WEGE DES HERRN | Herrens veje
Filmische Qualität:   
Regie: (Creator): Adam Price
Darsteller: Lars Mikkelsen, Morten Hee Andersen, Simon Sears, Ann Eleonora Jørgensen, Fanny Louise Bernth, Joen Højerslev, Laura Bro, Camilla Lau, Yngvild Støen Grotmol, Joachim Fjelstrup, Patricia Schumann
Land, Jahr: Dänemark 2018
Laufzeit: 585 Minuten
Genre:
Publikum: Erwachsene
Einschränkungen: X
im Kino: 12/2018


José García
Foto: Arte

Johannes Krogh (Lars Mikkelsen), Probst der evangelisch-lutherischen Volkskirche Dänemarks, steht in einer 250-jährigen Familientradition: Auf die acht Generationen Pfarrer aus der Familie Krogh weisen die entsprechenden Porträts im Pfarrhaus hin, die die Kamera in der ARTE-Serie "Wege des Herrn" immer wieder ins Bild rückt. Bald könnte der charismatische Probst seine Vorfahren sogar übertreffen. Denn die Wahl zum Bischof von Kopenhagen steht an. Johannes hatte die größten Chancen vor dem "Wahlkampf". Aber eine unüberlegte, politisch unkorrekte Äußerung über den Islam bringt ihn um das Amt. Gewählt wird die kalt-berechnende Monica (Laura Bro), die als Bischöfin die Kirche wie ein Unternehmen führt und die unprofitablen Kirchen schließen will. Aus Frust fällt Johannes für mehrere Tage in ein "Suff-Loch". Er wird später sein Alkoholproblem überwinden, aber bei einem Rückfall muss er sogar wegen Alkoholvergiftung ins Krankenhaus.

Alkoholsucht ist jedoch nicht der einzige Makel an dem in der Kirche souverän auftretenden Probst. Im Mittelpunkt der dänischen Serie "Wege des Herrn" steht das Verhältnis des "fantastischen Pfarrers, aber schrecklichen Vaters" zu seinen zwei Söhnen Christian (Simon Sears) und August (Morten Hee Andersen). Der älteste Sohn Christian gab das Theologie-Studium als eine Art Rebellion gegen seinen Vater auf. Nach einer Affäre mit der Freundin seines besten Freundes fährt er nach Nepal, wo er mit dem Buddhismus in Berührung kommt. Nach seiner Rückkehr schreibt Christian ein Buch, das als "Abrechnung mit seiner Generation, mit seinem Vater, mit der westlichen Gesellschaft" beworben wird. Den christlichen Glauben hatte er schon längst verloren. August steht als brillantem Prediger eine große Zukunft bevor. Aber ein traumatisches Erlebnis bei einem Auslandseinsatz als Militärpfarrer wirft ihn aus der Bahn. Bald beginnt er zu zweifeln: "Ist Zweifel nicht Grundlage des Glaubens?". Nachdem August einer Konfirmandin bei einer Abtreibung geholfen hat, verliert er seine Kirche. Nun will er "eine Kirche aufbauen, die ihn erfüllt". August wird Straßenpfarrer und hilft illegalen Flüchtlingen, womit er auch mit den Behörden Probleme bekommt. Endlich "hilft er Menschen" — heißt es —, statt nur sonntags in der Kirche "Unterhaltung anzubieten".

Aber nicht nur mit seinen Söhnen hat der tyrannische Vater Johannes zu kämpfen. Auch seine Ehe mit Elisabeth (Ann Eleonora Jorgensen) steht vor dem Aus, nachdem ihr sein Verhältnis zu einer Mitarbeiterin bekannt wurde, und Elisabeth selbst eine lesbische Beziehung zur norwegischen Geigerin Liv (Yngvild Stoen Grotmol) beginnt.

Adam Price zielt in seiner Serie auf den Zwiespalt zwischen dem Glauben der Kirche und den Schwächen der Kirchenvertreter. Wie viele Atheisten auch lässt er jedoch lieber das Alte Testament anklingen, als auf eine aus der Liebe zu Gott erwachsene christliche Nächstenliebe hinzuweisen. Eine "echte" Solidarität verortet Adam Price dann eher im Einsatz für islamische Flüchtlinge als innerhalb der Kirchenmauern. "Wege des Herrn" handelt zwar von einer evangelischen Pfarrersfamilie, in der aber der christliche Glaube entweder leblos, verloren gegangen ist oder gegen Sozialarbeit ausgetauscht wird.

"Die Wege des Herrn", Autor: Adam Price. Zehn Episoden mit insgesamt 585 Minuten, bis zum 29. Dezember in der Mediathek von Arte abrufbar.



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