RUBY & QUENTIN - DER KILLER UND DIE KLETTE | Tais-toi!
Filmische Qualität:   
Regie: Francis Veber
Darsteller: Reno, Gérard Depardieu, André Dussollier, Richard Berry, Leonor Varela
Land, Jahr: Frankreich/Italien 2003
Laufzeit: 87 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: splendid film

Der französische Regisseur Francis Veber wurde einem breiten Publikum als Drehbuchautor der Komödie „Die Filzlaus“ bekannt, die im Jahre 1973 mit Lino Ventura und Jacques Brel in den Hauptrollen inszeniert wurde. Diese handelte von einem redseligen Einfaltspinsel, der sich einem kühlen Killer aufdrängt. Die vergnügliche Geschichte hatte damals einen solchen Erfolg, dass 1981 kein geringerer als Billy Wilder mit dem Titel „Buddy, Buddy“ ein „Remake“ drehte, in dem Jack Lemmon den Killer und Walter Matthau die „Filzlaus“, die sich an den Killer klettet, spielten.

Dem neuen Film Vebers „Ruby & Quentin. Der Killer und die Klette“, bei dem der französische Altmeister nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern auch Regie führte, liegt dieselbe Idee zugrunde. Wer aber befürchtete, dass Veber lediglich ein Remake seiner früheren Erfolge liefern würde, sieht sich angenehm überrascht: Wurde in „Die Filzlaus“ und in „Buddy, Buddy“ ein Mörder in einem Hotelzimmer von einem suizidgefährdeten Tolpatsch an der Ausführung seiner Tat gehindert, so ist die Handlung von „Ruby & Quentin“ ungleich abwechslungsreicher.

Der Kleinkriminelle Quentin (Gérard Depardieu) und der Auftragskiller Ruby (Jean Reno) lernen sich in einer Gefängniszelle kennen. Dort wurden sie vom Kommissar und dem Gefängnispsychologen zusammen eingesperrt, in der Hoffnung, dass Quentin, der mit seiner Redseligkeit bereits etliche Zellengenossen in den Wahnsinn getrieben hat, auch den Gangster zum Sprechen bringt. Denn dieser hat die Beute seines Bosses versteckt und weigert sich, den Ort des Verstecks preiszugeben.

Doch Quasselstrippe Quentin schafft es nicht: Ruby schweigt beharrlich, was der leicht beschränkte Quentin als Zeichen von Freundschaft deutet: Schon träumt er von einem „Café bei den zwei Freunden“, das er nach seinem Ausbruch aus dem Gefängnis eröffnen will. Der Ausbruch gelingt tatsächlich, und so macht sich das ungleiche Paar auf die Flucht, verfolgt sowohl von der Polizei als auch von den Gangstern.

Francis Veber gelingt es, die Balance zwischen lustiger Komödie und Actionfilm, in den sie abzugleiten droht, zu halten. Wenn auch der Film nicht über die gesamte Länge den gleichen Rhythmus halten kann, ist es dem erfahrenen Autor und Regisseur zu Gute zu halten, dass er die für klassische Komödien als Richtlinie geltenden 90 Minuten nicht auf jeden Preis erreichen wollte. Besonders erfreulich am Humor von „Ruby & Quentin“: die Situationskomik schlittert nie ins für gegenwärtige Hollywood-Komödien allzu oft typisch Vulgäre hinein. Vielmehr wird hier dem Wortwitz ausgiebig gefrönt – wie etwa schon im Vebers Meisterwerk „Dinner für Spinner“ (1998). Obwohl „Ruby & Quentin“ nicht den Tiefgang dieser grandiosen Komödie besitzt, wird im neuen Veber-Film die Unterhaltung in keinem Augenblick seicht. An manchen Stellen erinnert Gérard Depardieu Quentin an die Darstellung des einfachen Gemüts François Pignon durch Jacques Villeret in „Dinner für Spinner“, ohne dass es sich um reine Nachahmung handeln würde.

Nicht nur Depardieu fühlt sich in der Darstellung des liebenswürdigen Trottels sichtlich wohl; auch Jean Reno zeigt sich in seiner Parodie auf seine eigenen Killer-Rollen, insbesondere auf die des Auftragskillers in „León, der Profi“ (1994), bestens aufgelegt. Mit seinem ungleichen Paar bewegt sich Francis Veber in seinem Element, das er seit nunmehr dreißig Jahren meisterhaft beherrscht.
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