TERMINAL | The Terminal
Filmische Qualität:   
Regie: Steven Spielberg
Darsteller: Tom Hanks, Catherine Zeta-Jones, Stanley Tucci, Chi McBride, Diego Luna, Zoë Saldana, Eddie Jones
Land, Jahr: USA 2004
Laufzeit: 129 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: UIP

Flughäfen sind reines Durchgangsgelände, eine Art Niemandsland, das man so schnell wie möglich wieder verlassen möchte. Für den Iraner Merhan Karimi Nasseri wurde der Pariser Flughafen Charles de Gaulle allerdings zur Endstation. Seit 16 Jahren sitzt er hier fest. Weil er gegen den Schah demonstrierte, wurde Nasseri im Iran festgenommen und ausgewiesen. Angekommen in Europa, wurde er auf vielen Flughäfen immer wieder verhaftet und ausgewiesen. Bis er in Frankreich seine Papiere verlor. Seitdem lebt Nasseri, der sich mittlerweile Sir Alfred nennt, im Terminal 1 von Charles de Gaulle.

Steven Spielberg kaufte „Sir Alfred“ die Rechte an seiner Lebensgeschichte ab, und machte daraus ein modernes Märchen: den Spielfilm „Terminal“, der dieses Jahr die Internationalen Filmfestspiele von Venedig eröffnete und nun im deutschen Kino startet.

Im Spielfilm „Terminal“ mutiert Nasseri zu Viktor Navorski (Tom Hanks) aus der fiktiven Ostrepublik Krakozhia, der während seines Flugs in die Vereinigten Staaten aufgrund einer in seinem Heimatland ausgebrochenen Revolution zum Staatenlosen wird. Weil die Vereinigten Staaten seinen Pass nicht anerkennen, darf Navorski weder ein- noch ausreisen. Bis sich die Lage in seinem Heimatland und somit sein Status geklärt hat, muss er im Transitbereich bleiben.

Dies ist der Stoff, aus dem eine Gesellschaftssatire hätte entstehen können. Anders jedoch als Wim Wenders „Land of Plenty – Auf der Suche nach Wahrheit“ (siehe Filmarchiv) ist „Terminal“ kein politischer Film, der die amerikanische Paranoia aufs Korn nimmt. Dass Viktor Navorski stets von den Überwachungskameras der Polizei beobachtet wird, benutzt Spielberg nicht etwa zur Satire, sondern dazu, in einer der schönsten Szenen des Filmes Tom Hanks in echt chaplinesker Manier besten Slapstick liefern zu lassen.

Gesellschaftskritik tritt höchstens am Rande auf: Dem Paragraphenreiter in der Person des Sicherheitschefs Frank Dixon (Stanley Tucci) setzt Spielberg das samt und sonders aus Immigranten bestehende Flughafenpersonal entgegen, das Menschlichkeit und Offenheit verkörpert. Ausgerechnet der von den Beamten als „unakzeptabel“ bezeichnete Osteuropäer erweist sich als der wahre „Amerikaner“, weil er in den anderen immer das Gute sieht.

Doch dies sind eher Nebenerscheinungen des Filmes. Denn Spielberg erzählt in „Terminal“ wie so oft in seiner nunmehr dreißig Jahre währenden Spielfilm-Karriere als Regisseur einmal mehr ein modernes Märchen um den armen Viktor, der sich ohne Englisch-Kenntnisse in der kuriosen Situation einrichtet. Im Transitbereich lernt der arme Osteuropäer mit der Zeit nicht nur die englische Sprache. Darüber hinaus freundet er sich mit mehreren Flughafenmitarbeitern an, und verliebt sich sogar in die attraktive Stewardess Amelia Warren (Catherine Zeta-Jones).

Dass „Terminal“ aus einer lediglich ausgefallenen Idee eine interessante Geschichte entwickelt, ist das Verdienst eines ganzen Teams. Da ist zunächst einmal Andrew Niccol, der Drehbuchautor von „The Truman Show“ und „Gattaca“, der die Story schrieb. Das solide Drehbuch lässt genügend Raum, Nebenhandlungen mit interessanten Figuren zu entwickeln. Am optisch gelungenen Eindruck von „Terminal“ haben darüber hinaus ebenso Anteil das Produktionsdesign von Alex McDowell, der das riesige, dem New Yorker Flughafen JFK nachempfundene Terminal baute, die raffinierte Kameraführung von Janusz Kaminski, der seit „Schindlers Liste“ (1993) alle Filme Spielbergs fotografiert hat, und der hier Bilder von kühler Schönheit hervorzaubert, sowie die Filmmusik von John Williams, der bei so gut wie allen Spielberg-Filmen den Soundtrack komponiert hat. Williams nimmt sich in „Terminal“ gegenüber den pompösen Kompositionen früherer Spielfilme deutlich zurück und begnügt sich damit, die Story musikalisch zu illustrieren.

Wie in so vielen Spielberg-Filmen spielt auch in „Terminal“ die Familie eine wichtige Rolle: Nicht nur weil Viktor wie einst E.T. „nach Hause telefonieren“ möchte, sondern auch, weil die Erdnussbüchse, die Viktor wie einen Schatz hütet, und den Grund für seine Reise nach New York verbirgt, eine mit seiner Liebe zu seinem Vater eng verbundene Geschichte bewahrt.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren