HIMMEL VON HOLLYWOOD, DER | The Hollywood Sign
Filmische Qualität:   
Regie: Sönke Wortmann
Darsteller: Burt Reynolds, Rod Steiger, Tom Berenger, Jacqueline Kim, Al Sapienza, David Proval, Dominic Keating
Land, Jahr: Niederlande / USA / Deutschland 2001
Laufzeit: 93 Minuten
Genre: Thriller
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S


JOSÉ GARCÍA
Foto: Senator

Mit „Das Wunder von Bern“ (siehe Filmarchiv) wurde Sönke Wortmann einem breiten Publikum bekannt. In vielen Fällen öffnet ein solcher großer Wurf europäischen Regisseuren die Toren Hollywoods. Den Ausflug nach Hollywood hatte jedoch Sönke Wortmann bereits vor „Das Wunder von Bern“ unternommen. In der „Traumfabrik“ hatte der deutsche Regisseur im Jahre 2001 einen Film gedreht, der im Schlepptau des großen Erfolges vom „Wunder von Bern“ nun auch im deutschen Kino startet: „Der Himmel von Hollywood“ („The Hollywood Sign“).

Für Wortmanns Film adaptierte der belgische Erfolgsautor Leon de Winter seinen eigenen, gleichnamigen Roman (ein weiterer Roman de Winters wurde kürzlich unter dem Titel „Supertex – Eine Stunde im Paradies“ verfilmt) (siehe Filmarchiv).

Am berühmten Hollywood-Schriftzug, am „Himmel von Hollywood“, entdecken drei alternde Schauspieler, die ihren Zenit längst überschritten haben, die Leiche eines kleinen Gangsters. Der alte Star und Oscar-Preisträger Floyd Benson (Rod Steiger), der mittlerweile seinen Lebensunterhalt als Alarmanlagespezialist verdient, erkennt den Toten als einen der Gangster, in deren Villa er in den vergangenen Tagen eine solche Alarmeinrichtung eingebaut hat. Bei dieser Gelegenheit konnte er beobachten, wie der Tote zwei Koffer voller Geld in besagte Villa brachte. Aus Angst vor der Polizei und in der Hoffnung, aus dieser Situation eigenen Vorteil schlagen zu können, verstecken die Schauspieler die Leiche in Bensons Tiefkühltruhe.

„Der Himmel von Hollywood“ ist der Titel des Drehbuchs, das Paula Carver (Jacqueline Kim) – die ehemalige Freundin eines der drei ehemaligen Stars, Tom Greener (Tom Berenger) – sieben Jahre zuvor geschrieben und einer Produktionsfirma angeboten hatte. Damals war nicht nur Paula Toms Freundin. Zu dieser Zeit trat Tom noch in Filmen auf – an der Seite seines Partners Kage Mulligan (Burt Reynolds). Dann aber zerplatzten alle Träume auf einmal: Paulas Skript wurde abgelehnt, weil den potenziellen Produzenten dessen „Unhappy End“ missfiel. Und Kage und Tom mussten die Schauspielerei aufgeben, nachdem sie eine einfache Szene in einem schlichten Kriminalfilm auch nicht nach dreißig Klappen hinbekamen. Nun, sieben Jahre später trifft Tom wieder auf Kage. Und auch Paula tritt wieder in Toms Leben. Ihr Drehbuch um einen Casinobetrug wurde zwar nicht verfilmt, aber jetzt „versucht sie es im richtigen Leben zu spielen“, schlussfolgert Tom.

Das komplexe Spiel zwischen den Ebenen wird von Autor und Regisseur indes als Vehikel benutzt. Denn das Sujet von „Der Himmel von Hollywood“ ist weder die vordergründige Kriminalgeschichte noch das Ineinanderfließen von Film und Wirklichkeit – Sein und Schein – in Hollywood. In Wirklichkeit handelt „Der Himmel von Hollywood“ vom Altwerden, vom Vergessenwerden in der Traumfabrik, ein Thema, das Billy Wilder bereits im Jahre1950 mit „Boulevard der Dämmerung“ („Sunset Boulevard“) etablierte. Die ganze Melancholie einer vergangenen Epoche bringt „Boulevard der Dämmerung“ in der Schlüsselszene zum Ausdruck, als die alternde Stummfilmdiva Norma Desmond (Gloria Swanson) durch ein Missverständnis nach Jahrzehnten wieder ein Hollywood-Studio betritt und von Regisseur Cecil B. DeMille (der sich selbst spielt) in Empfang genommen wird.

Diese Melancholie drückt „Der Himmel von Hollywood“ in einer ähnlichen Einstellung aus, als sich Kage seine alten Filme anschaut, diese Filme aus den siebziger Jahren, als Burt Reynolds einer der größten Filmstars der Welt war. In der Träne, die Kage Mulligan/Burt Reynolds vergießt, ist das ganze Sujet von „Der Himmel von Hollywood“ enthalten.

Dies macht „Der Himmel von Hollywood“ besonders glaubwürdig: Nicht nur Burt Reynolds, sondern auch die beiden anderen Hauptdarsteller spielen sich selbst, so auch insbesondere Rod Steiger, der für seine Darstellung des Polizeichefs in „In der Hitze der Nacht“ im Jahre 1968 einen Oscar gewann, dann Napoleon („Waterloo“, 1970) sowie Pontius Pilatus (in Zeffirellis „Jesus von Nazareth“ 1977) darstelle, um anschließend in Vergessenheit zu geraten. In Wortmanns Film spielt er seine vorletzte Rolle: Rod Steiger starb am 9. Juli 2002.
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