GEHEIMNISSE DER GRABSTÄTTE VON SAKKARA, DIE | Secrets of the Saqqara Tomb
Filmische Qualität:   
Regie: James Tovell
Darsteller:
Land, Jahr: USA, Ägypten 2020
Laufzeit: 114 Minuten
Genre:
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 11/2020


José García
Foto: Netflix

Anfang Oktober gab der ägyptische Tourismus- und Antikenminister Chaled al-Anani vor der internationalen Presse bekannt, in der 2018 entdeckten Grabstätte in Sakkara seien 59 sehr gut erhaltene Sarkophage gefunden worden. Weitere könnten noch entdeckt werden.

Der Fund ist eine der größten archäologischen Sensationen der letzten Jahrzehnte. Besonderes Merkmal der Nekropole Sakkara: die Stufenpyramide des Königs Djoser aus der 3. Dynastie (um 2650 v.C.), mit der die Pyramidenbauten einsetzen. Die Funde reichen jedoch von der 1. Dynastie (2920 v. Chr. bis 2770 v. Chr.) bis zur christlich-koptischen Zeit der Spätantike (395 bis 642 n.C.).

Weniger als ein Kilometer von der Stufenpyramide entfernt wurde im Frühjahr 2018 eine unberührte und perfekt erhaltene Grabstätte entdeckt, die etwa 4 400 Jahre alt sein dürfte. Die Kamera von James Tovell begleitete seitdem bis April 2019 die Ausgrabungen. Daraus ist der Dokumentarfilm "Die Geheimnisse der Grabstätte von Sakkara" entstanden, die seit kurzem auf der Streaming-Plattform Netflix abgerufen werden kann.

Nachdem der Film die unterschiedlichen, an den Ausgrabungen beteiligten Wissenschaftler vorstellt, wird der Zuschauer Zeuge des Fortschreitens der ausschließlich von ägyptischen Fachkräften durchgeführten Arbeiten. Bald finden sie heraus, dass es sich um die Grabstätte des Priesters Wahtye aus der Zeit des Alten Reiches handelt. Bei den Ausgrabungen kommen nicht nur 55 Statuen des Priesters und einige Reliefs, sondern auch fünf Schächte zum Vorschein, die ein erstaunliches antikes Geheimnis preisgeben — daher auch der Filmtitel.

Wahtye versah das Priesteramt im Tempel der Göttin Bastet, die gewöhnlich als Katze dargestellt wird. Deren düstere Kehrseite namens Sachmet erscheint jedoch als Löwin. Deshalb wurden dort nicht nur 75 Katzenstatuen, sondern auch zahlreiche mumifizierte Tiere geborgen, darunter eine Neuheit: Erstmals wurde ein mumifiziertes Löwenbaby entdeckt, wobei der Film um diese Entdeckung besondere Spannung aufbaut. Offensichtlich wurden in der Nekropole hunderttausende Tiere geopfert. In einigen Schächten finden die Forscher ebenfalls viele Figuren, wie sie oft ägyptischen Gräbern beigegeben wurden, um den Verstorbenen im Jenseits zu helfen.

James Tovells Film zeigt die ersten Sarkophage, die noch kurz vor Torschluss im Frühjahr 2019, ehe der Ramadan-Monat anbricht, geborgen werden konnten, und die vermuten ließen, dass noch viele weitere Sarkophage dort lagen ... wie die Entdeckungen im September/Oktober 2020 bewiesen.

Mit Tovells Dokumentarfilm "Die Geheimnisse der Grabstätte von Sakkara" wird der Zuschauer nicht nur Zeuge der wohl wichtigsten Entdeckungen der letzten sechzig bis siebzig Jahre für die Ägyptologie. Er erlebt darüber hinaus auch aus nächster Nähe die Arbeit der Archäologen: Die Analyse der Statuen, Inschriften vor Ort und auch im Labor. 3D-Simulationen erleichtern das Verständnis.

Tovells Film lebt aber außerdem von der Spannung, nicht nur weil die Zeit drängt, sondern auch weil die Forscher sehr bald feststellen, dass in der Grabstätte des Priesters Wahtye irgendetwas nicht stimmt.

"Die Geheimnisse der Grabstätte von Sakkara" bietet eine Zeitreise in eine Zeit, die zwar bereits seit Jahrhunderten untersucht wird. Dank neuer Untersuchungsmethoden lernt der Zuschauer das Leben und den Tod eines Mannes und seiner Familie kennen. Dadurch erhält die Wissenschaft jedoch neue Kenntnisse über die Geschichte in der Zeit des Alten Reiches sowie ein besseres Verständnis für das Leben der alten Ägypter. Dass in der Grabstätte des Wahtye nicht das Leben im Diesseits, das "erste Leben", sondern eher eine idealisierte Sicht des Lebens im Jenseits dargestellt wird, könnte die Sicht auf die seit langer Zeit bekannten ägyptischen Grabstätten und Tempel revidieren. Auch dies zu vermitteln gelingt es im Dokumentarfilm "Die Geheimnisse der Grabstätte von Sakkara".


"Die Geheimnisse der Grabstätte von Sakkara", Dokumentarfilm von James Tovell, USA/Ägypten 2020, 114 Minuten, auf Netflix
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