PAULUS, DER APOSTEL CHRISTI | Paul, Apostle of Christ
Filmische Qualität:   
Regie: Andrew Hyatt
Darsteller: Jim Caviezel, James Faulkner, Olivier Martinez, Joanne Whalley, John Lynch, Yorgos Karamihos, Antonia Campbell-Hughes
Land, Jahr: USA 2018
Laufzeit: 103 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 7/2018
Auf DVD: 8/2018


José García
Foto: © 2018 Tarsus LLC. All Rights Reserved

Zur Regierungszeit Neros verwüstete im Juli 64 ein Großbrand die Stadt Rom. Bereits damals entstand das Gerücht, der Kaiser selbst habe den Brand verursacht, um Rom nach eigenen Plänen wieder aufzubauen. Deshalb habe er die Schuld auf die Christen abgewälzt. Obwohl die Brandstiftung-These von der modernen Geschichtsschreibung angezweifelt wird, steht fest, dass Nero eine der grausamsten Christenverfolgungen der Antike entfachte. Christen wurden nicht nur zur Volksbelustigung den Tieren vorgeworfen und ans Kreuz geschlagen, sondern auch als menschliche Fackeln verbrannt.

Eine solche "Fackel des Nero" ist auch in dem Spielfilm "Paulus, der Apostel Christi" zu sehen, der gerade als DVD veröffentlicht wurde. Das Drehbuch von Regisseur Andrew Hyatt und seinem Mit-Autor Terence Berden beginnt mit der Ankunft des Evangelisten Lukas (Jim Caviezel) in Rom, um den im Mamertinischen Kerker gefangengehaltenen Paulus (James Faulkner) dazu zu bewegen, ein handgeschriebenes Zeugnis der Apostelgeschichte zu hinterlassen. Weil "die Bewegung wächst" gebe es nun viele Christen, die Paulus nicht getroffen haben, ja ihn niemals treffen werden. "Aus demselben Grund", so der griechische Arzt, "verfasste ich für Theophilus einen Bericht über unseren Herrn Jesus Christus, damit er die Geschichte Christi kennt". Der Film konzentriert sich vor allem auf die Gespräche, die Paulus und sein Schüler führen, während Lukas den Bericht des Paulus niederschreibt. Darin fließen bekannte Zitate aus dem Neuen Testament ein. Vom Leben des Paulus wird lediglich sein früheres Toben gegen die ersten Christen - etwa seine Zustimmung zur Steinigung des Stephanus - sowie seine Bekehrung auf dem Weg nach Damaskus in Rückblenden bebildert.

Ein zweiter Handlungsort von "Paulus, der Apostel Christi" ist das Versteck der verfolgten Christen. Dort harren einige Familien um das ebenfalls aus der Heiligen Schrift als Pauli Mitarbeiter bekannte Ehepaar Priska (Joanne Whalley) und Aquila (John Lynch) aus. Die Handvoll Christen stellt sich die Frage, ob sie auf die Gefahr hin in Rom bleiben sollen, dass sie alle vernichtet werden. Oder sollen sie eher die neue Lehre in andere Städte tragen? Es fehlt auch nicht an Hitzköpfen, die unbedingt kämpfen wollen - gegen die ausdrücklichen Anweisungen von Priska und Aquila sowie Paulus, die ja zur Gewaltlosigkeit mahnen: "Liebe ist der einzige Weg." Als dritten Protagonisten des Filmes führen Andrew Hyatt und Terence Berden den Präfekten Mauritius (Oliver Martinez) ein. Er soll Paulus bis zu dessen Hinrichtung bewachen - als römischer Bürger darf Paulus nicht auf unehrenhafte Art und Weise, etwa durch das Kreuz, sondern nur durch das Schwert sterben. Mauritius versteht zwar nicht, wie dieser alte und schwächlich aussehende Mann eine Bedrohung für das römische Reich darstellen kann. Bald hat er jedoch andere Sorgen, weil seine Tochter von einer geheimnisvollen Krankheit heimgesucht wird. Weder Ärzte noch Roms Gottheiten, an die sich Mauritius und seine Frau Irenica (Antonia Campbell-Hughes) inständig wenden, können Heilung bringen.

Dass "Paulus, der Apostel Christi" über kein hohes Budget verfügt, wird an manchen Stellen deutlich. So werden kaum Massenszenen oder auch Totalen angeboten, die ja die Errichtung von ganzen Straßenzügen notwendig gemacht hätten. Ein Beispiel: Als Christen in den Zirkus geführt werden, wird lediglich der Innenraum gezeigt, aus dem sie in ein grelles Licht kommen. Solche Zirkusszenen kennt der Zuschauer aus etlichen Filmen. "Weniger ist mehr", führt etwa dazu der Regisseur in einem der DVD als Bonusmaterial beigegebenen Interview aus. Darin erzählt Andrew Hyatt ebenfalls, dass sein Film aus dem Wunsch entstanden sei, ein größeres Publikum an seiner eigenen Bekehrung teilhaben zu lassen.

Trotz des verhältnismäßig kleinen Budgets sind die Drehorte - gedreht wurde auf Malta - gut gewählt. Insbesondere der ebenfalls dort existierende Kerker wirkt authentisch. An den Stoffen wird außerdem die ganze Arbeit sichtbar, die von der Produktionsdesign- und Kostümabteilung geleistet wurde.

Die größte Stärke des Films liegt aber in der schauspielerischen Leistung der Protagonisten: Der insbesondere aus Mel Gibsons "Die Passion Christi" bekannte Jim Caviezel stellt Lukas als gläubigen Menschen dar, der allerdings an der Bosheit der Welt zu verzweifeln droht. Der Shakespeare-Darsteller James Faulkner verkörpert einen Paulus, der zwar äußerlich gebrechlich, aber im Innern ungebrochen ist. Er möchte Lukas so stärken, dass dieser einen so starken Glauben wie seinen eigenen hat. In ihrer Vater-Sohn-ähnlichen Beziehung ist auch Platz für humorvolle Einfälle. Nicht zuletzt bietet der Film auch eine anregende Interpretation des "Stachels im Fleisch" von Paulus, der Theologengenerationen Kopfzerbrechen bereitet hat.

Mit ihrem den verfolgten Christen in aller Welt gewidmeten Werk setzen die Filmemacher einem der Apostelfürsten, aber auch dem hervorragenden Arzt - dass er als solcher dargestellt wird, ist keineswegs von geringer Bedeutung - und Evangelisten Lukas eine Hommage. Aber "Paulus, der Apostel Christi" ist noch mehr, weil er durchaus den eigenen Glauben stärken und das eigene Gebetsleben bereichern kann.

"Paulus, der Apostel Christi". Regie: Andrew Hyatt, USA 2018, 103 Minuten, EAN 403-052175-280-1, EUR 9,99

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