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José Garcia Foto: Studiocanal ![]() Nachdem in den letzten Jahren auch die deutschen Spielfilme "Auslandseinsatz - Zwischen allen Fronten" (Till Endermann, 2012) und "Zwischen Welten" (Feo Aladag, 2013) den Einsatz europäischer Truppen (in beiden Fällen der Bundeswehr) in Afghanistan in den Mittelpunkt stellten, nimmt sich erneut ein dänischer Regisseur des Themas an. In "A War" (Originaltitel: "Krigen") stellt Drehbuchautor und Regisseur Tobias Lindholm eine dänische Einheit in den Mittelpunkt, die in der afghanischen Provinz stationiert ist. Ihr Ziel: "Wir sind hier, um die Zivilbevölkerung zu sichern, damit sie das Land wieder aufbauen kann", so Kommandant Claus Michael Pedersen (Pilou Asbaek). Was der Einsatz mitten im Taliban-Territorium im Einzelnen bedeutet, verdeutlicht bereits die erste Szene von "A War": Im Morgengrauen schreitet eine Patrouille in Gänsemarsch durch eine von den Taliban kontrollierten Gegend. Plötzlich tritt ein Soldat auf eine Landmine. Trotz aller Wiederbelebungsversuche stirbt der Soldat noch am Einsatzort. Claus muss die Balance zwischen klarer Führung und Mitgefühl finden - indem er beispielsweise das Gespräch mit einem traumatisierten Soldaten sucht. Dabei sehnt er sich wie die anderen auch nach seinem Zuhause, wo seine Frau Maria (Tuva Novotny) mit den drei Kindern manchmal überfordert ist. Um näher an seinen Männern zu sein, trifft Claus eine folgenschwere Entscheidung: Er beschließt, mit auf Patrouille zu gehen. Die Einheit gerät jedoch in einen Hinterhalt. Als einer seiner Soldaten schwer verletzt wird, fordert Claus Luftunterstützung an, indem er ein PID ("Positive Identification") übermittelt. In dem Dilemma, augenblicklich eine Entscheidung zu treffen, bei der er ohnehin stets das Falsche wählen könnte, gibt er an, die Position eindeutig belegen zu können, aus der die feindlichen Schüsse kommen. In der unübersichtlichen Lage sind allerdings Freund und Feind kaum zu unterscheiden, wie die mit wackeliger Handkamera aufgenommenen, engen Bildausschnitte anschaulich machen. So weiß in Wirklichkeit der Offizier nicht, wo sich die Taliban genau befinden. Dies führt zwar zur Rettung seiner Männer, aber auch dazu, dass durch den Luftangriff elf Zivilisten einschließlich Frauen und Kinder getötet werden. Wenig später wird der Kommandant von "Rechtsoffizieren" abgeholt: Claus muss sich in Dänemark wegen Kriegsverbrechen vor Gericht verantworten. Obwohl er sich seiner Schuld bewusst ist, drängt ihn seine Frau darauf, auf die Strategie seines Anwalts einzugehen und darauf zu bestehen, dass er über ein "PID" verfügte. Maria: "Deine Kinder brauchen Dich". Denn bei einer Verurteilung würde Claus für mehrere Jahre ins Gefängnis gehen. Dramaturgisch ist "A War" in zwei etwa gleich lange Teile unterteilt. Die Zäsur markiert etwa eine Stunde nach Filmbeginn die Ankunft des Offiziers in Dänemark mit dem augenscheinlichen Kontrast zwischen den beiden Welten bereits am Flughafen. Auch das Genre wechselt: Der Kriegsfilm entwickelt sich zu einem Gerichtsdrama, in dem insbesondere moralische Fragen im Vordergrund stehen. Ähnlich "Brothers - Zwischen Brüdern" zielt Lindholms Film auf die Folgen militärischer Auslandseinsätze für das eigene Land. So wird die Verhandlung nicht vor einem Militär-, sondern vor einem Zivilgericht geführt. Die Einbindung der dänischen Bevölkerung wird durch die Schöffen repräsentiert - was auch zur Folge hat, dass die höchste Strafe, die gegen den Offizier verhängt werden kann, vier Jahre beträgt. Beide Teile zeichnen sich indes durch eine halbdokumentarische Inszenierung mit kaum Musikuntermalung aus. Eine entsprechend beobachtende Position nimmt die Kamera nicht nur zu Beginn, als sie sich auf die Schritte der Soldaten in der Patrouille konzentriert, sondern auch im zweiten Teil ein. Auch wenn es schlussendlich zu einem Gerichtsurteil kommt, überlässt "A War" dem Zuschauer das Urteil über die Verantwortlichkeit und eben die Schuld oder Unschuld des Offiziers. "A War" wurde als dänischer Beitrag für den Oscar vorgeschlagen und von der US-Filmakademie als einer der fünf Nominierten in der Kategorie ?bester nichtenglischsprachiger Film? ausgewählt. |
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