7 TAGE IN ENTEBBE | 7 Days in Entebbe
Filmische Qualität:   
Regie: José Padilha
Darsteller: Daniel Brühl, Rosamund Pinke, Eddie Marsan, Lior Ashkenazi, Denis Menochet, Ben Schnetzer, Nonso Anozie
Land, Jahr: USA / Großbritannien 2018
Laufzeit: 107 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 5/2018
Auf DVD: 9/2018


José Garcia
Foto: entertainment one

Der brasilianische Regisseur José Padilha rekonstruiert in "7 Tage in Entebbe" akribisch die Entführung einer in Tel Aviv gestarteten Air-France-Maschine mit 248 Passagieren im Sommer 1976. Zwei der Entführer sind Mitglieder der radikalen "Volksfront für die Befreiung Palästinas", die zwei anderen sind Deutsche: der Mitbegründer der linksextremistischen Revolutionären Zellen Wilfried Böse (Daniel Brühl) und seine Lebensgefährtin Brigitte Kuhlmann (Rosamunde Pike), die ebenfalls zu den Gründern der Revolutionären Zellen gehörte. Sie wollen damit 53 inhaftierte Mitstreiter freipressen. Der Flug wird nach Entebbe in Uganda umgeleitet, wo sie von Diktator Idi Amin Dada (Nonso Anozie) mit offenen Armen empfangen werden. Da sich unter den Geiseln 83 Israelis befinden, löst die Entführung eine Krise in der israelischen Regierung aus: Verteidigungsminister Schimon Peres (Eddie Marsan) befürwortet eine militärische Befreiung, Premierminister Yitzhak Rabin (Lior Ashkenazi) zieht auch Verhandlungen in Erwägung.

Für "7 Tage in Entebbe", der beim diesjährigen Berlinale-Wettbewerb außer Konkurrenz erstmals gezeigt wurde, bevorzugt Kameramann Lula Carvalho eine unmittelbare, teils wacklige Kameraführung. Penibel werden in der Ausstattung, in der Kleidung sowie in vorherrschenden Braun- und Orangetönen die 1970er wiederbelebt. José Padilha setzt ein besonderes Stilmittel ein: Zu Beginn zeigt er die "Chair dance"-Performance der Batsheva Dance Company von Ohad Naharin. Diese Darbietung, zu der er immer wieder schneidet, rahmt die Haupthandlung ein. Sie steht offensichtlich für den Wunsch nach einer gemeinsamen Lösung des Palästinenserkonflikts. Damit hängt auch die neutrale Haltung zusammen, um die Drehbuchautor Gregory Burke und Regisseur José Padilha stets bemüht sind.

Allerdings geht diese Bestrebung mit einem gewissen pädagogischen Gestus einher, der sich in etwas gekünstelten Dialogen ausdrückt. Weitaus weniger investieren die Filmemacher in Charakterzeichnung. Lediglich bei Böse ist ein Konflikt erkennbar, als die palästinensischen Entführer beginnen, die israelischen Geiseln auszusondern. Denn der sich als Gerechtigkeitskämpfer für die Palästinenser verstehende Böse würde dann ausgerechnet wie die Nazis handeln.
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