ABOUT SCHMIDT | About Schmidt
Filmische Qualität:   
Regie: Alexander Payne
Darsteller: Jack Nicholson, Hope Davis, Dermot Mulroney, Kathy Bates, Len Cariou, Howard Hesseman, June Suibb
Land, Jahr: USA 2002
Laufzeit: 124 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S


JOSÉ GARCÍA


„Ich könnte eine taubstumme Greisin spielen, die zwei Kinostunden lang in einer dunklen Ecke sitzt, und jedes Hollywood-Studio würde sich glücklich schätzen, diesen Film finanzieren zu dürfen.“ So hat Jack Nicholson vor Jahren mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein behauptet. Und darauf scheint auch der Beginn von „About Schmidt“ anzuspielen: Der von Jack Nicholson gespielte Warren Schmidt sitzt in seinem Büro an einem leeren Schreibtisch. Das ganze Zimmer ist bereits aufgeräumt, die Aktentasche säuberlich gepackt; zusammen mit dem Zuschauer verharrt Schmidts Blick auf dem Sekundenzeiger der Wanduhr, während seine letzten dreissig Sekunden Berufsleben ablaufen.

Was hat einer von diesem neuen Lebensabschnitt im so genannten Ruhestand zu erwarten, der sich ein (Arbeits-)Leben lang nur für den Job interessiert hat und dessen eigene Ehefrau eine Fremde geworden ist? Auf den plötzlichen Herztod von Schmidts Frau folgt eine Zeit völliger Verwahrlosung, aus der der Neurentner nur dadurch herauskommt, dass er die Flucht nach vorne ergreift. So macht sich Schmidt mit einem riesigen Wohnmobil auf die Reise zu seiner Tochter in der Hoffnung, ihre Hochzeit mit einem in seinen Augen tölpelhaften Wasserbettenverkäufer zu verhindern.

Um die damit verbundene innere Reise zu veranschaulichen, wendet Regisseur Alexander Payne einen dramaturgischen Kunstgriff an: Schmidt übernimmt die Patenschaft für den sechsjährigen Waisenkind Ndugu aus Tansania, dem er jeden Monat einen Brief schreiben soll. In diesen Briefen versucht er sich Rechenschaft über sein Leben zu geben und erkennt nach und nach, wie schäbig und egoistisch es eigentlich war.

Durch einige Wendungen in der verhältnismässig geradlinigen Handlung wird das Interesse für die Entwicklung der Hauptfigur wachgehalten. Wesentlich dazu trägt Jack Nicholson durch ein für ihn ungewohntes, wohltuend zurückgenommenes Spiel bei. Nicholson, der mit dieser Rolle für den Oscar als Bester Hauptdarsteller nominiert wurde, trägt den Film über weite Strecken allein. Für ihren kurzen, dennoch glänzenden Auftritt wurde Kathy Bates ebenfalls für die kommende Oscar-Verleihung nominiert.

„About Schmidt“ scheut sich nicht, tief greifende Themen anzusprechen. Denn ins Reine mit sich selbst kann der aus dem Arbeitsleben ins Leere Entlassene erst kommen, wenn er fähig geworden ist zu vergeben. Diese Entwicklung erreicht ihren Höhepunkt genau in dem Moment, als Schmidt den viele Jahre zurückliegenden Fehltritt seiner verstorbenen Frau vergibt – und sich selbst eingesteht, dass auch er nicht der perfekte Ehepartner war. Als Warren Schmidt auch noch seinem ehemaligen Freund, der ihn damals mit seiner Frau betrogen hatte, verzeiht, schliesst er endlich Frieden mit sich selbst. Zu den emotionalen Höhepunkten des Filmes gehört dieser Augenblick innerer Umkehr, der mit einem Gebet und einem Kreuzzeichen besiegelt wird.

Übrigens: Das Kind, für das im Film Warren Schmidt die Patenschaft übernimmt, gibt es wirklich. Nur dass Ndugu im echten Leben Abdala heisst. Im Rahmen des internationalen Kinderhilfswerks „Plan“ hat das Filmteam von „About Schmidt“ für den siebenjährige Jungen aus Tansania die Patenschaft übernommen. In Deutschland eröffnete Plan im Jahre 1989 ein Büro (www.plan-deutschland.de); inzwischen werden von Hamburg aus rund 150.000 Patenschaften betreut.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren