ARTHUR & CLAIRE | Arthur & Claire
Filmische Qualität:   
Regie: Miguel Alexandre
Darsteller: Josef Hader, Hannah Hoekstra, Rainer Bock, Guy Clemens, Pepijn Schoneveld
Land, Jahr: Deutschland 2017
Laufzeit: 98 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 3/2018
Auf DVD: 9/2018


José García
Foto: universum

Die letzten Spielfilme von Michael Haneke haben die Diskussion um aktive Sterbehilfe im Film neu entfacht, zumal der österreichische Regisseur mit "Liebe" in Cannes die Goldene Palme gewann. In "Liebe" schilderte Haneke die Tötung auf Verlangen einer an Demenz erkrankten Frau durch ihren Mann als "Akt der Liebe". Fünf Jahre später brachte Haneke mit "Happy End" eine Art Fortsetzung von "Liebe" ins Kino, zumal der jeweilige Protagonist in beiden Filmen Georges hieß und von Jean-Louis Trintignant dargestellt wurde. In beiden Filmen wird Georges´ Tochter außerdem von Isabelle Huppert gespielt. Trotz einiger Unterschiede zwischen den beiden Filmen nimmt Georges in "Happy End" einen ausdrücklichen Bezug auf "Liebe": "Ich habe sie erstickt", sagt er hinsichtlich des Todes seiner Frau. Im Mittelpunkt von "Happy End" stehen Georges´ Selbstmordabsichten: Der langsam an Demenz Erkrankende sitzt nach einem Selbstmordversuch im Rollstuhl. In einer tragikomischen Szene bietet er sogar einem verdutzten Friseur Geld an, wenn er ihm beim Suizid assistiert.

Im nun im Kino anlaufenden Spielfilm "Arthur & Claire" erzählen Regisseur Miguel Alexandre und sein Mit-Drehbuchautor Josef Hader frei nach dem gleichnamigen Theaterstück von Stefan Vögel vom schwerkranken Arthur (Josef Hader selbst), der in einer Amsterdamer Klinik von einem befreundeten Arzt (Rainer Bock) in Form einer Todesspritze die Erlösung von seinem Krebsleiden erhalten will. Als er am Vorabend in seinem Hotel einen Brief an seinen Sohn zu schreiben versucht, wird Arthur von der lauten Musik im Nebenzimmer abgelenkt. Dort bereitet sich die verzweifelte Claire (Hannah Hoekstra) auf ihren Selbstmord vor. Nun setzt Arthur alles daran, die junge Frau davon abzubringen ? was auf Gegenseitigkeit beruht. Denn auch Claire ist darum bemüht, Arthur vom (assistierten) Selbstmord abzuhalten. Die beiden Lebensmüden ? woher dies bei ihr herrührt, will Claire zunächst auf gar keinen Fall verraten ? streifen durch die Amsterdamer Nacht. Der gemeinsame Besuch von Restaurants und Coffee Shops lässt aus der Schicksalsgemeinschaft eine außergewöhnliche Freundschaft werden, eine Art Vater-Tochter-Beziehung, die den beiden hilft, den jeweiligen Entschluss zu überdenken.

In "Arthur & Claire" trifft ein Mann in den Fünfzigern, der Angst vor dem Tod hat, auf eine junge Frau, die sich vor dem Leben fürchtet. "Die künstlerische Herausforderung lag darin", so Regisseur Miguel Alexandre, "das gewichtige Thema des Todes in eine Tonalität zu überführen, die eine feine Gratwanderung zwischen Ironie, schwarzem Humor und wahrhaftiger Emotion beschreitet." Mit Lakonie, schwarzem Humor und witzigen Dialogen inszeniert Alexandre diese Begegnung, die buchstäblich um Leben und Tod kreist. Ein anrührender, großartig gespielter Film, der dem Thema Selbstmord und Sterbehilfe einige neue Aspekte hinzufügt.
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