OSCARVERLEIHUNG 2017 | Oscars 2017
Filmische Qualität:   
Regie:
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Land, Jahr: 0
Laufzeit: 0 Minuten
Genre:
Publikum:
Einschränkungen:
im Kino: 2/2017


José García
Foto: oscar.org

Als "Bester Spielfilm" des Jahres 2016 wurde bei der 89. Oscarverleihung in der Nacht von Sonntag auf Montag von den Mitgliedern der US-Filmakademie "Moonlight" gewählt. Obwohl Faye Dunaway zunächst "La La Land" als Gewinner des Oscars für den "Besten Film" verkündet hatte und die Beteiligten bereits auf die Bühne gekommen waren, stellte sich heraus, dass ein anderer Film gewonnen hatte. Es sei kein Scherz, sondern ein Fehler gewesen, musste von der Bühne aus verkündet werden ? wohl die peinlichste Panne in der Oscar-Geschichte. Der Haupt-Oscar ging also an das Drama um einen homosexuellen Schwarzen "Moonlight".

Als Überraschung kann es außerdem bezeichnet werden, war "La La Land" doch ins Oscar-Rennen als Favorit gegangen. Der an die klassischen Hollywood-Musicals erinnernde Spielfilm von Drehbuchautor und Regisseur Damien Chazelle hatte 14 Nominierungen erhalten ? ein Rekord, den sich "La La Land" mit "Alles über Eva" (1950) und "Titanic" (1997) teilt. Am Ende gewann "La La Land" insgesamt sechs Statuetten in den Kategorien Ausstattung, Kamera, Musik, Song, Hauptdarstellerin und Regie.

Mehr Vielfalt bei den neuen Mitgliedern der Academy

Von den inzwischen mehr als 6 000 stimmberechtigten Mitgliedern der amerikanischen Filmakademie wurden letztes Jahr 683 neu gewählt beziehungsweise eingeladen, Mitglied bei der "Academy of Motion Picture Arts and Sciences" zu werden. Nach der zuletzt heftigen Kritik, der Verband setze sich aus überwiegend älteren, männlichen Mitgliedern weißer Hautfarbe ? "Wie ist es möglich, dass im zweiten Jahr in Folge alle 20 Anwärter in der Schauspielkategorie weiß sind?", fragte beispielsweise letztes Jahr der afroamerikanische Regisseur Spike Lee ? wurde bei der Auswahl neuer Mitglieder auf mehr Vielfalt geachtet. So teilte die Akademie mit, 46 Prozent der Eingeladenen seien Frauen, verglichen mit einem derzeitigen Frauenanteil des Verbands von 25 Prozent. Unter den Neuen sind auch deutlich mehr Schwarze, Hispanics und Asiaten: 41 Prozent verglichen mit dem bisherigen Minderheitenanteil von acht Prozent.

Die Oscarverleihung in Los Angeles geriet wie erwartet zur Demonstration gegen den US-Präsidenten Donald Trump. Bereits zu Beginn der Gala um 2.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit spielte Moderator Jimmy Kimmel auf den neuen US-Präsidenten Trump an: "Die Show wird von Zuschauern in mehr 225 Ländern verfolgt, die uns jetzt hassen." Und mit solchen Seitenhieben ging es weiter. Über die französische Schauspielerin Isabelle Huppert sagte beispielsweise der Moderator: "Wir sind froh, dass man sie in unser Land gelassen hat."

Die Akademie-Mitglieder hatten nach einem genau festgelegten Verfahren über die Jahresgewinner in den 24 Oscar-Kategorien zu entscheiden. Im Vorfeld wurde mit besonderer Spannung die Entscheidung in der Sparte "Nichtenglischsprachiger Film" erwartet, wobei der deutsche Spielfilm "Toni Erdmann" im schwedischen Film "Ein Mann namens Ove" sowie in "The Salesmann ? Forushande" aus Iran und "Unter dem Sand ? Das Versprechen der Freiheit" (Dänemark) eine starke Konkurrenz hatte. Als "Bester nicht-englischsprachiger Film" 2016 wurde schließlich der iranische Film "The Salesman" gewählt. Der iranische Regisseur Asghar Farhadi hatte allerdings aus Protest gegen verschärfte Einreisebedingungen in den USA seine Teilnahme an der Preisverleihung abgesagt. In seinem verlesenen Statement hieß es: "Ich hoffe, die gegenwärtige Situation wird die Länder dieser Welt nicht weiter auseinandertreiben."

Der Oscar für den Animationsfilm ging an "Zoomania" (Originaltitel: "Zootopia"). War kein Pixar-Film unter den Animations-Langfilmen nominiert worden, so konnte sich in der Kategorie Kurzfilm (Animation) jedoch ein Pixar-Film durchsetzen: "Piper", der überaus gelungene Vorfilm zu "Findet Dorie".

Ebenfalls mit Spannung wurde die Entscheidung in den Schauspiel-Kategorien erwartet: In der Sparte "Beste Hauptdarstellerin" war Meryl Streep für ihre Rolle in "Florence Foster Jenkins" nominiert worden. Damit stellte sie einen neuen Rekord: Seit ihrer ersten Nominierung 1979 wurde die mittlerweile 67-Jährige insgesamt 16 Mal als beste Hauptdarstellerin und vier Mal als beste Nebendarstellerin bei den Oscars nominiert. Gewonnen hat indessen Emma Stone für ihre Rolle in "La La Land". Bei den Hauptdarstellern wurde ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Ryan Gosling ("La La Land") und "Denzel Washington" (für "Fences") vermutet. Am Ende konnte jedoch Casey Affleck ("Manchester by the Sea") die meisten Stimmen auf sich vereinen.
In der Sparte "Bester Nebendarsteller" gab es eigentlich keinen klaren Favoriten. Die Statuette ging an Mahershala Ali für "Moonlight". Die traditionell erste Entscheidung der Oscarnacht war demnach im Sinne derjenigen gefallen, die mehr Afroamerikaner unter den Oscargewinnern forderten. Darüber hinaus ist er der erste muslimische Schauspieler, der einen Oscar gewinnt. Auch in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin" konnte sich die Afroamerikanerin Viola Davis ("Fences") gegen Michelle Williams ("Manchester by the Sea") durchsetzen ? allerdings überaus verdient.

Die meisten Oscars erhielt wie erwartet "La La Land"

Auch wenn Darstellerinnen und Darsteller eher im Rampenlicht stehen, gehören die Auszeichnungen in den Kategorien "Regie" sowie in den beiden Drehbuch-Sparten ("Originaldrehbuch", "Adaptiertes Drehbuch") zu den wichtigsten Oscars. Unter den Nominierungen für die beiden Drehbuch-Oscars 2016 befanden sich alle für die Hauptkategorie "Bester Film" nominierten Filme. In der Sparte "Bestes adaptiertes Drehbuch" gewann "Moonlight". Als "Bestes Originaldrehbuch" wurde "Manchester by the Sea" ausgezeichnet. Als bester Regisseur gewann der erst 32-jährige Damien Chazelle für "La La Land". Damit ist er der jüngste Regisseur, der je einen Oscar gewonnen hat.

Als eher "technische" Sparten werden die Oscars in den Kategorien Kamera, Schnitt, Musik und Visuelle Effekte angesehen. In der Sparte "Kamera" war neben den Filmen, die in den Hauptkategorien nominiert waren, auch Rodrigo Prieto für seine Arbeit in Martin Scorseses "Silence" vorausgewählt. Der Oscar ging allerdings an "La La Land". Für die "Beste Filmmusik" gewann ebenfalls der favorisierte "La La Land". Die Akademie-Mitglieder wählten als besten Schnitt Mel Gibsons "Hacksaw Ridge ? Die Entscheidung", der darüber hinaus auch den Oscar für "Ton" gewann. In der Sparte "Visuelle Effekte" setzte sich "Das Dschungelbuch" durch.

Die meisten Oscars erhielt wie erwartet "La La Land": sechs Statuetten von 14 Nominierungen. Allerdings gewann das Musical lediglich in zwei der "großen" Kategorien: Hauptdarstellerin und Regie. Als eigentlicher Gewinner kann deshalb eher "Moonlight" angesehen werden: Neben dem Haupt-Oscar "Bester Film" gewann er in den Sparten Adaptiertes Drehbuch und Nebendarsteller. Wie schon in den vorigen Jahren verteilten sich die Haupt-Oscars auf verschiedene Filme. Zwei Oscars gewann "Manchester by the See" in Originaldrehbuch und Hauptdarsteller (von sechs Nominierungen). Auch Mel Gibsons "Hack-saw Ridge" konnte zwei goldene Statuetten einheimsen: Ton und Schnitt (von sechs Nominierungen). Zu den Verlierern muss jedoch "Arrival" gerechnet werden ? der Science-Fiction-Film erhielt einen Oscar in "Tonschnitt" von acht Nominierungen. Leer gingen aber sowohl der sechs Mal nominierte "Lion ? Der lange Weg nach Hause" als auch "Hell oder High Water" (vier Nominierungen) sowie die dreifach nominierten "Hidden Figures ? Unerkannte Heldinnen" und "Jackie: Die First Lady" aus.
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