PLANET DER AFFEN: SURVIVAL | War for the Planet of the Apes
Filmische Qualität:   
Regie: Matt Reeves
Darsteller: Andy Serkis, Woody Harrelson, Amiah Harris, Steve Zahn, Toby Kebbel, Karin Konoval
Land, Jahr: USA 2017
Laufzeit: 140 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G+
im Kino: 8/2017
Auf DVD: 11/2017


José Garcia
Foto: Twentieth Century Fox

"Ape-calypse now", heißt es auf einem Graffito mitten im Spielfilm "Planet der Affen: Survival", mit dem die Filmtrilogie abgeschlossen wird, die im Jahre 2011 mit "Planet der Affen: Prevolution" begann. Die drei Filme schildern die Vorgeschichte zum Science-Fiction-Klassiker "Planet der Affen" ("Planet of the Apes",1968). Basierend auf dem Roman "La planete des singes" (Pierre Boulle 1963) erzählte Franklin J. Schaffner im "Planet der Affen"-Urfilm von drei Astronauten, die nach einer Zeitreise im Jahr 3978 auf einem fremden Planeten landen, auf dem primitive Menschen von vernunftbegabten Affen beherrscht werden. Der Film endet mit der schockierenden Erkenntnis, dass sie in Wirklichkeit auf die Erde zurückgekehrt sind.

In "Planet der Affen: Prevolution" entwickelt im Rahmen der Erprobung eines Heilmittels gegen Alzheimer das gerade geborene Affenbaby "Caesar" nicht nur eine außergewöhnliche Intelligenz, sondern auch ein menschenähnliches Verhalten. Jahre später befreit Caesar eine Reihe Primaten aus einem Zoo, denen er dann dieses vermeintliche Heilmittel verabreicht. Die Affen erheben sich gegen ihre Unterdrücker, die Menschen. Sie ziehen sich zwar in den Wald zurück. Aber die Menschheit hat einen neuen Feind: Ein mysteriöses "Affen-Virus" dezimiert schnell die Erdbevölkerung. Im zehnten Jahr nach dem Ende des ersten Films angesiedelten "Planet der Affen: Revolution" haben sich Caesar und sein Affenstamm in einem Wald eingerichtet und dort eine Art Festung gebaut. Die wenigen überlebenden Menschen haben sich in San Francisco in einer Kolonie zusammengefunden. Sie wollen die menschliche Gesellschaft wieder aufbauen, wie sie einmal war. Mehr oder weniger zufällig kommt es zur Begegnung mit Caesar. Die Koexistenz der Menschen und Primaten wird auf die Probe gestellt, weil das immer wieder hergestellte Vertrauen zwischen Menschen und Affen stets von Neuem von Vertretern der beiden Parteien zerstört wird.

Als Vorspann des nun im Kino anlaufenden dritten Teil der Trilogie "Planet der Affen: Survival" fassen Schrifttafeln zusammen, was sich seit dem letzten Film zugetragen hat. Dies, zusammen mit einigen Informationen, die in einem Dialog etwa in der Mitte des Films geäußert werden, erklärt den Übergang zum "Ur-Film". Eine besondere Rolle kommt dabei ebenfalls der etwa zehnjährigen, stummen Nova (Amiah Miller), einem Menschenkind, das sich unerwartet als Bindeglied zwischen Affen und Menschen erweist.

"Planet der Affen: Survival" beginnt mit einer intensiven Kampfsequenz zwischen teils berittenen und bewaffneten Affen und Soldaten, die offenbar die einzigen Überlebenden der US-Armee sind. Befehligt werden sie von einem hochdekorierten US-Colonel (Woody Harrelson). Dessen Ziel: die endgültige Vernichtung der Primaten. Die Soldaten suchen seit Jahren nach Caesar. Menschen und Primaten kämpfen um die Vorherrschaft des Planeten. Bei dieser apokalyptischen Schlacht entscheidet sich, ob der blaue Planet ein "Planet der Affen" werden soll.

Wurde bereits in "Planet der Affen: Revolution" den Primaten mehr Aufmerksamkeit als den Menschen gewidmet, so erhält in "Survival" lediglich der Colonel ein Gesicht. Sein Charakter ist außerdem ziemlich klischeehaft und unzweideutig an den wahnsinnig gewordenen Colonel Kurtz aus Joseph Conrads "Heart of Darkness" beziehungsweise Francis Coppolas "Apocalypse Now" angelehnt. Caesar fällt nicht nur die Schlüsselrolle im Film zu. Darüber hinaus erzählt "Survival" aus seiner Perspektive mittels teils subjektiver Kamera. Caesar will den Krieg nicht, wird aber immer wieder zum Kämpfen gezwungen, weil er seine Familie schützen will. Caesar wird gar als Moses dargestellt, der seinen Stamm ins Gelobte Land führt. Bei ihm ist die Vermenschlichung der Primaten am meisten fortgeschritten ? vor allem seine Augen sind menschliche Augen.

Andy Serkis verkörpert ihn mittels Motion-Capture-Technik mit einem besonders komplexen und nuancierten Spiel. Für humorvolle Momente sorgt Bad Ape (Steve Zahn). Dank der visuellen Effekte in noch nicht dagewesener Perfektion wirkt die Interaktion Mensch-Affe absolut realistisch. Zur unheilvollen Stimmung trägt ebenfalls die beunruhigende Musik von Michael Giacchino bei, die sich sogar vor dem Film in einer eigenwilligen zum Logo des Filmstudios "Twentieth Century Fox" gehörenden Fanfare vernehmen lässt.

Die Handlung von "Planet der Affen: Survival" steuert gegenüber "Revolution" eigentlich wenig Neues bei. Die äußeren Ereignisse unterscheiden sich lediglich in Intensität von denen im zweiten Film der Trilogie. Wer in "Survival" die Entwicklung der Primaten von einer primitiven zur hochentwickelten Gesellschaft erwartet, die Schaffners Ur-Film von 1968 präsentiert, wird enttäuscht. Der Unterschied zwischen den beiden Teilen der Trilogie besteht eher in der inneren Einstellung der Protagonisten. Denn nach dem Ursprung und dem Aufstand der intelligenten Primaten im ersten und zweiten Film zeigt "Survival", wie nun die Rollen vertauscht werden: Die Menschen zeichnen sich durch eine "animalische" Zerstörungswut, die sich etwa in den an ein Konzentrationslager erinnernden Szenen ausdrückt. Caesar seinerseits, der lange Zeit auf eine friedliche Lösung aus war, wird nicht so sehr vom Freiheitsdrang, als vielmehr von Rachegefühlen geleitet, einer allzu menschlichen Empfindung. Deshalb leuchtet es ein, dies als den eigentlichen Ursprung des "Planet der Affen" zu sehen.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren