PELIKANBLUT | Pelikanblut
Filmische Qualität:   
Regie: Katrin Gebbe
Darsteller: Nina Hoss, Adelina-Constance Ocleppo, Murathan Muslu, Yana Marinova, Katerina Lipovska
Land, Jahr: Deutschland, Bulgarien 2019
Laufzeit: 121 Minuten
Genre:
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 9/2020


José Garcia
Foto: dcm

Die Mittvierzigerin Wiebke (Nina Hoss) bildet auf ihrem idyllischen Reiterhof Pferde für die Polizei-Reiterstaffel aus. Sie lebt dort zusammen mit ihrer Adoptivtochter, der neunjährigen Nikolina. Nach vielen Jahren des Wartens bekommt die "Pferdeflüsterin" nun die Chance, ein weiteres Mädchen, die fünfjährige Raya, ebenfalls aus Bulgarien zu adoptieren. Nikolina freut sich sehr über das langersehnte Geschwisterchen. Nach einigen schönen ersten Wochen merkt aber Wiebke, dass Raya immer aggressiver wird, und eine zunehmende Gefahr für sich und andere darstellt. Vor allem Nikolina leidet unter ihren Übergriffen, aber auch Wiebkes Beziehungen und Freundschaften werden auf die Probe gestellt. Selbst nachdem die Ärzte Wiebke erklären, dass sich das Verhalten des Kindes vermutlich nicht mehr bessern wird, und sie ihr Adoptivkind lieber in eine spezialisierte Einrichtung geben sollte, kämpft Wiebke weiter.

In ihrem Regiedebüt Tore tanzt thematisierte Drehbuchautorin und Regisseurin Katrin Gebbe sinnlose Gewalt, die zu einem Leidensweg der Hauptfigur führt, ähnlich Fürst Myschkin aus Dostojewskis "Der Idiot". Die bedrückende Atmosphäre im Sinne eines Psychothrillers steigert sich in "Pelikanblut" noch, denn Kameramann Moritz Schultheiß fügt hier etliche Elemente aus dem Horrorfilm in seine Bildersprache ein, einschließlich einer Geisterbeschwörung, die sich wie so etwas wie eine Teufelsaustreibung ausnimmt. Dazu spart Gebbe nicht mit harten Szenen. Spielten in "Tore tanzt" christliche Anklänge eine wichtige Rolle - Tore hält die zweite Wange hin, wenn er auf die eine geschlagen wird, die drei Kapitel sind überschrieben mit "Glaube, Liebe, Hoffnung" - so ist in "Pelikanblut" der Filmtitel selbst eine solche Anspielung. Denn er lehnt sich an ein Relief an der Wand des bulgarischen Kinderheims an: Eine Pelikanmutter reißt sich die Brust auf, um mit ihrem Blut die beiden toten Kinder wieder zum Leben zu erwecken. In der christlichen Bildersprache ist der Pelikan ein Sinnbild für den eucharistischen Jesus.

"Pelikanblut" nahm als einziger deutscher Beitrag an den Internationalen Filmfestspielen Venedig 2019 teil.
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