PUBERTIER, DAS - DER FILM | Das Pubertier
Filmische Qualität:   
Regie: Leander Haußmann
Darsteller: Harriett Herbig-Matten, Jan-Josef Liefers, Heike Makatsch, Detlev Buck, Monika Gruber, Justus von Dohnányi
Land, Jahr: Deutschland 2017
Laufzeit: 91 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: D
im Kino: 7/2017
Auf DVD: 10/2017


José García
Foto: Constantin

Jan Weiler wurde als Autor gleich mit seinem Debütroman "Maria, ihm schmeckt´s nicht!" (2006) bekannt, von dem 1,7 Millionen Exemplare über den Ladentisch gingen. Darin erzählt Weiler "Geschichten von meiner italienischen Sippe", deren Ton manchmal vergnüglich, manchmal skurril, immer aber liebenswürdig ist. Der Roman wurde 2009 unter der Regie von Neele Leana Vollmar verfilmt: "Maria, ihm schmeckt´s nicht!". Der Regisseurin gelang es, die eher losen Episoden in eine durchgängige Geschichte umzusetzen. In den darauffolgenden Jahren verarbeitete Jan Weiler die Pubertät seiner Tochter feuilletonistisch. In der "Welt am Sonntag" erschienen 22 Kolumnen unter dem Titel "Mein Leben als Mensch". Im Jahre 2014 wurden sie mit dem Buchtitel "Das Pubertier" gesammelt veröffentlicht.

Beim Buch "Das Pubertier" handelt es sich denn auch erneut um eine Sammlung loser Episoden, in denen ein Vater von seinen Erfahrungen mit der pubertierenden Tochter berichtet. Einige von ihnen tragen die Überschrift "Im Pubertierlabor", die vom ironischen Erzählton zeugen, beispielsweise: "Im Rahmen meiner privaten Langzeitstudie über das Sozialverhalten des gemeinen Pubertiers lesen Sie heute Forschungsergebnisse zum Themenkreis: Wie man eine Vierzehnjährige weckt". Diese Episode übernimmt die Verfilmung "Das Pubertier ? Der Film", deren Drehbuch von Regisseur Leander Haußmann und Jan Weiler stammt. Wie schon bei der Filmadaption von "Maria, ihm schmeckt´s nicht!" bestand die Schwierigkeit darin, nicht eine bloße Aufeinanderfolge von Gags zu präsentieren, sondern daraus eine einheitliche Filmhandlung zu entwickeln. Dies ist den Drehbuchautoren, so sei es vorausgeschickt, nur teilweise gelungen. Denn "Das Pubertier ? Der Film" haftet mehr als etwa bei der Verfilmung von "Maria, ihm schmeckt´s nicht!" ein episodenhafter Charakter an.

Nach einer kurzen Rückblende, in der Hannes (Jan Josef Liefers) in Erinnerungen an die Kindheit seiner Tochter Clara schwelgt, beginnt der Film ? angelehnt an das erste Kapitel im Buch "Vor dem Sturm" ? mit einer Art Einführung: Hannes ist zusammen mit seiner Frau Sara (Heike Makatsch) zu Besuch bei Freunden: Der Kriegsreporter Holger (Detlev Buck) und seine Frau Miriam (Monika Gruber) sprechen von Verständigungsproblemen mit ihrem pubertierendem Sohn Ewi. Obwohl Holger immer wieder beteuert: "Erziehung ist Kommunikation", reicht ein kurzer Auftritt Ewis (Leander Butz) vollkommen aus, damit sich Hannes und Sara aufs Schlimmste gefasst machen.

"Das Pubertier ? Der Film" erzählt aus der Sicht von Hannes, der als Journalist arbeitet. Als er jedoch bei seiner fast vierzehnjährigen Tochter Clara (Harriet Herbig-Matten) erste Anzeichen der Pubertät feststellt, und er wohl an Ewi denken muss, beschließt Hannes, ein Buch zu schreiben, um zu Hause arbeiten zu können. Im Gegenzug nimmt seine Frau Sara ihren Beruf wieder auf, von dem sie offenbar wegen der Kinder eine Pause eingelegt hatte. Denn außer Clara haben Hannes und Sara noch den etwa zehnjährigen Sohn Nick (Finn Noah Jund). Hannes möchte seine Tochter Clara in dieser schwierigen Lebensphase erziehen und von Alkohol, Jungs und anderen Verlockungen fernhalten. Das ist aber leichter gesagt als getan ? bald stellt es sich heraus, dass der Vater völlig überfordert ist, und in jedes nur erdenkliche Fettnäpfchen tritt. Um mit Clara zu sprechen: Hannes ist nur noch peinlich. Vielleicht hätte er sich ein Beispiel an seinem besten Freund Holger nehmen sollen, der sich lieber in Kampfhandlungen im Nahen Osten flüchtet, als zu Hause mit Ewi unter einem Dach leben zu müssen.

Als Rahmenhandlung für "Das Pubertier ? Der Film" dient die Party, die Clara zu ihrem 14. Geburtstag feiern möchte. Auf einige wirklich gelungene Einfälle ? die Jugendlichen erscheinen voll gepackt im Haus, als hätten sie sich statt für eine Übernachtung eher für ein vierzehntägiges Zeltlager ausgerüstet ? folgt eine ziemlich klamaukige Sequenz in der Polizeiwache, wo die Party unfreiwillig endet. Der Film findet keinen einheitlichen Ton.

"Das Pubertier ? Der Film" handelt von einem sichtlich überforderten Vater, der zwar die besten Absichten hat, aber immer wieder scheitert. Spielt Jan Josef Liefers Hannes bei allem Aktionismus noch etwas zurückgenommen, so ist der von Detlev Buck dargestellte Holger, eine Erfindung des Regisseurs, der in Weilers Buch nicht vorkommt, teilweise überdreht. Die Kabarettistin Monika Gruber gestaltet Holgers Frau Miriam ebenso karikaturhaft. Dafür bringt Heike Makatsch als Claras Mutter etwas Ruhe in den Film ein: Sie vertraut ihrer Tochter, und sieht ihre Entwicklung eher gelassen. Dass sie ihre Tochter viel besser kennt als der besorgte Vater, kommt etwa in einer Szene zum Ausdruck, als sie Clara fragt, wann sie das überlange, von Hannes ausgesuchte Kleid zurückbringen wird.

Wenn auch noch die von Justus von Dohnányi verkörperte Figur des "Übervaters" dazukommt, kann der Zuschauer daraus einfach schließen, dass sich nicht die Pubertierenden, sondern vielmehr die meisten Erwachsenen ganz schön merkwürdig verhalten. Demgegenüber sind die im Film auftretenden Jugendlichen, allen voran Harriet Herbig-Matten als Clara, meistens durchaus "normal". Die vielbeschworene Unsicherheit in der Pubertät, von der "Das Pubertier ? Der Film" die eine oder andere Kostprobe liefert, findet sich eher aufseiten der Eltern. Trotz einiger überdrehter Slapstickeinlagen bietet Leander Haußmanns Film auch interessante Beobachtungen über Pubertierende und deren Eltern.
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