MOTHER S DAY - LIEBE IST KEIN KINDERSPIEL | Mother s Day
Filmische Qualität:   
Regie: Garry Marshall
Darsteller: Jennifer Aniston, Kate Hudson, Julia Roberts, Timothy Olyphant, Shay Mitchell, Sarah Chalke, Britt Robertson, Aasif Mandvi, Margo Martindale
Land, Jahr: USA 2016
Laufzeit: 119 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 8/2016
Auf DVD: 1/2017


José Garcia
Foto: NFP

Liebeskomödien gehören seit Anbeginn des Kinos zu den beliebtesten Kinogenres überhaupt. Obwohl sie als "romantische" Geschichten eigentlich zeitlos sein sollten, vermitteln sie stets auch etwas vom Geist der Zeit, in der sie angesiedelt sind. Zuletzt schilderte kürzlich beispielsweise der für drei Oscars nominierte Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten die Entscheidung, die Anfang der 1950er Jahre die junge, aus Irland stammende Eilis zwischen zwei Männern, aber auch zwischen der alten Heimat und der Neuen Welt treffen musste. In den 1930er Jahren entstand in Hollywood eine besondere Art von Liebeskomödien: Die sogenannte Screwball-Komödie thematisierte unterschiedliche Gegensätze, insbesondere den "Geschlechterkrieg". Lag der Akzent zunächst einmal auf der Liebesbeziehung, so verlagerte sich der Schwerpunkt in den 1940er Jahren zeitgeistbedingt auf die Emanzipation der Frau - besonders deutlich zu sehen in den Klassikern "Die Frau, von der man spricht" (George Stevens, 1942) und "Ehekrieg" (George Cukor, 1949). Auch wenn etwa Eilis Geschichte durchaus tiefgründige Fragen aufwirft, machen die Stärke dieses Genres insbesondere die hintergründigen Dialoge und der aus solchen Gegensätzen oder auch aus Verwechslungen entstandene Humor aus.

In dieser Tradition steht der gerade im regulären Kinoprogramm gestartete Spielfilm "Mother s Day - Liebe ist kein Kinderspiel" vom am 19. Juli verstorbenen amerikanischen Regisseur Garry Marshall. Wenige Tage vor dem Muttertag kreuzen sich wenigstens teilweise die Geschichten mehrerer Frauen - aber auch einiger Männer - in einer Bilderbuch-Vorstadt der Vereinigten Staaten. Als da wäre zunächst einmal Sandy (Jennifer Aniston), die seit Jahren von Henry (Timothy Olyphant) geschieden ist, aber insgeheim noch hofft, dass sie wieder zusammenfinden könnten. Allerdings bekommt Sandys Hoffnung bald einen Dämpfer, als Henry ihr mitteilt, er habe wieder geheiratet. Dass Henrys "Neue" Tina (Shay Mitchell) gefühlt 20 Jahre alt ist, macht es Sandy nicht gerade leicht. Allein die Vorstellung, dass seine zwei Söhne eine Ersatzmutter bekommen könnten! Nicht geschieden, sondern verwitwet ist Bradley (Jason Sudeikis), denn seine Frau fiel ein Jahr zuvor bei einem Auslandseinsatz. Als alleinerziehender Vater zweier pubertierender Töchter stolpert er von einem Fettnäpfchen ins nächste. In der Vorstadt leben auch zwei Schwestern, die der Enge ihres Elternhauses entflohen: Sowohl Jesse (Kate Hudson) als auch Gabi (Sarah Chalke) verheimlichen ihren auf den ersten Blick rassistisch veranlagten Eltern (sie leben ja in Texas!) etwas. Jesse, dass sie den Inder Russell (Aasif Mandvi) geheiratet hat, Gabi, dass sie lesbisch ist und mit einer Frau namens Max (Cameron Esposito) zusammenlebt.

Kristin (Britt Robertson) verschiebt immer wieder die Entscheidung, Zack (Jack Whitehall) zu heiraten. Obwohl sie ihn liebt und mit ihm schon ein kleines Töchterchen hat, kann sie erst ihr Ja-Wort geben, wenn sie ihre leibliche Mutter gefunden hat, die sie nach ihrer Geburt zur Adoption freigab. Die beruflich erfolgreiche Miranda (Julia Roberts) gab ihr Privatglück für den Beruf auf. Sie ist der Star eines Home-Shopping-Fernsehkanals, aber glücklich ist sie dennoch nicht.

Die Drehbuchautoren Anya Kochoff, Matt Walker und Tom Hines verknüpfen diese Geschichten zu einer Art Episodenfilm über die Liebe. Auch wenn der Film mit durchaus bekannten und beliebten Schauspielerinnen besetzt ist, berührt vor allen der Strang des verwitweten, um den Tod seiner Frau trauernden Vaters, der bei aller Liebe zu seinen Töchtern vor allem bei der Älteren, der 16-Jährigen, nie den richtigen Ton trifft. Ähnliches gilt für Kristins Identitätsprobleme, die sich erst in der Lage sieht zu heiraten, wenn sie weiß, wer sie eigentlich ist. Auch wenn sie nicht besonders originell sind, heben sie sich von den anderen, in "Mother s Day - Liebe ist kein Kinderspiel" verwobenen Geschichten ab, die als durchschnittlich zu bezeichnen sind - von Vorhersehbarkeit oder mangelnder Originalität einmal abgesehen. Beispielsweise nimmt sich der Nebenstrang mit der rassistischen Mutter (Margo Martindale) als dem französischen Film Monsieur Claude und seine Töchter abgekupfertes Stück aus. Der vermeintliche Rassismus und die Lesben-Nebenhandlung erscheinen als zeitgeistbedingte, in einer heutigen Komödie einfach für unvermeidliche gehaltene Elemente. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit solchen Fragen findet selbstverständlich nicht statt. Der Regisseur wollte schließlich offenbar seinen Film nach allen Seiten offen halten. Nichts sollte außerdem dem Happy End im Wege stehen. Die angeblich jahrelangen Schwierigkeiten lösen sich von allein. Allerdings ist dies teilweise genrebedingt, genauso wie die schnulzige Musik.

Als "Zusammenspiel ungleicher Leben, die irgendwie zusammenkommen" bezeichnet Gerry Marshall seinen Film. Obwohl dies in sozioökonomischer Hinsicht kaum zutrifft, denn alle Figuren haben keine finanziellen Sorgen, und der eine oder andere scheint sogar recht vermögend zu sein (siehe beispielsweise Henrys Haus), gilt diese Aussage schon für die unterschiedliche Qualität der verschiedenen Erzählstränge und Figuren. Gary Marshalls Aussage "Keiner ist lang genug hier, um richtig zu nerven", zeugt nicht gerade von besonderem Anspruch an seinen letzten, nun posthum erscheinenden Spielfilm. Ob sie außerdem auch noch stimmt, das muss natürlich jeder Zuschauer für sich entscheiden.
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