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José García Foto: Universal ![]() Der Film handelt vorwiegend von den haarsträubenden Methoden, denen sich Jared unterziehen muss. Wäre der Film nach seinem Ausbruch aus dem Programm zu Ende gegangen, wäre der Zuschauer sicher entrüstet über die sektenähnlichen Praktiken aus dem Kino gegangen. Aber in einem Epilog "vier Jahre später" kommt die darüber hinausgehende Intention des Filmes offen zutage: Nachdem Jared einen Artikel in der "New York Times" veröffentlicht hat - und somit im Mainstream angekommen ist -, tritt er seinem Vater gegenüber selbstsicher auf: "Ich bin schwul. Und ich bin Dein Sohn. Ich werde mich nicht ändern. Du wirst Dich ändern müssen." In diesem Gefühl der Rechtfertigung kommt die selbstgerechte Aussage des Filmes zum Ausdruck. In den Vereinigten Staaten, wo er bereits am 2. November anlief, wurde der Film wegen seines Themas in den Medien ausgiebig behandelt. Allerdings loben nicht nur liberale Medien den Film. Auch katholische Online-Portale würdigen ihn, ohne irgendeine Kritik daran zu üben. In "National Catholic Reporter" schreibt Schwester Rose Pacatte, Gründerin des "Pauline Center for Media Studies" in Los Angeles, der Film sei "wahrscheinlich einer der wichtigsten Filme des Jahres". Sie nennt die "Konversionstherapie" einen "Mythos, von dem einige glauben, dass er LGBTQ-Menschen von ihren sexuellen Anziehungen und Orientierungen heilen könnte". In "Thejesuitpost.org" bedauert Chris Williams SJ, dass auch die katholische Kirche in ein solches "Konversionstherapie"-Programm verwickelt gewesen sei: Nach der Vorstellung habe er sich gefragt, "ob es möglich war, dass die Lehre der katholischen Kirche oder die seelsorgliche Praxis mit LGBTQ-Menschen zu der Art von Gewalt beigetragen hatte, die in Jareds Geschichte dargestellt wird." Pater Williams attestiert den 2006 von der Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten herausgegebenen "Leitlinien für die Seelsorge mit Menschen mit homosexueller Neigung" eine "zweideutige Haltung in Bezug auf die Konversionstherapie". Das Leiden komme aus dem Glauben, "dass ihre als ,Unordnung´ verstandene Orientierung eine böse Fäulnis in ihrem Herzen darstelle." Gegenüber dem "Meaculpismus" in diesen katholischen Publikationen weist eine nichtkonfessionelle Zeitschrift auf die durch den Film propagierte Haltung hin. Die konservative politische Zeitschrift "National Review" überschreibt Armond Whites Filmkritik mit: ",Der verlorene Sohn´ predigt Säkularismus." White nennt Joel Edgertons Film "eine banale Kritik von Kirche und Religion". Denn ",Der verlorene Sohn´ vermeidet es, sich mit den Komplikationen von Dogma und Glauben auseinanderzusetzen, und projiziert stattdessen banale Gefühle." In der Konfrontation mit seinem Vater "strahlt er ein selbstgefälliges Gefühl der Rechtfertigung aus, das die fade, weltliche Agenda dieses Films zusammenfasst." Noch härter ins Gericht mit dem Film geht Brett McCracken in "The Gospel Coalition", einem Netzwerk aus Baptisten- und evangelikalen Kirchen. Der Film hinterlasse "den Eindruck eines einheitlichen Rezeptes für Menschen mit gleichgeschlechtlicher Anziehung ("same-sex attraction", SSA): Kämpfe nicht dagegen an. Denke nicht, dass es in irgendeiner Weise falsch ist. Ich sehne mich nicht danach, verändert zu werden. Akzeptiere einfach, wer du bist und lebe mit Stolz." McCracken gesteht dem Film zu, dass er Garrard Conleys Geschichte gerecht werde. Er erwähnt aber auch in evangelikalen Kreisen bekannte Fälle von Menschen, die durch den christlichen Glauben die gleichgeschlechtliche Anziehung überwanden, etwa Rosaria Butterfield "und unzählige andere, die die Treue zur Schrift und die Identität in Christus über die Treue zur Identität in der Sexualität gewählt haben." McCracken: "Wo sind die Filme über diese Geschichten? Hollywood-Studios und Medienwächter mögen es nicht, dass diese Geschichten existieren. Sie werden Nicole Kidman daher nie in einem Film über das Leben von Rosaria Butterfield sehen." Es sei widersprüchlich, so McCracken weiter, wenn einerseits behauptet werde, dass das Geschlecht verändert werden könne, nicht jedoch die sexuelle Orientierung. "Jeder Christ wird irgendwann die Spannung zwischen Glaube und sexuellen Wünschen spüren, und Filme wie ,Der verlorene Sohn´ beharren darauf, dass es keine Möglichkeit gibt, eine solche Spannung zu bewältigen, es sei denn, die eigenen Glaubensüberzeugungen werden den sexuellen Wünschen angepasst." Der Text erschien zuerst in der Tagespost: |
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