Short“ und „Raum“ je einen Oscar gewinnen. Die anderen – sowohl „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ mit Matt Damon in der Hauptrolle als auch „Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten“ – gingen leer aus.

Alejandro González Inárritu hatte letztes Jahr mit „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ bereits vier Oscars gewonnen, darunter „Bester Film“ und „Beste Regie“. Dieses Jahr gewann der mexikanische Regisseur nach „Birdman“ den Oscar für „Beste Regie“ zum zweiten Mal in Folge – was bislang lediglich John Ford („Früchte des Zorns“, 1940 und „Schlagende Wetter“, Original: „How Green Was My Valley“, 1941) und Joseph L. Mankiewicz („Ein Brief an drei Frauen“, 1949 und „Alles über Eva“, 1950) gelungen war.

Aber die Oscars für „The Revenant – Der Rückkehrer“ brachten noch einen weiteren Rekord: Nachdem Kameramann Emmanuel Lubezki 2014 für „Gravity“ und 2015 für „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ ausgezeichnet worden war, gewann er den dritten Oscar in Folge. Dies war, sieht man von den sieben aufeinanderfolgenden Oscars für den „besten animierten Kurzfilm“ für Walt Disney 1934–1940, lediglich einem Künstler gelungen: Roger Edens erhielt den Oscar in der Sparte „Beste Filmmusik“ in den Jahren 1948, 1949 und 1950.

Der „nichtenglischsprachige Oscar“ ging an „Son of Saul“, der in Auschwitz-Birkenau im Oktober 1944 angesiedelt ist. Der Film, der im deutschen Kino am 10. März startet, handelt vom Ungarn Saul Ausländer, der dazu gezwungen wird, in einem Sonderkommando bei der Massenvernichtung der Gefangenen mitzuhelfen und die Leichenberge in den Krematorien zu verbrennen. Saul sucht moralische Erlösung, indem er die Leiche eines kleinen toten Jungen „rettet“, weil er dessen Körper nicht den Flammen überlässt, sondern ihn fortan wie seinen eigenen Sohn behandelt.

Animationsfilm: „Alles steht Kopf“ gewinnt wie erwartet

Nachdem in den ersten zehn Jahren des 2002 eingeführten Oscars für den „Besten Animationsfilm“ die Auszeichnung sechsmal an einen „Pixar“-Film ging, wurde sowohl 2012 als auch 2014 und 2015 kein Film aus der Animationsschmiede „Pixar“ nominiert. Diesmal standen mit „Alles steht Kopf“ die Chancen sehr gut, dass wieder ein „Pixar“-Film den Animationsfilm-Oscar gewinnen würde. Diese Vorhersage galt sogar als die sicherste der Oscar-Nacht – was sich denn auch bewahrheitete.

Die Schauspieler-Oscars

Die Bekanntgabe der Oscarnominierung wurde von dem Protest über die ausschließliche Nominierung von weißen Künstlern überschattet. Regisseur Spike Lee erklärte auf Instagram: „Wie ist es möglich, dass zum zweiten Jahr in Folge alle 20 Oscar-Anwärter in der Schauspielkategorie weiß sind?“ Inzwischen hat die US-Filmakademie verlauten lassen, mit „historischen Maßnahmen“ dafür zu sorgen, dass mehr Frauen und Minderheiten in die Akademie aufgenommen werden. Jedenfalls ist es kaum verständlich, dass sich etwa Will Smith für seine nuancierte Darstellung des Pathologen Dr. Bennet Omalu in „Erschütternde Wahrheit“ nicht unter den Nominierten befand. Will Smith schloss sich jedenfalls dem Boykott seiner Frau Jada Pinkett Smith an und blieb wie Spike Lee der Gala fern.

Mit besonderer Spannung wurde die Entscheidung in der Sparte „Bester Hauptdarsteller“ erwartet. Leonardo DiCaprio, der zum fünften Mal nominiert worden und bislang leer ausgegangen war, gewann endlich die goldene Statuette – wie allerdings zu erwarten war. In der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ erhielt den Preis Brie Larson für den Film „Raum“, der im deutschen Kino am 17. März startet. „Raum“ handelt von einer Mutter, die ihrem aufgeweckten fünfjährigen Sohn mit allen Mitteln der Fantasie verheimlicht, dass die beiden in einer winzig kleinen, fensterlosen Hütte eingesperrt sind. Den Oscar für die „Beste Nebendarstellerin“ gewann Alicia Wikander für „The Danisch Girl“. Als „Bester Nebendarsteller“ wurde Mark Rylance für seine Rolle in dem Spielberg-Film „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ ausgezeichnet.

In der Kategorie „Filmmusik“ gewann der 87-jährige Ennio Morricone für seine Komposition für den Brutalo-Western „The Hateful Eight“ von Quentin Tarantino. Morricone erhielt somit nach fünf Nominierungen seinen ersten Oscar überhaupt – wenn man vom Ehrenoscar 2007 absieht. Dass jemand erst nach einem „Oscar für das Lebenswerk“ einen „richtigen“ Oscar gewinnt, dürfte einmalig in der Oscargeschichte sein. Damit konnte er sich unter anderem gegen John Williams (für „Star Wars – Das Erwachen der Macht“) durchsetzen, der nun in Sachen Nominierungen seinen Vorsprung weiter ausgebaut hatte: Der inzwischen 84-jährige Williams erreicht damit die schier unglaubliche Zahl von 42 Oscar-Nominierungen.

Deutsche Hoffnungen haben sich nicht erfüllt

Der deutsche Filmemacher Patrick Vollrath konnte sich mit seinem Kurzspielfilm „Alles wird gut“ nicht durchsetzen. Der Vater-Tochter-Film, der im September einen Studenten-Oscar gewonnen hatte, war in der Kategorie „Kurzfilm (Spielfilm)“ nominiert, musste sich aber gegen den Kurzfilm „Stutterer“ geschlagen geben. In der Kategorie Produktionsdesign war ebenfalls ein Deutscher nominiert: Bernhard Henrich für „Bridge of Spies – Der Unterhändler“. Den Oscar gewann aber „Mad Max: Fury Road“.

Gewinner und Verlierer

Einen eindeutigen Oscar-Gewinner gab es dieses Jahr nicht. Gewann „Spotlight“ in der wichtigsten Kategorie „Bester Film“ sowie in der Sparte „Originaldrehbuch“, so erhielt „The Revenant – der Rückkehrer“ die goldene Statuette in drei Hauptkategorien: „Regie“, „Hauptdarsteller“ und „Kamera“. Auch die sechs Oscars für „Mad Max: Fury Road“ – wenn auch in eher „technischen“ Kategorien – sind als großer Erfolg zu werten.

Unter den Verlierern sind vor allem „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ und „Carol“ zu rechnen, die für sieben beziehungsweise sechs Oscars nominiert waren, aber keinen gewinnen konnten. Auch „Star Wars – Das Erwachen der Macht“, der als dritter Film überhaupt weltweit mehr als zwei Milliarden Dollar eingenommen hat, kann dazu gezählt werden. Der Film war in die Oscar-Verleihung mit fünf Nominierungen – allerdings außer in „Filmmusik“ in eher technischen Kategorien – gegangen, konnte aber keinen einzigen gewinnen.
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