GEHEIME FENSTER, DAS | Secret Window
Filmische Qualität:   
Regie: David Koepp
Darsteller: Johnny Depp, John Turturro, Maria Bello, Timothy Hutton, Charles S. Dutton, Len Cariou, Joan Heney, John Dunn-Hill, Vlasta Vrana, Matt Holland
Land, Jahr: USA 2004
Laufzeit: 96 Minuten
Genre: Thriller
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: Columbia TriStar Film

Stephen King zählt zu den amerikanischen Suspense-Autoren, deren Werke immer wieder verfilmt werden: 81 Mal wird King etwa in der „Internet Movie Data Base“ als Stofflieferant für Spielfilme genannt. Zu den bekanntesten Verfilmungen eines Stephen King-Buches gehört „Misery“ (Bob Reiner, 1990, mit James Caan und Kathy Bates), die Geschichte des erfolgreichen Autors Paul Sheldon, der von einem psychopathischen Fan gepeinigt wird, damit Sheldon den Schluss seines jüngsten Werkes ändert. In seiner Story „Secret Window, Secret Garden“ variiert Stephen King dieses Grundprinzip des verfolgten Schriftstellers – nur dass jetzt der unheimliche Verfolger ein unzurechnungsfähiger Autorkollege ist. David Koepp hat Kings Kurzgeschichte für die Leinwand adaptiert; er führt auch Regie.

Der Schriftsteller Mort Rainey (Johnny Depp) macht eine schwere Krise durch: nachdem er von seiner Ehefrau betrogen wurde, hat sich Rainey in ein einsames Haus am See zurückgezogen. Dort kämpft der Autor verwahrlost in einem Sofa liegend gegen eine Schreibblockade. Eines Tages taucht wie aus dem Nichts ein Fremder auf, der sich als John Shooter (John Turturro) vorstellt, und der behauptet, Morts Kurzgeschichte „Das geheime Fenster“ sei ein Plagiat einer seiner Erzählungen. Das Manuskript, das Shooter dem verdutzten Rainey aushändigt, gleicht dessen Story in der Tat aufs Wort, nur Shooters Ende ist ein anderes. Obwohl sich Mort sicher ist, dieses Missverständnis schnell aufklären zu können, indem er Shooter einfach die Originalversion seiner Geschichte zeigt, die bereits ein Jahr vor der von Shooter erschienen ist, erweist sich genau das als ungemein schwierig: Denn plötzlich stellen sich unvorhergesehene Schwierigkeiten ein, die Mort daran hindern, noch rechtzeitig an das Original heranzukommen. Mort versucht nun herauszufinden, wer Shooter tatsächlich ist und ob er für all die eigenartigen Geschehnisse verantwortlich ist.

Obwohl „Das geheime Fenster“ im Unterschied zu „Misery“ in der Beziehung Mort Raineys zu seiner undurchschaubaren Exfrau Amy und deren neuem Freund Ted eine Nebenhandlung besitzt, konzentriert sich Regisseur David Koepp auf das Verhältnis zwischen Rainey und Shooter, die von Johnny Depp und John Turturro ausgeprägt glaubwürdig verkörpert werden, sind beide Schauspieler doch längst für ihre Darstellung seltsam komplexer, psychotischer Charaktere bekannt.

Eine der Stärken von „Das geheime Fenster“ besteht darin, dass das von Mort Rainey bewohnte Haus gleichsam als „dritte Figur“ mit Eigenleben in dieser Konstellation in Szene gesetzt wird. Das Haus bietet mit seinen vielen Spiegeln – zu denen auch die Wasseroberfläche des Sees, an dessen Ufer sich das Haus befindet, zu zählen ist – die Spiegelungsfläche für die Reflektion einer angeschlagenen Psyche, die in der großartig fotografierten Szene gipfelt, in der Mort in den Spiegel blickt und sich selbst von hinten sieht.

In „Panic Room“ (David Fincher, 2002), dessen Drehbuch von David Koepp verfasst wurde, wurde die Handlung auf einen fensterlosen Geheimraum reduziert. Obwohl in „Das geheime Fenster“ das Haus offen gebaut ist und an einem malerischen See liegt, schafft Autor und Regisseur Koepp einen ähnlichen klaustrophobischen Eindruck wie in „Panic Room“, um das Gefangensein des traumatisierten Schriftstellers in sich selbst auszudrücken.

Um den psychisch labilen Zustand des Schriftstellers adäquat in Szene zu setzen, verwendet Koepp und sein Kameramann Fred Murphy teilweise lange Kamerafahrten durch das Haus. Zum visuellen Konzept von „Das geheime Fenster“ gehört ebenfalls der Kontrast zwischen den grobkörnigen Aufnahmen, die den psychotischen Zustand Morts reflektieren, und den in ein sonniges Licht getauchten Rückblenden seiner glücklichen Zeit mit Amy.

Obwohl das Drehbuch durchaus stimmig aufgebaut ist und einige Überraschungen enthält, krankt es doch an der mangelnden Originalität der Story. Die vermeintlich überraschende Wendung von „Das geheime Fenster“ erweist sich als allzu vorhersehbar.
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