STORY OF BERLIN - DREHARBEITEN |
Filmische Qualität:   
Regie: Erik Schmitt
Darsteller: Marleen Lohse, Jeremy Mockridge
Land, Jahr: Deutschland 2017
Laufzeit: 0 Minuten
Genre:
Publikum:
Einschränkungen:


José Garcia
Foto: Sandy Kolbuch

Ein enger Tunnel in einem Keller. Durch diesen Tunnel müssen Kleo (Marleen Lohse) und Paul (Jeremy Mockridge) auf ihrer fantastischen Schatzsuche durch. Die Szene gehört zu dem Spielfilm "Story of Berlin", der zurzeit an 43 Drehtagen unter der Regie von Erik Schmitt in und um Berlin entsteht.

Im Mittelpunkt steht die abenteuerlustige, aber einsame Kleo. Sie lebt zurückgezogen, seitdem ihr Vater auf der Suche nach einer magischen Uhr bei einem tragischen Unfall starb. Aber Kleo hat eine besondere Gabe: Die Seele Berlins spricht zu ihr in Gestalt berühmter Berliner Persönlichkeiten. Als der Abenteurer Paul mit einer geheimnisvollen Schatzkarte zur magischen Uhr in ihr Leben eintritt, wittert Kleo die Chance, mithilfe der Uhr die Zeit zurückzudrehen, und den Unfall ungeschehen zu machen. Die Schatzsuche beginnt, bei der die Gebrüder Sass, die berüchtigten Meisterdiebe der zwanziger Jahre, eine bedeutende Rolle spielen. Kleo muss sich entscheiden: Die Geschichte neu zu schreiben, oder aber ihrem Glück eine Chance zu geben. Der Film verknüpft die drei Erzählstränge Schatzsuche, Liebesgeschichte und Berlins Geschichte zu einer Reise in die Vergangenheit, in die magische Seele von Berlin. "Story of Berlin" wird voraussichtlich Ostern 2018 im Kino starten.


Interview mit Regisseur Erik Schmitt und Hauptdarstellerin Marleen Lohse anlässlich der Dreharbeiten zu "Story of Berlin"

"Story of Berlin" besteht aus drei Elementen, einer Schatzsuche, einer Liebesgeschichte und aus der Geschichte der Stadt. In welchem Verhältnis stehen sie zueinander?

Erik Schmitt: Es ist wie eine umgekehrte Pyramide. Oben steht der Rahmen, das ist die Geschichte Berlins. Die Handlung ist die Schatzsuche: Kleo hat die magische Uhr verloren. Sie findet eine Schatzkarte, lernt Leute kennen. Das Kernstück ist das Emotionale: Kleo hat ihren Vater sehr früh verloren, ist deshalb traumatisiert. Sie kann deshalb keine Gefühle mehr zulassen. Paul gelingt es, den Panzer um Kleos Herz nach und nach zu zerstören. Alle drei Elemente bauen aufeinander auf.

Marleen Lohse: Auch wenn es etwas überladen klingt, sind die drei Ebenen untrennbar miteinander verwoben wie Schichten, die sich mit der Zeit zusammenpressen: Während der Schatzsuche lernen sich die beiden Protagonisten besser kennen. Und sie werden ständig von den "Mentoren" begleitet. Deshalb würde ich es als Ganzes betrachten. Ich finde interessant, dass Sie von den drei Elementen sprechen, weil ich es so nicht gesehen hatte. Natürlich ist es mir jetzt klar, aber ich sehe es eher als Ganzes.

Wer brachte die magische Uhr ins Drehbuch hinein? Ist damit die Idee verbunden, dass man die Zeit zurückdrehen könnte?

Erik Schmitt: "Story of Berlin" hatte schon immer etwas Magisches. Aber die Ko-Autorin Stefanie Ren, die vor einem halben Jahr dazukam, brachte die Idee mit der Uhr mit. Das war das fehlende Element, um alles miteinander zu verbinden. Die Uhr bringt es auf den Punkt. Natürlich ist damit die Frage verbunden: Kann man die Zeit zurückdrehen? Ist es wichtig, nur im Jetzt zu leben? Oder nach vorne zu schauen? Nach hinten zu gucken? Das ist die Grundfrage des Films.

Sie sind auch am Drehbuch beteiligt. Wann sind Sie dazugestoßen?

Marleen Lohse: Eigentlich von Anfang an. Wir haben es gemeinsam entschieden, als wir ein Stipendium von Wim Wenders bekommen haben. Ich fand die philosophische Frage, was wäre, wenn man noch einmal von vorne anfangen könnte, an sich sehr spannend. Durch die vielen Versionen des Drehbuchs hat sich diese Fragestellung gewandelt. Auch wir sind in den drei Jahren der Projektentwicklung andere Menschen geworden. Weil mich dieses Projekt sehr begleitet hat, ist es kaum trennbar von meiner eigenen Geschichte.

Was ändert sich, wenn man nicht nur Hauptdarstellerin, sondern auch am Drehbuch mitarbeitet? Haben Sie nun mehr Verantwortung?

Marleen Lohse: Absolut. Verantwortung der Figur gegenüber. Trotzdem ist es wahnsinnig wichtig, ab einem gewissen Punkt loszulassen. Denn eine neunzigminütige Dramaturgie ist auch Handwerk. Dies bedeutet, dass ich mich von Dingen verabschieden muss, die zwar wunderbar sind, die aber nicht in die Dramaturgie passen. So habe ich gemerkt, dass man davon etwas Abstand nehmen muss, um sich dann wieder in die Figur und in die Geschichte voll hineinwerfen zu können.

Sie haben die hauptsächliche Recherche über die Berliner Geschichte übernommen. Dabei sind Sie kein Berliner ...

Erik Schmitt: Na ja, ich bin zwar kein Berliner, weil ich nicht in Berlin geboren bin. Aber ich lebe so lange in Berlin, wie ich nirgendwo anders gewohnt habe. Ich begann die Recherche, weil mich die Frage interessiert: Hat ein Ort einen Geist, kann sich ein Ort erinnern? Wenn man in Berlin die Augen aufmacht, findet man überall "Stolpersteine" oder ein Haus, das eine Geschichte hat. Daher kam der Wunsch, diese Geschichten zu erzählen, in den Untergrund zu tauchen. Es gibt ein Comicbild, auf dem man unterschiedliche Schichten sieht: die Stadt oben, darunter weggeworfene SED-Abzeichen, Nazi-Zeichen, Dinge aus dem Ersten Weltkrieg ... Um diese unterschiedlichen Schichten geht es in "Story of Berlin".

Was für eine Rolle spielen die historischen Figuren, etwa Marlene Dietrich? Gibt sie Kleo ähnliche Tipps wie Humphrey Bogart der von Woody Allen gespielten Figur in "Mach? es noch einmal, Sam"?

Erik Schmitt: Es ist ein bisschen kleiner. Als Zehnjährige sah Kleo die Persönlichkeiten der Stadt, die mit ihr redeten. Als Erwachsene will sie nichts davon hören. Im Laufe der Handlung lernt sie aber, sie wieder zuzulassen, ihren Rat anzunehmen. Ganz zum Schluss tritt Marlene Dietrich in einer Bar-Szene auf, und gibt ihr einen wichtigen Ratschlag. Es ist ein kleiner Bestandteil, so ähnlich wie in Tim Burtons "Ed Wood", als der Held Orson Welles in einer Bar begegnet.

Marleen Lohse: Kleo hat in ihrer Kindheit etwas Traumatisches erlebt, und sich entschieden, keine Fantasie mehr in ihr Leben zu lassen. Sie sieht die Geister von damals eher als Feinde. Lange Zeit tauchen sie im Film nicht auf, bis sie ihre Einstellung ändert. Denn nur sie sieht sie. Sie finden in ihrer Welt statt.
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