FOLLOWING | Following
Filmische Qualität:   
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Jeremy Theobald, Alex Haw, Lucy Russell, John Nolan, Dick Bradsell
Land, Jahr: Großbritannien 1998
Laufzeit: 70 Minuten
Genre: Thriller
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: Flaxfilm

Mit seinem zweiten Spielfilm „Memento“ (2000) feierte Christopher Nolan einen großen Kritiker- und Publikumserfolg. Zwar hat sich fünf Jahre danach die Begeisterung, die „Memento“ seinerzeit entfachte, durchaus gelegt. Zwar enttäuschte Nolans dritter Spielfilm „Insomnia“ (2002) all diejenigen, die nach „Memento“ einen vergleichbar epochalen Film erwartet hatten. Die Bedeutung von „Memento“ für die Revolution der Erzählstrukturen im Kino, durchaus mit Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ vergleichbar, rechtfertigt jedoch das Interesse, die erste Regiearbeit von Christopher Nolan „Following“ aus dem Jahre 1998 kennenzulernen, die nun endlich in die deutschen Kinos kommt, ehe Christopher Nolans vierter Spielfilm „Batmans Begins“ im Juni 2005 anläuft.

Im Mittelpunkt von „Following“ steht der arbeitslose Schriftsteller Bill, der unter dem Vorwand, für eine Story zu recherchieren, wildfremden Menschen auf Londons Straßen folgt. Aus dem „beruflichen Interesse“, Charakterstudien für einen Roman zu betreiben, wird Neugier und bald zwanghaftes Handeln. Die selbst auferlegte Spielregel, niemals demselben Menschen zweimal zu folgen, bricht er denn auch schnell.

Es kommt, wie es kommen muss: Irgendwann einmal stellt einer der Beschatteten Bill (Jeremy Theobald) zur Rede: Cobb (Alex Haw) entpuppt sich als Einbrecher, der Bill einlädt, sich ihm anzuschließen. Allerdings legt es Cobb bei seinen Einbrüchen nicht darauf an, sich zu bereichern, sondern darauf, in das Leben anderer Menschen einzudringen: Was ihn am meisten anzieht, ist diese gut behütete Schachtel, in der die meisten Menschen allerlei Privates, ja Intimes aufbewahren. Die Situation eskaliert, als die beiden in das Haus einer attraktiven Gangsterbraut einsteigen. Bill folgt der blonden Frau, die sich wiederum auf eine Affäre mit ihm einlässt.

Doch dies alles erzählt Nolan nicht chronologisch: Schon das wechselnde Aussehen Bills weist darauf hin, dass hier einzelne Erzählstränge in einer zunächst irritierenden Aneinanderreihung, umrahmt von einer Erzählung aus der Perspektive Bills, ausgebreitet werden. Dem Zuschauer wird aufgegeben, sie wie ein Puzzle zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Doch während sich der Zuschauer auf dieses Spiel mit der „richtigen“ Reihenfolge konzentriert, hält die „Film noir“- Geschichte mehr als eine Überraschung parat.

Mit minimalen Mitteln, unbekannten Schauspielern und viel Einsatz von Handkamera, die den kalten schwarz-weißen Bildern einen beinahe dokumentarischen Charakter verleihen, schafft Nolan eine düstere Atmosphäre in Straßenschluchten, Kneipen und Hinterhöfen eines tristen Londons. Vor allem aber liefert er einen dichten, meisterhaft geschriebenen und kongenial in Szene gesetzten Thriller. „Following“ ist ein „Film noir“ in bester Alfred-Hitchcock-Tradition.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren