LOGAN LUCKY | Logan Lucky
Filmische Qualität:   
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Channing Tatum, Adam Driver, Daniel Craig, Katie Holmes, Seth Macfarlane, Hilary Swank, Jack Quaid, Brian Gleeson
Land, Jahr: USA 2017
Laufzeit: 118 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 9/2017


José García
Foto: Studiocanal

Steven Soderbergh gehört zu den vielseitigsten amerikanischen Filmregisseuren überhaupt. Nachdem der 1963 in Atlanta geborene Filmemacher 2001 den Oscar in der Kategorie "Beste Regie" für den komplexen Drogen-Thriller "Traffic - Macht des Kartells" gewonnen hatte, und in derselben Kategorie für die Filmbiografie der Umweltaktivistin "Erin Brockovich" nominiert worden war, belebte Soderbergh mit der "Ocean´s"-Trilogie ("Oceans´s Eleven", 2001, "Ocean´s 12", 2004 und "Ocean´s 13", 2007) das Genre des sogenannten "Heist"- oder Raubüberfallsfilms neu. Vor nunmehr vier Jahren drehte Soderbergh seinen letzten Kinofilm, den Psychothriller "Side Effects - Tödliche Nebenwirkungen", um dann seinen Rückzug aus der Filmszene zu verkünden. Soderbergh konzentrierte sich danach aufs Fernsehen. Nach vier Jahren kehrt der amerikanische Regisseur doch noch zum Kino zurück. Mit seinem aktuellen Film für die große Leinwand knüpft er wenigstens äußerlich an die "Ocean´s"-Trilogie an: "Logan Lucky" erzählt die Geschichte eines dank eines ausgeklügelten Plans durchgeführten Raubzugs. Schauplatz ist kein Casino, sondern ein Autorennen. Aber um ähnlich viel Geld geht es beim unterirdischen Raubüberfall allemal.

Steven Soderbergh und seine Drehbuchautorin Rebecca Blunt führen ganz klassisch die Hauptfiguren ein, nachdem ein Straßenschild West Virginia als Handlungsort angibt. Die Brüder Logan scheinen vom Pech verfolgt zu werden: Jimmy Logan (Channing Tatum) verliert seine Arbeit auf einer Baustelle, weil er humpelt. Beiläufig schildert Soderbergh Jimmys Vorgeschichte: An der Highschool stach er als großes Football-Talent heraus, weswegen er ein Stipendium für eine namhafte Universität bekam. Leider zog er sich eine schwere Verletzung zu. Seine Sportkarriere war zu Ende, ehe sie richtig angefangen hatte. Studieren konnte er dann nicht. Deshalb hielt er sich mit Bau-Jobs über Wasser. Eine Zeit lang scheint dies gut gegangen zu sein. Nun aber haben die Versicherungsexperten der Firma ihn als Risikofaktor eingestuft, weshalb er sofort entlassen wurde. Die Geschichte seines Bruders Clyde (Adam Driver): Er verlor einen Unterarm im Irak-Krieg. Seitdem arbeitet er als Barmann, wobei Clyde im Mixen eines Martinis mit nur einem Arm eine gewisse Meisterschaft erlangt hat. So ergeben der Einarmige und der Humpelnde "zusammen einen ganzen Kerl".

Jimmy hat nun eine Idee: Bei seiner Arbeit an einer berühmten NASCAR-Rennstrecke hatte er erfahren, dass es wegen Ausbesserungsarbeiten gar nicht so schwer ist, an den Tresor zu kommen, in dem die Tageseinnahmen aufbewahrt werden. Allerdings stehen die Bauarbeiten kurz vor Schluss, so dass schnell gehandelt werden muss. Bald findet der "Coca Cola Cup 600" statt, zu dem hunderttausende Zuschauer erwartet werden. Dies wäre die Gelegenheit schlechthin. Der Haken: Joe Bang (Daniel Craig), der beste Tresorknacker und alter Bekannter der Logan-Brüder, sitzt im Gefängnis. Aber vor einer solchen Kleinigkeit schrecken die Logans nicht zurück, zumal sie endlich ihre Chance gewittert haben. Nun muss der Einbruchs- auch einen Ausbruchsplan einschließen, damit Joe aus dem Gefängnis ausbricht, den Tresor knackt und zum Gefängnis zurückkehrt, ehe es jemand bemerkt. Dafür können Jimmy und Clyde auf ihre beherzte Schwester Mellie (Riley Keough) zählen. Allerdings brauchen sie noch Verstärkung, und diese kommt in der Person der zwei Brüder Joes: Fish (Jack Quaid) und Sam Bang (Brian Gleeson) sind vermeintlich wiedergeborene Christen, die allerdings ihre kleinkriminelle Vergangenheit nicht ganz hinter sich gelassen haben ? nur dass sie einen "moralischen Grund" brauchen, um sich der Safeknacker-Bande anzuschließen.

Die Handlung erinnert zwar an die "Ocean´s"-Filme: Der Ausbruchs-Einbruchs-Plan, der ja im Mittelpunkt der Erzählung steht, muss ausgeklügelt genug sein, um die Spannung zu halten, andererseits aber auch manche Überraschung in der Hinterhand halten, damit der Zuschauer auch seinen Spaß an der Geschichte hat. Statt in der glitzernden Welt von Las Vegas spielt "Logan Lucky" allerdings auf dem Land in West Virginia und North Carolina. Die Handelnden scheinen auch nicht so smart und gewieft wie die Casino-Einbrecher in den "Ocean´s"-Filmen, ja teilweise können sie einfach als ganz schön tumb bezeichnet werden. Allerdings: Der Zuschauer kennt nicht den gesamten Plan, auch wenn die Protagonisten nicht gerade den Eindruck wecken, dass sie genau wissen, was sie tun. Aber der Schein trügt, natürlich.

Denn Steven Soderbergh, der ja selbst aus Georgia stammt, gibt seine Figuren der Lächerlichkeit keineswegs preis. Im Gegenteil: Sie sind ihm sichtlich ans Herz gewachsen. Damit stellt sich "Logan Lucky" den glatten Figuren und der egoistischen Casino-Scheinwelt der "Ocean´s"-Filme entgegen. Die vermeintlichen Hinterwäldler von "Logan Lucky" zeichnen sich durch konservative Werte wie Familie, Freundschaft und sogar einen gewissen Patriotismus aus. Ihnen gegenüber stehen die Wirtschaftsbosse, die ihr Profitstreben gegen die einfache Bevölkerung durchzusetzen versuchen. Der Subtext von "Lucky Logan" stellt eine Lobeshymne auf den "einfachen Mann" dar, der auf den ersten Blick etwas simpel gestrickt zu sein scheint, im Wesentlichen jedoch einfach familien- und heimatverbunden ist.
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