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JOSà GARCÃA Foto: MFA + ![]() Daran scheint auch Regisseurin Hella Joof mit ihrem zweiten Spielfilm âOh Happy Dayâ anzuknüpfen, der im September 2004 das Zwölfte Filmfest in Hamburg eröffnete und seit letzter Woche im regulären Kinoprogramm läuft. Für die Schwägerinnen Hannah und Grethe, die im Nirgendwo der dänischen Provinz ein eher langweiliges Leben führen, stellt die wöchentliche Probe des kleinen, eher uninspirierten Kirchenchors den Höhepunkt der Woche dar. In des Chors und Hannahs eingefahrenes Leben kommt plötzlich Bewegung, als Hannah zusammen mit Grethe das Konzert eines âechtenâ Gospelchors aus Haarlem besucht: Noch benommen von der Gospelmusik radelt sie nach dem Konzert nach Hause, gerät aus dem Gleichgewicht und landet direkt vor dem Tourbus des Gastchors. Hannah selbst bleibt unverletzt, aber der Chorleiter Reverend Moses Jackson wird mit einem Schleudertrauma ins Krankenhaus eingeliefert. Und da er ohnehin die nächsten Wochen in der Gegend verbringen muss, erklärt sich Jackson überraschend dazu bereit, dem Chor ein paar Gospel-Takte beizubringen. Der charismatische Baptistenprediger-Sänger erweckt in Hannah nicht nur eine erneuerte Begeisterung für die Musik, sondern auch längst verschüttete Träume und Talente neu. Was hätte dies für eine Geschichte werden können! Vom Aufeinanderprallen zwischen dem Reverend aus den Vereinigten Staaten, der im Gospel eine spirituelle Erfahrung, eine Hinführung zum Gebet findet, und den kühlen, dem Glauben gegenüber völlig gleichgültigen Nordeuropäern. Eine Ahnung davon bekommt der Zuschauer in der wunderbaren Szene zu spüren, als Moses Jackson zum ersten Mal den Chor dirigieren soll: Ehe er mit den Proben anfängt, fragt er die Chormitglieder, ob sie an Jesus glauben, denn Gospel könne nur richtig singen, wer wirklich an einen personalen Gott glaube. Die Reaktion der Dänen: Kichern, Geschwafel über eine âhöhere Kraft im Universumâ oder âin sich selbstâ, spricht Bände über die Unterschiede zwischen Europa und Amerika. Dazu erläutert die Regisseurin: âIch hoffe aufrichtig, dass uns eine spirituelle Komödie gelungen ist, in der Hinsicht, dass wir die ernsthaften Aspekte der Szenen, die den Charakter einer religiösen Erweckung haben, nicht ignoriert, sondern so ernsthaft wie möglich erforscht habenâ. Mit der Inszenierung einer solchen âErweckungâ scheint Hella Joof allerdings wenig anfangen zu können. Stattdessen verlegt sie sich auf eine Liebesstory, die zwar in der absolut selbstverständlichen Darstellung einer Beziehung zwischen einem schwarzen Mann und einer weiÃen Frau als Beispiel für Toleranz gelten mag, aber letztendlich ziemlich konventionell ausfällt. Der feine Humor, den Scherfig in âItalienisch für Anfängerâ aus der Situationskomik ihrer groÃartigen Darsteller entwickelte, flackert in âOh Happy Dayâ nur gelegentlich auf. Dies mag daran liegen, dass im Gegensatz zu Scherfings âItalienisch für Anfängerâ Hella Joofs Film kaum ein Gespür für die Nebenfiguren besitzt: Mit Ausnahme von Grethe schlägt Regisseurin Joof aus den skurrilen Gestalten, die den Provinzkirchenchor bevölkern, viel zu wenig Kapital. Die ungute Wendung aus dem Ensemblefilm, als der âOh Happy Dayâ beginnt, in eine beliebige Lovestory, deren Auflösung zudem den Zuschauer eher ratlos zurücklässt, verwandelt den Film in beliebige Unterhaltung. |
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