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JOSà GARCÃA Foto: Augustus Film ![]() Hany Abu-Assad wirft einen vermeintlich realistischeren Blick auf den âtäglichen Wahnsinnâ in Jerusalem aus der Sicht eines Filmkünstlers, der sich mit Hilfe der Fiktion der durchaus komplexen Lage nähert: der jungen, offensichtlich aus wohlhabender Familie stammenden Rana setzt ihr Vater eine Art Ultimatum: wenn sie bis vier Uhr nachmittags nicht geheiratet hat, soll sie mit ihm nach Ãgypten reisen. Dazu hat er Rana eine Liste mit den ihm genehmen Heiratskandidaten ausgehändigt. Doch Rana denkt nicht daran, jemand aus der ominösen Kandidatenliste zu heiraten. Wenn sie eine Ehe eingehen soll, dann mit dem Theaterregisseur Khalil, in den sie verliebt ist. Ein Tag im Leben einer jungen Palästinenserin. Der Zuschauer folgt Rana durch Ostjerusalem, dann macht er sich zusammen mit ihr in Richtung Ramallah auf der besetzten Westbank zum Theater auf, wo Khalil arbeitet, und wo er die Nacht verbringen musste, weil die StraÃe nach Jerusalem wieder einmal gesperrt war. Der Entschluss, Khalil heute noch zu heiraten, hin und wieder von Zweifeln und zwiespältigen Gefühlen begleitet, wird zu einem Hindernislauf: Rana muss sich durch die allgegenwärtigen StraÃensperren und Checkpoints, an mit Steinen werfenden Jungen vorbei, durcharbeiten, um zu Khalil zu gelangen. Zusammen mit einem Freund des Theaterregisseurs machen sie sich im alten VW-Käfer auf die Suche des Standesbeamten. Die woanders routinemäÃigen Vorbereitungen einer Hochzeit â Beschaffung der entsprechenden Dokumente, Ringkauf, Friseurbesuch, Besorgung des Hochzeitskleids â drohen im Chaos der zerrissenen Stadt zu scheitern. Ein Meisterwerk ist âRanaâs Wedding. Jerusalem, another dayâ sicher nicht. Dafür nimmt sich der Erzählrhythmus zu unausgeglichen aus: mitten in der Handlung hält der Film immer wieder unvermittelt inne; die Kamera verweilt auf dem hübschen Gesicht Ranas, sie liebkost es eins ums andere Mal eine Spur zu lang. Zwar besitzt die Schauspielerin Clara Khoury genügend Ausstrahlung, um dieser teilweise penetranten Kameraführung Stand zu halten â die Auszeichnung mit dem âPrix de lâinterprétation feminineâ auf dem Marrakech Filmfestival 2002 zeugt davon â, dies geschieht jedoch auf Kosten der anderen Rollen. So erhält etwa Ranas Bräutigam Khalil eigentümlich wenig Konturen; aber auch alle anderen Figuren verblassen gegenüber Rana. âRanaâs Weddingâ wird zu einer âOne Woman Showâ. Dennoch: mit feinen Pinselstrichen wird der israelisch-palästinensische Konflikt zur Folie, auf der Ranas Wettlauf gegen die Uhr stattfindet. Die Schlacht, die sich israelische Soldaten mit Steine und Molotowcocktails werfenden Jugendlichen liefern, der Abrià eines Hauses neben der Wohnung einer Freundin durch die Militärs, die Begräbnisprozession eines Palästinensers, die Plastiktasche, die für eine Bombe gehalten und von einem Spezialkommando gesprengt wird, besitzen stark dokumentarischen Charakter, zumal der ausschlieÃlich in Ost-Jerusalem und Ramallah gedrehte Film ohne jede Drehgenehmigung entstand. Aus diesen vereinzelten kurzen Sequenzen entsteht ein aussagekräftiges Bild des heutigen Jerusalem. Obwohl âRanaâs Weddingâ weniger skurril als âGöttliche Interventionâ ausfällt, besitzt auch diese fiktionale Erzählung symbolischen Charakter: âWenn Absperrungen und Besetzung Alltag werden, verwandeln sich normale Dinge, wie Liebe und Heirat in Fiktion. So ist das Leben in Palästinaâ, erklärt Abu-Assad die Grundidee von âRanaâs Weddingâ. Trotz allem bietet Regisseur Hany Abu-Assad durch die zauberhaften Bilder der Stadt eine optimistische Sicht auf die Menschen, die mit einer Prise Humor die Widrigkeiten der bizarren politischen Situation zu meistern und mitten in einer zerrissenen Stadt einen halbwegs normalen Alltag zu führen versuchen. Menschen wie die junge Rana, die sich entgegen der islamischen Tradition ihren Bräutigam selber aussucht und mitten im israelisch-palästinensischen Konflikt ihr Glück zu finden hofft. |
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