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JOSà GARCÃA Foto: Pandora Film Jim Jarmusch avancierte in den achtziger Jahren zum Inbegriff des amerikanischen Autorenfilmers: âPermanent Vacationâ (1980), âStranger Than Paradiseâ (1983) und âDown By Lawâ (1986) wurden zu so genannten âKultfilmenâ einer Generation, die zum âneuen Hollywoodâ von Georges Lukas und Steven Spielberg einen Kontrapunkt suchte. In der Tat stellten die Hauptfiguren der Filme Jarmuschs so etwas wie den Gegenentwurf zu den strahlenden Helden Luke Skywalker und Indiana Jones dar. Statt im Weltall und in exotischen Gefilden bewegten sie sich in einer Welt, die genau das Gegenteil dessen darstellte, was Reiseprospekte für die Vereinigten Staaten versprechen: Die schmutzigen StraÃen New Yorks oder der verlassene Strand Floridas etwa, die der in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnete âStranger Than Paradiseâ genüÃlich ins Bild rückt, sowie die tristen Fassaden Louisianas, an denen in âDown By Lowâ die Kamera entlang fährt, zeigen so etwas wie die Gegenseite des âamerikanischen Traumsâ. Ehe Jarmusch seinen nächsten Langfilm âMystery Trainâ (1989) realisierte, drehte er einen 6-minütigen Kurzfilm für eine amerikanische TV-Show: Roberto Benigni und Steven Wright treffen sich in einem Café an einem Schachbretttisch voller Kaffeetassen, rauchen und reden ununterbrochen über den Genuss von Kaffee und Zigaretten. âStrange to meet youâ heiÃt dieses Kammerspiel, bei dem nichts anderes zu sehen ist als die beiden Schauspieler, der runde Kaffeetisch und schmutzige Wände. Die kontrastreich schwarz-weiÃen, streng komponierten Bilder begeisterten das Publikum auf etlichen Filmfestivals. Beflügelt durch diesen Erfolg drehte Jarmusch 1989 und 1993 zwei weitere Kurzfilme mit derselben Grundkonstellation und ähnlich skurrilen Geschichten: âCoffee and Cigarettes: The Memphis Versionâ sowie âCoffee and Cigarettes: Somewhere in Californiaâ. Nahm sich der zweite Film â in dem Steve Buscemi einen Kellner spielte â etwas hölzern aus, so wurde âSomewhere in Californiaâ wieder ein groÃer Erfolg, der 1993 in Cannes mit der Goldenen Palme für den Besten Kurzfilm ausgezeichnet wurde. In âSomewhere in Californiaâ versichern sich stolz die Musiker Tom Waits und Iggy Pop gegenseitig, das Rauchen aufgegeben zu haben, um kurz darauf eine Zigarette nach der anderen zu rauchen. Wundervoll stellt Tom Waits die Verletzlichkeit des Künstlers dar, der alle Aussagen seines Gegenübers als versteckte Angriffe aufnimmt. Zehn Jahre lang ruhte dann Jarmuschs Projekt, bis er im Jahre 2003 acht weitere Episoden drehte, um mit den drei früheren Kurzfilmen zusammen einen abendfüllenden Episodenfilm zu gestalten. Die Grundkonstellation ist dieselbe geblieben, obwohl nicht immer Kaffee, sondern auch â horribile dictu â ein- oder zweimal Tee getrunken wird: Jarmusch hat bekannte Schauspieler wie Cate Blanchett, Bill Murray, Alfred Molina, aber auch in Europa weniger bekannte GröÃen aus der Musikszene zu zweit oder zu dritt auftreten und über alles Mögliche reden lassen. Wie schon in âSomewhere in Californiaâ zieht sich durch die meisten dieser Kurzfilme wie ein roter Faden die Kritik am Starkult, das Spiel mit Eitelkeiten. Dies wird besonders deutlich in den zwei Episoden mit fast gleichlautendem Titel. In âCousinsâ spielt Cate Blanchett eine Doppelrolle: den Star Cate sowie ihre Cousine Shelly, die sich während einer kurzen Interviewspause in einem Luxushotel treffen. Wirkt Shelley zunächst neidisch auf ihre erfolgreiche Kusine, so stellt sich im Laufe des zehnminütigen Dialogs heraus, dass der Star im Grunde nur ein Snob ist. In âCousins?â gibt sich der Erfolgreichere zunächst distanziert, bis er als arroganter Karrierist dekuvriert wird. Selbstverständlich sind nicht alle Episoden gleich gelungen, einige sind richtig lustig, andere stimmen eher nachdenklich, wobei sich die Grundstimmung immer mehr verdunkelt. Trotz der zeitlichen Distanz über einen Zeitraum von achtzehn Jahren hinweg und der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Kameraleuten, überrascht die Einheitlichkeit der Episoden: Diese erinnern an Variationen eines Musikstücks und laden zum Mitdenken ein, um Wiederholungen und Unterschiede auszumachen â eben zu einem âmental-verbalen Schachâ, wie Jarmusch selbst seinen Film bezeichnet. |
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