LICHT MEINER AUGEN | Luce dei miei occhi
Filmische Qualität:   
Regie: Giuseppe Piccioni
Darsteller: Luigi Lo Cascio, Sandra Ceccarelli, Silvio Orlando, Barbara Valente, Toni Bertorelli, Paolo Pierobon, Mauro Marino
Land, Jahr: Italien 2001
Laufzeit: 114 Minuten
Genre: Zwischenmenschliche Beziehungen
Publikum: Erwachsene
Einschränkungen: X


JOSÉ GARCÍA
Foto: Schwarz-Weiss Filmverleih

Interview mit Regisseur Piccioni und der Hauptdarstellerin Sandra Ceccarelli: siehe unten


Mit „Nicht von dieser Welt“ wurde Regisseur Giuseppe Piccioni vor drei Jahren in Deutschland über Nacht bekannt. Nicht von dieser Welt scheinen auch die Protagonisten in Piccionis neuem Film „Licht meiner Augen“ zu sein, der am 23. Dezember im Kino anläuft:

Antonio, leidenschaftlicher Leser von Science-Fiction-Romanen, fühlt sich in dem Auto, in dem er Kunden chauffiert, wie auf einem fremden Planeten. Erst als er die allein erziehende Mutter Maria und deren Tochter Lisa kennen lernt, sieht er darin die Chance, endlich Heimat zu erfahren. Doch Maria hat genug Probleme damit, ihr Leben in den Griff zu bekommen, weshalb sie sich außer Stande sieht, die Liebe Antonios zu erwidern. Um Marias Schulden abzutragen, lässt sich Antonio als Handlanger des Wucherers Saverio ausnutzen.

Obwohl „Licht meiner Augen“ nicht die atmosphärische Dichte und die Wärme von „Nicht von dieser Welt“ erreicht, liefert der Film mit seinen sprachlosen Bildern voller kalter Schönheit eine eindringliche Studie über die Isolation moderner Menschen. Die hervorragenden Schauspieler verhindern, dass die Handlung ins Melodramatische abgleitet: Für „Licht meiner Augen“ wurden Luigi Lo Cascio und Sandra Ceccarelli als Beste Darsteller beim Filmfestival Venedig 2001 ausgezeichnet.
___________________________________________________________________________________________________________________________

José García sprach mit Regisseur Piccioni und der Hauptdarstellerin Sandra Ceccarelli in Köln zum Anlass der Deutschland-Premiere des Films:

J.G.: Antonio und Maria, die Protagonisten von „Licht meiner Augen“, scheinen Fremde in dieser Welt zu sein.

Piccioni: Es sind ganz andere Menschen als die, die wir gewöhnlich im Fernsehen und im Kino sehen. Zwar fühlen sie sich einsam, sind aber bereit, alles zu tun, um diese Isolation zu überwinden: Antonio steigt aus seinem „Raumschiff“ aus – am Ende geht er gar zu Fuß. Er macht sich auch gegen seine Prinzipien die Hände schmutzig.

J.G.: Der Tiefkühlkost-Laden, in dem Maria arbeitet, kann als Metapher angesehen werden: auch sie strahlt eine große Kälte aus.

Ceccarelli: Obwohl der Zuschauer sehr wenig von ihr weiß, nimmt er Maria als kalte Frau wahr. Der Grund liegt darin, dass sie aus dem Gleichgewicht geraten ist: Sie richtet zwar ihr ganzes Leben nach ihrer Tochter Lisa aus, aber dies nimmt eher krankhafte Züge an. Sie meint zu versagen: als Geschäftsfrau, als Mutter, auch als Tochter. Deshalb gibt sich Maria der Hoffnungslosigkeit hin.

J.G.: Der Film handelt auch von der Schwierigkeit, Bindungen einzugehen.

Ceccarelli: Der eigentliche Wendepunkt ist erreicht, als Lisa verloren geht. In diesem dramatischen Augenblick erkennt Maria, dass ihr nicht nur ihre Tochter, sondern auch Antonio fehlt. Dies gibt ihr doch so etwas wie Hoffnung.

Piccioni: Erst als sie beide alles verlieren – Maria ihre Tochter und ihren Laden, Antonio das Auto – erkennen sie, dass sie sich gegenseitig brauchen.

J.G.: Also lässt das Ende die Möglichkeit zu, dass sich Maria und Antonio gegenseitig öffnen?

Piccioni: Nun ist das Ende nicht unbedingt realistisch inszeniert. Darauf deuten die warmen und hellen Farben, die mit den sonst kalten und dunklen Tönen des Filmes kontrastieren, sowie die Einstellung, die lediglich das Autoinnere zeigt, als würden wir die inneren Bilder von Antonio und Maria sehen.

J.G.: Der Film zeigt ein ungewöhnliches Rom. Steht es für jede Metropole, in der viele Fremde eine Heimat suchen?

Piccioni: Heimatlosigkeit spielt im Film eine zentrale Rolle: Antonio fährt seine Kunden zu ihren Zielen; er selbst aber kehrt immer wieder zum Ausgangspunkt zurück. Dieses Sich-im-Kreis-drehen wird auch von der schönen Musik von Ludovico Einaudi unterstützt, die einen geradezu kreisförmigen Charakter besitzt. Heimatlos geworden sind die illegalen Einwanderer, die Saverio ausbeutet. Antonio ist ohne Vater aufgewachsen: im Grunde sind alle eltern- und heimatlos.

J.G.: Nach „Licht meiner Augen“ arbeitet Sandra Ceccarelli mit Luigi Lo Cascio erneut unter der Regie von Piccioni.

Ceccarelli: Ja, in „La vita che vorrei“, der in Italien bereits gestartet ist, stellen wir zwei Schauspieler dar, die sich bei den Dreharbeiten zu einem Kostümfilm kennen und lieben lernen.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren