PLAY | Play
Filmische Qualität:   
Regie: Philip Koch
Darsteller: Emma Bading, Oliver Masucci, Victoria Mayer, Jonas Hämmerle, Ulrike C. Tscharre, Anna Jung, Genija Rykova, Berit Vander, Nadja Sabersky
Land, Jahr: Deutschland 2019
Laufzeit: 90 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: X
im Kino: 9/2019


José Garcia
Foto: ARD

"Avalonia" heißt das Virtual-Reality-Game, in das sich die 17-jährige Jennifer (Emma Bading) immer häufiger flüchtet. Denn in der realen Wirklichkeit kommt sie kaum zurecht. Nicht nur, dass sie sich für hässlich hält. Nach dem Umzug von Wuppertal nach München hat Jenny außerdem in der Schule keinen Anschluss gefunden. Kein Wunder, dass sie von einer Welt magisch angezogen wird, in der ihr Avatar gegen Monster und Drachen epische Kämpfe durchsteht.

Bei den Eltern Frank (Oliver Masucci) und Ariane (Victoria Mayer) schrillen die Alarmglocken, als sie nach einem Wochenende nach Hause zurückkommen und feststellen, dass ihre Tochter die ganze Zeit über nichts anderes getan hat, als in der virtuellen Welt zu "leben", um den höchsten Level im Spiel zu erreichen. Sie bestehen darauf, dass Jenny bei der Psychologin Dr. Nicole Gerber (Ulrike C. Tscharre) eine Therapie beginnt.

Drehbuchautor und Regisseur Phlip Koch, der in seinem Spielfilmdebüt Picco die Gewalteskalation in einem Jugendgefängnis gezeigt, und in Outside the Box die Gruppendynamik in einem Team-Event als Katalysator für den Druck in der Leistungsgesellschaft eingesetzt hatte, bleibt gesellschaftlich relevanten Themen treu. Hier setzt er Jennys Therapiestunden dazu ein, die widersprüchlichen Gefühle der jungen Frau zu verdeutlichen: Einerseits belügt sie nicht nur ihre Eltern, sondern benutzt auch ihren Mitschüler Pierre (Jonas Hämmerle), um wieder in die virtuelle Welt einzutauchen, nachdem ihre Eltern ihr "Avalonia"-Gerät konfisziert hatten. Andererseits weckt sie das Mitgefühl des Zuschauers, dem Jennys immer stärker werdende Sucht glaubwürdig vermittelt wird. Etwa durch die mit an die "Der Herr der Ringe"- Filme mahnender Musik unterlegten Animationssequenzen.

"Play" zeigt die Phasen einer Spielsucht, die sich kaum etwa von der Drogensucht unterscheidet — von anfänglichen beglückenden Augenblicken über Lügen und Täuschungen, um den Rausch wieder zu erleben, bis zum Realitätsverlust. Für dieses Verschmelzen der echten Jenny mit ihrem Avatar findet Koch ein starkes Bild, als sie ihr Abbild küsst. "Play" weist auf das Suchtrisiko virtueller Online-Spiele hin. Dass sich auch Jennys Vater von der Faszination des Spiels überzeugen lässt, verdeutlicht, wie ein solches Spiel jemand in seinen Bann schlagen kann.

"Play", Regie: Philip Koch. Mittwoch, 11. September, 20.15 Uhr, 90 Minuten, ARD
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