|
||||||||||||||||
JOSÉ GARCÍA Foto: Columbia TriStar Film ![]() Radio wird von den Bewohnern des Städtchens Anderson im US-Bundesstaat South Carolina, in dem die Geschichte angesiedelt ist, größtenteils ignoriert oder sogar schikaniert, etwa auch von den Footballspielern der örtlichen High School. Harold Jones, Trainer des Football-Teams, macht hingegen Radio zu seinem Schützling und überträgt ihm Hilfsaufgaben beim Training. Dank des Engagements Jones gelingt Radio eine gewisse soziale Integration, zumal Harold Jones den geistig behinderten Jungen einlädt, an seinem Schulunterricht teilzunehmen. Die Integration Radios geschieht natürlich nicht reibungslos, denn einerseits befürchtet die Schuldirektorin, die Gegenwart Radios in der Schule würde den normalen Unterricht stören, andererseits trifft Jones mit seiner Fürsorge für Radio auf den Widerstand einiger Bürger des Städtchens, die sich regelmäßig im Barber Shop versammeln, um die Football-Ergebnisse zu diskutieren. Unter der Führung des örtlichen Bankiers und Vaters des Stars der Footballmannschaft macht sich die Meinung breit, der Junge bedeute eine Ablenkung für die Spieler und deren Trainer. Sie nennen ihn Radio erzählt diese im Kern wahre Geschichte mit klassischen Mitteln: das Drehbuch folgt einer linearen Erzählweise, die Kameraführung nimmt sich ebenfalls konventionell aus, der unauffällige, aber wirkungsvolle Schnitt treibt die Erzählung im ruhigen Rhythmus voran. Neben einer für eine große Hollywood-Produktion typisch genau rekonstruierten Ausstattung, welche die siebziger Jahre wieder erstehen lässt, konzentriert sich Regisseur Mike Tollin vor allem auf die Figurenzeichnung. Sie nennen ihn Radio ist vorwiegend ein Schauspieler-Film: Cuba Gooding jr. gestaltet seinen Radio, wie wir den geistig Behinderten im Film seit Rain Man kennen, mit vielen Manierismen, mit einer eigens entwickelten Körpersprache. Ed Harris verkörpert Football-Trainer Harold Jones souverän wie immer. Sie nennen ihn Radio ist darüber hinaus bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt: Neben Alfre Woodard als Schuldirektorin erlebt der Zuschauer in Sie nennen ihn Radio vor allem das Comeback einer der großen Schauspielerinnen des US-amerikanischen Kinos: nach fast einem Jahrzehnt Leinwandabstinenz kehrt Debra Winger, die Anfang der achtziger Jahre für ihre Rollen in Ein Offizier und Gentleman (1982) und Zeit der Zärtlichkeit (1983) sowie dann in Shadowlands (1993) für den Oscar nominiert wurde, ins Kino zurück. Sie verleiht dem Part der Trainer-Ehefrau Linda Jones eine außergewöhnliche Intensität. Besonders die Rolle der Linda Jones hilft dazu, den Pathosgehalt einer solch sentimentalen Story zu reduzieren und ähnlich in Die Entscheidung ein erfrischend normales Familienbild zu bieten, das in Hollywood-Filmen immer seltener anzutreffen ist. In Sie nennen ihn Radio stehen darüber hinaus Menschlichkeit und Freundschaft sowie die verbindende und verändernde Kraft, die Sport in sich haben kann, im Vordergrund. |
||||||||||||||||
|