STRANGER THINGS - 3. STAFFEL | Stranger Things 3
Filmische Qualität:   
Regie: Matt und Ross Duffer, Shawn Levy, Uta Briesewitz
Darsteller: Winona Ryder, David Harbour, Milli Bobby Brown, Finn Wolfhard, Gaten Matarazzo, Caleb McLaughlin, Natalia Dyer, Charlie Heaton, Noah Schnapp, Joe Keery, Sadie Sink, Dacre Montgomery, Maya Hawke, Priah Ferguson, Brett Gelman
Land, Jahr: USA 2019
Laufzeit: 445 Minuten
Genre:
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 7/2019


José Garcia
Foto: Netflix

Mit der Serie "Stranger Things" landete der Online-Streaming-Dienst Netflix einen Riesenerfolg. Die von den Zwillingsbrüdern Matt und Ross Duffer entwickelte Serie erweist sich als Flaggschiff der Online-Plattform. Zwar veröffentlicht Netflix keine Zuschauerzahlen, aber die Online-Filmseite "moviepilot" gibt einige Zahlen an, die diese Aussage untermauern: Der erste Trailer zur dritten "Stranger Things"-Staffel sei mit 21 Millionen Klicks das meistgeschaute Netflix-Video bei YouTube. Und von den ersten 10 Plätzen nehme die Serie drei ein. Außerdem "orchestrierte Netflix für Staffel 3 eine der aufwendigsten und langwierigsten Werbekampagnen seiner Geschichte".

Mehr als auf die Handlung an sich mit ihren paranormalen Phänomenen und Monstern ist der Erfolg auf die sympathischen Kinderdarsteller zurückzuführen. Im Mittelpunkt stehen vier zu Beginn etwa elfjährige Jungen, von denen einer spurlos verschwindet. Bald taucht wie aus dem Nichts ein verstört wirkendes Mädchen auf, das die Jungs "Elfi" (Millie Bobby Brown) nennen. Elfis plötzliches Erscheinen zitiert unmittelbar einen der großen Kinoerfolge der achtziger Jahre, Steven Spielbergs "E.T. - Der Außerirdische" (1982). Wie E.T. bringt Elfi Hoffnung in eine Gemeinschaft, die durch außergewöhnliche Ereignisse in die Krise geraten ist. Der nostalgische Blick auf die achtziger Jahre - oder eher auf die Darstellung dieses Jahrzehnts in Filmen und Songs - ist wohl auch der Schlüssel zum Erfolg der Serie. Die Kritiker nahmen "Stranger Things" auch sehr positiv auf. Auf der Rezensionen zusammenfassenden Webseite "Rotten Tomatoes" erreichte die Serie einen Durchschnitt von 94 %. Sowohl die Serie insgesamt als auch Winona Ryder wurden sogar für einen Golden Globe nominiert. Für die 1971 geborene Winona Ryder, die in der ersten Hälfte der 1990er Jahre große Kinoerfolge feierte, aber zuletzt eher zweitrangige Rollen bekommen hatte, stellte "Stranger Things" ein gelungenes Comeback dar.

Nachdem auf die erste, 2016 veröffentlichte Staffel bereits ein Jahr später eine zweite folgte, haben sich nun die Filmemacher mit der dritten Staffel etwas mehr Zeit gelassen: Sie ist seit dem 4. Juli - das Datum spielt in der Handlung auch eine wichtige Rolle - abrufbar. Der Handlungsort ist im Wesentlichen derselbe geblieben: Die fiktive Kleinstadt Hawkins im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Aus den Kindern sind allerdings Teenager geworden, und so spart die dritte Staffel insbesondere am Anfang nicht mit pubertärem Liebesschmerz. Auch wenn Elfi von bösen Vorahnungen heimgesucht wird, auch wenn gleich am Anfang eine Explosion in einem russischen Labor stattfindet, und sich die Jungs in einem Kino George A. Romeros "Zombie 2" ("Day of the Dead", 1985) heimlich anschauen - die Rückkehr des Bösen in Form des "Gedankenschinders" ("Mind Flayer" im Original) lässt zunächst auf sich warten. Obwohl bereits von Anfang an schnell zwischen verschiedenen Handlungssträngen hin- und hergeschwenkt wird, bleibt die dritte Staffel in den ersten zwei, drei Folgen vorwiegend bei der Milieu- und Charakterschilderung. Dann aber nimmt die Handlung richtig Fahrt, und die Schnitte werden schneller. Freilich nimmt ebenfalls die Gewalt deutlich zu, weshalb die Serie erst ab 16 Jahren freigegeben ist.

Mehr als der Mix aus Monster- und böse-Russen-Film sind es die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Figuren, die den Charme von "Stranger Things" ausmacht. So beispielsweise zwischen Joyce Byers (Winona Ryder) und dem Sheriff Jim Hopper (David Harbour): Die beiden haben einen schmerzhaften Verlust erlitten. Nur ganz langsam nähern sie sich aneinander. Gegenüber diesem erwachsenen Handlungsstrang gehen die meisten Lacher auf das Konto einer "Vierer-Bande": Die bereits aus den früheren Staffeln bekannten Dustin Henderson (Gaten Matarazzo) und Steve Harrington (Joe Keery) bekommen mit den Neuzugängen Robin (Maya Hawke) und Erica Sinclair (Priah Ferguson) Verstärkung. Insbesondere die 12-jährige Priah Ferguson ist die große Entdeckung der dritten "Stranger Things"-Staffel.

Über die eigentliche Handlung hinaus erzählt auch die dritte Staffel "Stranger Things" vor allem von Freundschaft und Familie im Steven Spielbergs Geist. Der häufig erwähnte Satz "Freunde lügen (einander) nicht (an)" könnte denn auch das Motto der Serie sein. Die Prise Nostalgie, die sich nicht nur in Kleidung, Autos und Musik, sondern auch in den Filmen - in der dritten Staffel wird der wohl erfolgreichste Film aus dem Jahre 1985 explizit zitiert - rundet den Gesamteindruck ab.

Auch wenn in der letzten Folge ein langgezogener Abschied stattfindet, wird die Franchise wohl weitergehen. Denn kaum läuft der Abspann ein paar Sekunden, so erscheint ein in Kamtschatka, Russland angesiedelter Cliffhanger, der die Zuschauer offensichtlich in die vierte Staffel hinüberbegleiten soll.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren