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José García Foto: ARD ![]() Mit ihrer "kaleidoskopischen Erzählung" (so Mit-Regisseur Tom Tykwer) entwirft die Serie "Babylon Berlin" ein politisches und gesellschaftliches Bild Berlins am Vorabend der nationalsozialistischen Machtübernahme. Deutlich wird die Kehrseite der rauschenden Feste in den "goldenen Zwanzigerjahren" ? ein Begriff, gegen den sich der damals als Kaplan in Berlin wirkende spätere Bischof von Münster Clemens August von Galen entschieden verwahrte ? gezeigt: Armut und grassierende Arbeitslosigkeit sowie unmenschliche Lebensbedingungen in den Arbeiter-Mietskasernen im Kontrast zum unvorstellbaren Reichtum der Großindustriellen auf der einen, die aufkommenden Straßenkämpfe zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten auf der anderen Seite, auch wenn im Frühjahr 1929 noch die Kommunisten das Straßenbild beherrschen: Die blutige Niederschlagung einer ungenehmigten, von der KPD organisierten Demonstration vom 1. bis 3. Mai 1929, bei der 33 Zivilisten getötet sowie zahlreiche Demonstranten und Unbeteiligte verletzt wurden, die als "Blutmai" oder "Mai-Unruhen" in die Geschichte einging, gehört zu den Höhepunkten der 4. Folge. Dazu führt Mit-Regisseur Henk Handloegten aus: "Es ist ein Kriminalfilm ? es gibt mehrere spannende Fälle. Auf den zweiten Blick geht es darum, wie die Staatsform, die damals in Deutschland war, die Demokratie, langsam erodiert." Der dritte Mit-Regisseur Achim von Borries ergänzt: "Es gibt den ganz großen Bogen um die große deutsche Katastrophe: Wie ist sie möglich gewesen, und wie sind die Leute hineingeschlittert." Innovativ in ihrer die verschiedenen Erzählebenen miteinander verknüpfenden Inszenierung, mit hervorragendem Szenen- und Kostümbild sowie einer Kameraführung, die das Dynamisch-Berauschende mit der Liebe zum Detail kombiniert, zeigt "Babylon Berlin" insbesondere auch den sittlichen Niedergang, der sich im "Moka Efti" verdichtet, dem Varieté und Bordell, in dem Kommissar Gereon Rath die Filmrollen findet, die Gegenstand der Erpressung sind. In "Babylon Berlin" spielt die damals verbreitete, aber noch illegale pornographische Industrie eine bedeutende Rolle. In einer der ersten Szenen platzt die Polizei mitten in die Dreharbeiten eines solchen Machwerks hinein. Dass der dabei gedrehte Pornofilm darüber hinaus für Christen hochgradig beleidigend, ja als blasphemisch einzustufen ist, trübt allerdings den Gesamteindruck der durchaus spannenden und innovativen Fernsehserie. "Babylon Berlin". 16-teilige Fernsehserie a ca. 45 Minuten. Regie: Tom Tykwer, Henk Handloegten, Achim von Borries. Folgen 1-3 am Sonntag, den 30. September. Folgen 4-6 am Donnerstag, den 4. Oktober. Folgen 7-8, 9-10, 11-12, 13-14 und 15-16 jeweils an den darauf folgenden Donnerstagen. Jeweils 20.15 Uhr im Ersten. |
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