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JOSà GARCÃA Foto: Constantin Unter den Filmemachern stehen Drehbuchautoren hinter den Regisseuren eher in der zweiten Reihe. Selbst die alljährliche Verleihung des Oscars für âdas beste Drehbuch nach einer Vorlageâ beziehungsweise für âdas beste Originaldrehbuchâ wird eher von Fachleuten als vom groÃen Publikum zur Kenntnis genommen. Die Drehbuchautoren mit den meisten Oscar-Nominierungen der Geschichte â Woody Allen und Billy Wilder â sind denn auch in erster Linie als Filmregisseure bekannt, die ihre eigenen Skripte verfilmt haben. Dabei steht auÃer Frage, dass zwar ein uninspirierter Regisseur ein gutes Drehbuch vermasseln kann, aber umgekehrt keine noch so gute Regie aus einem schlechten Drehbuch einen herausragenden Film machen kann. Unter heutigen Drehbuchschreibern nimmt allerdings Charlie Kaufman eine Ausnahmestellung ein. Bereits sein erstes Drehbuch (âBeing John Malkovichâ, Spike Jonze 1999) machte ihn über Nacht weltbekannt, entwickelte er doch darin die skurrile Idee, dass jedermann durch einen Geheimgang ins Gehirn des Schauspielers John Malkovich gelangen konnte. Das Verwirrspiel um Erzählebenen, Realität und Traumwelt steigerte Kaufman in seinem zweiten Drehbuch (âAdaptationâ, Spike Jonze 2003, siehe Filmarchiv) mittels mehrerer Ebenen der Rückblenden. Das Ende von âAdaptionâ hinterlieà jedoch einen faden Nachgeschmack, weil Autor Charlie Kaufman und Regisseur Spike Jonze zunehmend Action und âSex and Crimeâ-Elemente in die Handlung einflieÃen lieÃen, die der eigentlichen Intention des Filmes konterkarierten. Obwohl deshalb auf der letztjährigen Berlinale, wo Spike Jonze für âAdaptationâ mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, die Kritikermeinungen gespalten blieben, wird Charlie Kaufman seitdem als âjüngstes Drehbuchwunderâ angepriesen. So wurden an sein neues Drehbuch hohe Erwartungen geknüpft, das allerdings nicht von Spike Jonze, sondern vom bislang als Videoclipkünstler arbeitenden Michel Gondry verfilmt wurde: âVergiss mein nicht!â (âEternal Sunshine of the Spotless Mindâ). Wie in âBeing John Malkovichâ steht auch in âVergiss mein nichtâ eine bizarre Idee im Zusammenhang mit dem Gehirn im Mittelpunkt: die Erfindung einer Firma, Erinnerungen aus dem Gehirn gezielt zu löschen â die ideale Lösung für eine enttäuschte Liebe. Von der Existenz einer solchen Firma erfährt Joel Barish (Jim Carrey) durch eine Indiskretion. Plötzlich versteht er aber, warum Clementine Kruczynski (Kate Winslet), mit der er eine zweijährige Beziehung unterhielt, sich verhält, als kannte sie ihn gar nicht. In seiner Verzweiflung beschlieÃt Joel, die gleiche Prozedur über sich ergehen zu lassen. Als der Löschvorgang beginnt, laufen die zwei Jahre der Beziehung mit Clementine nochmals rückwärts in Joels Unterbewusstsein ab. Irgendwann einmal indes, als die glücklichsten Momente ihrer Liebe gelöscht werden sollen, rebelliert Joels Unterbewusstsein: Er versucht, Clementine in seinen Kindheitserinnerungen vor dem Gedächtnis-Löschteam zu verstecken. Einmal mehr wirbelt ein Kaufman-Skript Zeiten und Ebenen, Realität und Traumwelt kräftig durcheinander. In der rasanten Schnittfolge der Bilder erweist sich Videoclipautor Gondry als virtuoser Regisseur, der etwa einen Dialog statt mit konventionellen Schuss-Gegenschuss-Einstellungen durch eine innovative Kameraführung einfängt, und darüber hinaus Tricktechnik nicht als Selbstzweck, sondern zur Unterstützung der Dramaturgie einsetzt: mit Hilfe der digitalen Nachbearbeitung wird fulminant dargestellt, wie sich in Joels Erinnerungen Orte und Gegenstände aufzulösen beginnen. Aber das Verwirrspiel mit der Chronologie in âVergià mein nicht!â stellt kein selbstverliebtes Experimentalkino dar. Denn jenseits einer etwas oberflächlichen Sicht von Liebesbeziehungen setzt sich der bis in die Nebenrollen hervorragend besetzter Film kritisch mit der Reduzierung des Menschen auf seine Rationalität auseinander. Im Sieg des Gefühls über die Technik liegt die Botschaft dieses auÃergewöhnlichen Filmes. So darf die bereits angekündigte dritte Zusammenarbeit Charlie Kaufmans mit Spike Jonze wieder einmal mit Spannung erwartet werden. |
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