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JOSà GARCÃA Foto: Concorde Oscar-Nominierungen: Beste Kamera, Beste Ausstattung und Bestes Kostümdesign. Jan Vermeer van Delft (1632-1675) gehört seit seiner âWiederentdeckungâ vor etwa 150 Jahren zu den beliebtesten niederländischen Malern. Von den fünfundvierzig bis sechzig Bildern, die Vermeer in seiner etwas mehr als zwanzigjährigen Schaffenszeit ausführte, werden ihm heute 35 mit Sicherheit zugeschrieben. Obwohl in den letzten Jahren einige Veröffentlichungen etliche Details aus dem Leben des Delfter Malers ans Licht gebracht haben, muss jede Biografie Vermeers eher bruchstückhaft bleiben. Dies hängt gröÃtenteils damit zusammen, dass Vermeer im Gegensatz zu anderen Delfter Künstlern nicht zu den niederländischen Kunstmetropolen Amsterdam und Den Haag auswanderte, sondern zeit seines Lebens in Delft blieb. Unter den zumeist kleinformatigen Werken Vermeers ragt insbesondere âDas Mädchen mit der Perleâ heraus. Mit ihrem geheimnisvollen, wehmütigen Blick, der ein Lächeln kaum andeutet, fordert die junge Frau den Zuschauer geradezu heraus, in ihr Inneres zu schauen. Tracy Chevalier inspirierte es gar, über die Entstehungsgeschichte des Bildes einen Roman zu verfassen, von dem seit seiner Veröffentlichung im Jahre 1999 mehr als zwei Millionen Exemplaren verkauft wurden. Der Roman diente dann auch dem britischen Fernsehregisseur Peter Webber als Grundlage für diese britisch-luxemburgische Produktion âDas Mädchen mit dem Perlenohrringâ. Die (fiktive) Rekonstruktion des heute im Den Haagener Mauritshuis aufbewahrten, kleinformatigen Bildes (44,5 x 39 cm) führt nach Delft, wo sich um 1665 die 17-jährige Griet nach der Erblindung ihres Vaters als Dienstmagd im Haus des Malers Jan Vermeer verdingen muss, wo Vermeers Schwiegermutter Maria Thins den Haushalt führt. Sie ist es auch, die darüber hinaus Aufträge von Mäzen van Ruijven besorgt, während ihre Tochter das sechste Kind erwartet. Vermeer arbeitet sehr langsam, was finanzielle Schwierigkeiten mit sich bringt. Als die Schwiegermutter Van Ruijven wieder um eine Auftragsarbeit angeht, schlägt dieser ein Porträt von Griet vor. Dies ist die Geburtsstunde des bekannten Bildes. âDas Mädchen mit der Perleâ gilt als Paradebeispiel des Strebens Vermeers nach einer typologischen künstlerischen Darstellung des Weiblichen. Webbers Film rekonstruiert das Arrangement des Bildes akribisch. Er erfindet insbesondere den Ursprung des titelgebenden Perlenohrrings, auf den das Licht einfällt, und der dadurch ein kompositorisches Gleichgewicht zu den leuchtenden Augen der Magd bildet. Ãber die unmittelbare Anordnung des Werkes hinaus deutet Webbers Film jedoch den geistreichen Blick des Mädchens als Ausdruck ihrer Seelenverwandtschaft mit Vermeer. So stattet der Film Griet mit einem feinen Gespür für Licht und Schatten, für Farben und Stimmungen aus. Die junge Schauspielerin Scarlett Johansson spielt diese Magd mit schüchterner Zurückhaltung. Das zurückgenommene Spiel macht sie freilich gerade zum Mittelpunkt des Filmes. Das detailgenaue Produktionsdesign und die wunderschön fotografierten Bilder des portugiesischen Kameramanns Eduardo Serra haben das Delft des 17. Jahrhunderts wieder erstehen lassen. Ob sie nun das Atelier Vermeers, in dem die meisten seiner Werke entstanden, die Innenhöfe der Stadt oder die Grachten ins Bild rücken, an denen Griet mit dem Metzgerjungen Pieter, in den sie sich verliebt hat, entlang spaziert â viele der Einstellungen scheinen Gemälde Vermeers wiederzugeben. Der ruhige Erzählrhythmus, der von einem unauffälligen, aber wirkungsvollen Soundtrack unterstützt wird, gewährt gleichsam nebenbei einen Einblick in die Lebens- und Schaffensbedingungen eines Künstlers aus der Glanzzeit der niederländischen Malerei. |
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