IL TRADITORE- ALS KRONZEUGE GEGEN DIE COSA NOSTRA | Il Traditore
Filmische Qualität:   
Regie: Marco Bellocchio
Darsteller: Pierfrancesco Favino, Maria Fernanda Candido, Fabrizio Ferracane, Luigi Lo Cascio, Fausto Russo Alesi, Nicola Calì, Giovanni Calcagno
Land, Jahr: Italien, Frankreich, Deutschland, Brasilien 2019
Laufzeit: 153 Minuten
Genre:
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G, X
im Kino: 8/2020
Auf DVD: 11/2020


José Garcia
Foto: Pandora

Der 1928 in Palermo geborene Tommaso Buscetta erlangte in den 1980er Jahren besondere Bekanntheit, weil er als hochrangiges Mitglied der sizilianischen "Cosa Nostra" zum wichtigsten Kronzeuge in den sogenannten "Maxi-Prozessen" wurde. Seine Aussagen führten dazu, dass in diesen Mammutprozessen Hunderte von Mafiosi verurteilt wurden.

Nun hat Marco Bellocchio, der beispielsweise 2003 über die Entführung und die Ermordung Aldo Moros im Mai 1978 den Film "Buongiorno, notte" drehte, die Geschichte des Tommaso Buscetta verfilmt.

"Il Traditore - Als Kronzeuge gegen die Costa Nostra" setzt im September 1980 ein, als die Machtkämpfe zwischen den Paten der sizilianischen Mafia einen Höhepunkt erreichen, und sich Tommaso Buscetta (Pierfranceso Favino) nach Brasilien, nach Rio de Janeiro, absetzt. Nach seiner Festnahme und seine Auslieferung an Italien im Juli 1984, bittet ihn seine Frau brasilianische Cristina (Maria Fernanda Candido), gegen die Cosa Nostra auszusagen. Es ergehen 366 Haftbefehle, ehe die Maxi-Prozesse am 10. Februar 1986 beginnen.

Nach einem eher unüberschaubaren Anfang mit den Machenschaften der Mafia, bei dem etliche Mitglieder eingeführt werden, und den Folterszenen, in denen Buscetta in Brasilien zur Aussage bewegt werden soll, kommt der Film zur Ruhe. Bellocchio konzentriert sich dann auf die Gespräche zwischen dem Untersuchungsrichter Giovanni Falcone (Fausto Russo Alesi) - Falcone wurde am 23. Mai 1992 zusammen mit seiner Frau und drei Leibwächtern durch eine Autobombe getötet - und dem Kronzeugen.

Der Regisseur und seine Mit-Autoren zeichnen ein ambivalentes Bild des Mafia-Bosses. "Ich bin den Idealen der Cosa Nostra treu geblieben. Die da haben die Ideale verraten", sagt er und meint, die Cosa Nostra selbst habe ihren Ehrenkodex gebrochen, als sie in das Milliardengeschäft Drogenhandel eingestiegen sei. Verräter ("Traditore") sei er deshalb nicht. Allerdings werden im Film immer wieder Stimmen laut - etwa durch die Fragen eines Anwalts im Prozess -, die Buscettas hehre Motive in Frage stellen.

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