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JOSà GARCÃA Foto: Kinostar Chen Kaige bildet zusammen mit Zhang Yimou, Ang Lee und Wong Kar-wai die Regisseurriege, die für einen gröÃeren Bekanntheitsgrad des chinesischen Films im Westen sorgte. Während sich jedoch in der Filmografie des Taiwanesen Ang Lee der Grenzgänger zwischen Ost und West manifestiert, und in den Filmen des Hong-Kong-Chinesen Wong Kar-wai der westliche Einfluss deutlich wird, wählten die Absolventen der Pekinger Filmhochschule Chen Kaige (Jahrgang 1952) und Zhang Yimou (1951) als Sujets für ihre Filme zumeist Stoffe aus der chinesischen Geschichte. Die begeisterte Aufnahme ihrer Filme im Westen war wiederum der Garant dafür, dass sie trotz einer Zensur, die selbst Kritik am ersten Kaiser Chinas als konterrevolutionär einstufte, weiterhin in der Volksrepublik arbeiten konnten. Mit Zhang Yimou, der in Chens erstem Film âYellow Earthâ (1984) für die Kamera verantwortlich zeichnete, verbinden Chen Kaige nicht nur die historischen Sujets, die sich über lange Zeiträume erstreckten, sondern auch deren Umsetzung in bildgewaltige Tableaus. Chens bekanntester Film âLebewohl, meine Konkubineâ (1992), der mit der âGoldenen Palmeâ in Cannes 1993 ausgezeichnet wurde und darüber hinaus einen âGolden Globeâ gewann, verfolgte zwei Darsteller der Peking-Oper über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren. In âDer Kaiser und sein Attentäterâ (1999) beschäftigte sich Cheng Kaige mit einer Zeit, als China noch ein geteiltes Land war, in dem sieben Königreiche um die Vorherrschaft kämpften und der mächtige König Qin nach der Vereinigung zu einem groÃen chinesischen Imperium strebte und so der erste Kaiser im Reich der Mitte wurde â das gleiche Sujet des letzen Films Zhan Yimous âHeroâ. Die Parallelen in der Filmografie der beiden chinesischen Regiemeister setzen sich fort: siedelte Zhang âKeep Coolâ (1997) und âHappy Timesâ (2001) im âmodernenâ China an, so spielt der neueste Film Chens âXiaos Wegâ, der nun im deutschen Kino startet, ebenfalls in der chinesischen GroÃstadt der Gegenwart, in Peking. Dorthin zieht es Liu Cheng mit seinem 13jährigen Sohn Xiao, damit der offensichtlich fürs Geigenspiel begabte Xiao eine richtige Karriere beginnen kann. Bald gelingt es Liu, für seinen Sohn den kauzigen Professor Jiang als Privatlehrer zu gewinnen. Dieser hilft dem Jungen zu finden, was seinem inzwischen technisch perfekten Spiel noch fehlt, um echte Virtuosität zu entwickeln: Gefühl. Während jedoch Xiao und Jiang langsam zueinander eine Zuneigung gewinnen, die sich auf das Spiel des Jungen positiv auswirkt, entdeckt Liu Professor Yu (von Chen Kaige selbst gespielt) als angesehenen Lehrer berühmter Geigenspieler und setzt seine Ãberredungskunst ein, damit sich Professor Yu Xiao annimmt und ihm zur Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb verhilft. In der sterilen Umgebung Professor Yus fühlt sich Xiao indes unwohl. Sein Interesse für die Musik lässt nach, dafür wird seine Schwärmerei für die hübsche Lili (von Chens Ehefrau Chen Hong dargestellt) umso gröÃer. Anhand der zwei Musiklehrer verdeutlicht âXiaos Wegâ den Gegensatz zwischen der klassischen chinesischen Gesellschaft und dem modernen China, das dem westlichen Materialismus erlegen ist: Professor Jiangs Behausung steht in krassem Kontrast zum westlich-aseptisch eingerichteten Appartement Professor Yus. Während der erste auf innere Werte, auf die âMusik um ihrer selbst willenâ setzt, spielen bei Professor Yu lediglich Geld, Ruhm und Erfolg eine Rolle. Dieses âmoderneâ China wird ebenfalls in der Figur des leichten Mädchens Lili verkörpert, das alle âErrungenschaftenâ der Wohlstandsgesellschaft anstrebt â vom Handy über Kosmetika bis zum Pelzmantel. Gerade durch Lilis Wandlung dank der Bekanntschaft mit dem Jungen wird die durch âXiaos Wegâ geübte Kritik an einer Verwestlichung deutlich, die materielle Güter und Erfolg über traditionelle Werte stellt. Obwohl Chen Hongs Schauspielkunst an die groÃen chinesischen Schauspielerinnen Gong Li, Maggie Cheung und Zhang Ziyi kaum heranreicht, stellt ihre Figur Lili eine deutliche Parallele zu den Schlüsselrollen dar, die diese Darstellerinnen in Zhang Yimous oder Wong Kar-wais Filmen immer wieder verkörperten. Selbst der zugegebenermaÃen kitschige Ausgang trübt kaum das klare Plädoyer des Filmes für eine über die bloÃe Wissensvermittlung hinaus gehende ganzheitliche Erziehung â darin etwa Zhang Yimous âKeiner wenigerâ (2000) ähnlich â und für die Familie: âXiaos Wegâ bietet nicht nur eine Gesellschaftskritik an der âspirituellen Krise in der heutigen chinesischen Gesellschaftâ (Chen Kaige), sondern vermittelt auch allgemeingültige, universelle Werte. |
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