INFORMANTIN, DIE - DER FALL LISSABON | Die Informantin - Der Fall Lissabon
Filmische Qualität:   
Regie: Isabel Kleefeld
Darsteller: Aylin Tezel, Ken Duken, Suzanne von Borsody, Stefan Kurt, Franz Dinda, Rainer Sellien, Nina Kronjäger, Pegah Ferydoni, Murat Seven
Land, Jahr: Deutschland 2019
Laufzeit: 90 Minuten
Genre:
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G, X
im Kino: 4/2019


José García
Foto: ARD Degeto/Jonathan Ibeka

Aylin (Aylin Tezel) studiert in Wien Jura - als Teil eines Zeugenschutzprogramms. Als sie aber einen Notruf ihrer Schwester Elif (Pegah Ferydoni) bekommt, kehrt die junge Frau nach Berlin zurück, womit sie gegen die Auflagen des Zeugenschutzprogramms verstößt. Dies liefert LKA-Ermittlerin Hannah (Suzanne von Borsody) die Chance, Aylin wieder als verdeckte Ermittlerin einzusetzen. Sie soll den erfolgreichen Rechtsanwalt Engelhardt (Stefan Kurt) aushorchen, der offenbar in illegale Geldwäsche für Terrorgruppen verwickelt ist. Ihr gelingt es schnell, dass sich Engelhardts Sohn Alex (Franz Dinda) für sie interessiert. Aylin soll von Jan (Ken Duken) geführt werden, mit dem sie früher zusammen war. Allerdings ist Jan von Aylins Einsatz alles andere als begeistert, weil er ihn für viel zu gefährlich hält. Aylin bleibt jedoch nichts anderes übrig, als den Auftrag auszuführen - will sie nicht ihre Schwester und deren kleine Tochter in Gefahr bringen.

"Die Informantin - Der Fall Lissabon" ist der zweite Film einer Reihe, die im März 2016 begann. Der Fernsehfilm von Drehbuchautorin und Regisseurin Isabel Kleefeld setzt aber keine Kenntnis des ersten Films voraus. Über das eigentliche Thema Geldwäsche und die damit verbundene Ermittlertätigkeit hinaus handelt der Film insbesondere auch von den vielen Zwischentönen in den zwischenmenschlichen Beziehungen, aber auch in jedem Protagonisten von "Die Informantin - Der Fall Lissabon".


Interview mit den Hauptdarstellern Aylin Tezel und Ken Duken zum Fernsehfilm "Die Informantin - Der Fall Lissabon"

Wie würden Sie Ihre jeweiligen Figuren - Aylin und Jan - charakterisieren?

Aylin Tezel: Aylin ist eine sehr unberechenbare Frau, nicht nur für ihr Umfeld, sondern auch für sie selber. Sie hat ein unglaubliches Feuer in sich, ein unglaubliches Getriebensein, eine Rastlosigkeit. Sie kann nicht zur Ruhe kommen, sie kann nicht still sein, sie kann nicht ankommen, auch nicht in sich selber. Diese Energie ist auch ein Stück weit für andere gefährlich. Gleichzeitig hat sie aber den Drang, Ordnung zu schaffen. Deswegen will sie Juristin werden. Sie möchte Gerechtigkeit schaffen.

Ken Duken: Im ersten Film hatte Jan Aylin rekrutiert und sich in sie verliebt. Als sie es schafft, sich von ihm zu lösen, hinterlässt sie Jan mit einem Scherbenhaufen, weil er in diesem Beruf mittlerweile dahin vegetiert, und in seiner Ehe kurz vor der Scheidung steht. Jan hat akzeptiert, dass er versagt hat. In dem Moment kehrt Aylin in sein Leben zurück, und erweckt das Feuer in ihm. Auf der anderen Seite will er sie nicht in dieser Gefahr sehen. In dem Zwiespalt befindet er sich.

Aylin will Gerechtigkeit, aber ist dies der richtige Weg? Vielleicht ist dies im echten Leben gar nicht so einfach wie im Studium...

Aylin Tezel: Das ist das Spannende an Aylin, deshalb hat sie eine solche Bandbreite. Sie will Gerechtigkeit, hat aber gleichzeitig eine gewisse Grenzenlosigkeit. Sie will Struktur, aber sie bricht ununterbrochen aus Strukturen heraus. Sie will Kontrolle, kann aber nicht einmal sich selbst kontrollieren. Das macht Aylin so zerrissen.

Ken Duken: In diesem Beruf als Ermittler wandert man immer auf einem schmalen Grat zwischen das Illegale legal zu bekämpfen oder das Illegale illegal zu bekämpfen. Wie reagiert man darauf? In all den Jahren hat Jan als verdeckter Ermittler gearbeitet. Das macht ihn aus. Dass er aber jetzt nicht mehr als verdeckter Ermittler arbeiten, sondern jemand führen muss, macht ihn ohnmächtig. Darunter leidet er, weil er nicht kontrollieren kann, inwiefern die Grenze überschritten wird. Jan ist aber ein Mensch mit einem unfassbar großen Gerechtigkeitsempfinden. Er kämpft wirklich gegen das Böse.

Aylin hat eine enge Beziehung zu ihrer Schwester Elif...

Aylin Tezel: Die Liebe zu ihrer Schwester und deren Tochter Su ist so etwas wie ihre Achillesferse, ist ihr wunder Punkt - da ist sie angreifbar. Sie möchte die beiden schützen, weil sie weiß, dass sie durch die Art, wie sie im Leben steht, eine Gefahr für andere sein kann. Sie entscheidet sich ganz bewusst, sich mit der Polizei in die Gefahr zu begeben. Sie weiß, dass die Konsequenz daraus ist, dass sie zu ihrer Schwester keinen Kontakt halten darf. Auf einer anderen Ebene weiß sie aber auch, dass es wahrscheinlich das Beste ist.

Interessant sind auch die Beziehungen zu den zwei Männern, zu Jan und zu Alex.

Aylin Tezel: Sie benutzt ganz bewusst ihre Energie zum Flirten. Dies ist eins ihrer Mittel. Gleichzeitig hat sie eine wahre Verbindung zu Jan. Beide haben ein gutes Herz, aber sie benutzen Mittel, die moralisch schwierig zu betrachten sind. Sie leben in einer Zwischenwelt, wo man weder in die normale noch in eine kriminelle Welt hineinpasst. Trotzdem stellt Aylin eine Verbindung zu Alex her. Inwieweit sie echte Gefühle hat, oder sie nur vorspielt, kann man bei ihr nicht einschätzen. Aylin geht ohnehin davon aus, dass sie niemandem vertrauen kann, weil sie in ihrem Leben diese Erfahrung gemacht hat.

Wirkt die Geschichte bei einer solchen Konstellation nicht etwas niederdrückend?

Aylin Tezel: Im Gegenteil. Ich finde sehr spannend, sich dem auszusetzen, wie viele Farben ein Mensch haben kann. Wir Menschen bestehen nicht aus Schwarzweiß, nicht nur aus Gut oder Böse. Wir haben so viele Einflüsse in uns. Ein Mensch hat viele Seiten. Diesen Reichtum in einem Menschen zu sehen, das ist für mich das Spannende.

Ken Duken: "Die Informantin" ist und bleibt allerdings Fiktion, er versucht keinen Realismus - auch bei James Bond fragt keiner, ob es realistisch ist, aus einem Flugzeug ohne Fallschirm zu springen. Es geht um Entertainment und Emotionen, wie irrational wir durch Emotionen werden.

Allerdings ist Geldwäsche ein sehr reales Thema ...

Ken Duken: Viele von den Leuten aus dem Umfeld des "Terrorismus" scheinen von Emotionen geprägt und gepusht, Dinge zu tun, die unfassbar sind. Denn in ihren gebrochenen Existenzen werden sie zu Marionetten von anderen.


"Die Informantin - Der Fall Lissabon". Regie: Isabel Kleefeld. 90 Minuten. Samstag, 13. April, 20:15 Uhr, ARD.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren