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JOSà GARCÃA Foto: Solo Film Zu den Stoffen, die eher selten im Mittelpunkt eines Spielfilmes stehen, zählt die Geschichte eines Familienunternehmens. Vielleicht weckt ein solcher Stoff seit âDallasâ und âDenverâ beim Zuschauer zu viele Assoziationen mit billigen TV-Serien über Intrigen und Machtspiele. Dass Thomas Manns âBuddenbrocksâ den Untergang einer Familie, aber auch den Zusammenbruch eines Familienunternehmens schildert, zeigt jedoch, wie viel Potential für Romanciers und Filmemacher darin steckt. Dies erkannte denn auch der niederländische Autor Leon de Winter (Jahrgang 1954), als er im Jahre 1991 den Roman âSupertex â Eine Stunde im Paradiesâ veröffentlichte, der nun vom deutschen Regisseur Jan Schütte mit vorwiegend britischen Schauspielern in englischer Sprache verfilmt wurde. âSupertex â Eine Stunde im Paradiesâ zeichnet das Bild einer Familie in der Zerreissprobe. Der aus einer armen jüdischen Familie stammende Simon Breslauer hat es in Amsterdam zu einigem Wohlstand gebracht: er baute nach dem Krieg die Firma âSupertexâ für Billigbekleidung auf, die im Laufe der Zeit zum führenden Anbieter in ihrem Sektor wurde. Seine zwei Söhne, Max und Boy â der eigentlich Benjamin heiÃt â, sollen die Firma fortführen. Bald jedoch bahnt sich der Generationskonflikt an. Kokettiert etwa Vater Simon bei einer Ehrung der Industrie- und Handelskammer damit, nie studiert zu haben, ja keine Bücher zu lesen, so verlässt sich der älteste Sohn auf modernere Methoden wie Marktstudien. Dass sein Vater seine Präsentation über die Zukunft des Unternehmens zu einem Nickerchen nutzt, macht Max wütend. Zum endgültigen Zerwürfnis kommt es freilich, als Max entsetzt feststellt, dass sein Vater eine junge Geliebte hat. Bei der Drehbuchadaption blieb leider die Komplexität der literarischen Vorlage weitgehend auf der Strecke. Erzählt Leo de Winters Roman seine Geschichte in Rückblenden, so haben sich die Drehbuchautoren Richard Reitinger, Andrew Kazamia und Regisseur Jan Schütte für eine lineare Erzählweise entschieden. Schwerer allerdings wiegt, dass das Hauptsujet des Romans â Maxâ Auseinandersetzung mit seinem Jüdischsein â kaum angerissen wird. So konzentriert sich Schütte auf eine äuÃere Charakterisierung der zwei Brüder: Max gibt sich gerne als modern und weltoffen aus, liebt einen aufwändigen Lebensstil â er fährt Porsche und wohnt in einem standesgemäà eingerichteten Appartement. Boy ordnet sich im Gegensatz zu seinem Bruder nicht nur im Beruflichen, sondern auch im Privaten den Eltern unter: in der Firma bekleidet er einen bescheidenen Posten; er verlobt sich mit der Tochter einer befreundeten jüdischen Familie. Ein Autounfall sowie die auf den ersten Blick verunglückte Reise Boys zu Lieferanten nach Marokko bringen die ganze Situation ins Wanken. Die zwei Brüder müssen existentielle Entscheidungen fällen. Die Verfilmung von âSupertex â Eine Stunde im Paradiesâ beschränkt sich weitgehend auf den Vater-Sohn-Konflikt, und geht auf den Selbstfindungsprozess der zwei Brüder kaum ein. Zu den Stärken des Filmes zählen die schöne, nicht allzu gefällige Fotografie und der solide Soundtrack des polnischen Filmmusik-Komponisten Zbigniew Preisner, der mit seiner Arbeit für Krysztof Kieslowskis âDrei Farbenâ-Trilogie internationalen Ruhm erlangte. Das Drehbuch von âSupertex â Eine Stunde im Paradiesâ wirkt indes zu uneinheitlich. Bietet es originelle Wendungen wie die Episode des jüngeren Bruders in Marokko, so bleibt es allzu häufig absehbar, oder liefert schwer nachzuvollziehbare Situationen: dass sich in einem Augenblick tiefster Trauer Max und die Geliebte seines Vaters so nahe kommen, dass sie im Bett landen, scheint eher dem Diktat einer bestimmten Vorstellung vom âMainstreamâ als der logischen Entwicklung der Story zu folgen. Die Schauspieler füllen ihre Rollen ebenfalls zu unterschiedlich aus: neben einer Maureen Lipman, die als Simons Frau ihre bemerkenswerte Leistung in Roman Polanskis âDer Pianistâ noch übertrifft, gestaltet etwa Stephen Mangan die eigentliche Hauptfigur von âSupertex â Eine Stunde im Paradiesâ Max zu wenig überzeugend. Von einer Familiensaga wie âBuddenbrocksâ bleibt die Filmversion von Leon de Winters Roman sehr weit entfernt. |
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