IM RENNSTALL IST DAS ZEBRA LOS! | Racing Stripes
Filmische Qualität:   
Regie: Frederik Du Chau
Darsteller: Bruce Greenwood, Hayden Panettiere, M. Emmet Walsh, Wendie Malick, Günther Jauch (Stimme)
Land, Jahr: Südafrika / USA 2004
Laufzeit: 102 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum: ohne Altersbeschränkung
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: Constantin

Im Hollywoodkino wird seit einiger Zeit die Familie wieder vermehrt positiv besetzt, ob sie nun das Hauptthema eher kitschiger „Familienfilme“ („Im Dutzend billiger“, „Liebe auf Umwegen“) darstellt, oder als Subtext in anderen Genres durchschimmert („Big Fish“, „The Day After Tomorrow“, „Darf ich bitten?“, „Die Unglaublichen“). Der Begriff „Familienfilm“ kann jedoch auch in dem Sinne verstanden werden, dass sich ein Spielfilm an die ganze Familie, vom Kind bis zu den Großeltern, wendet. Zum Repertoire solcher Komödien „für die ganze Familie“ können seit „Ein Schweinchen namens Babe“ (1995) sprechende Tiere gehören, so auch in Frederik Du Chaus „Im Rennstall ist das Zebra los!“ („Racing Stripes“).

In einer stürmischen Gewitternacht lässt ein Wanderzirkus versehentlich ein Zebrafohlen im ländlichen Kentucky zurück. Der ehemalige Rennpferdetrainer Nolan Walsh (Bruce Greenwood) findet das Jungtier und bringt es auf seine Farm. Nolans Tochter Channing (Hayden Panettiere) ist begeistert von dem gestreiften Exoten, dem sie den Namen Stripes (Streifen) gibt. Seit aber Stripes die benachbarte Pferderennbahn entdeckt, hat er nur noch einen Traum: an einem echten Pferderennen teilzunehmen.

Mit Hilfe der tierischen Freunde der Walsh-Farm – Pelikan Gangster Goose (deutsche Synchronstimme: Moritz Bleibtreu), Hahn Reggie (Heiner Lauterbach), Shetlandpony Tucker (Mario Adorf), die weise Ziege Franny (Iris Berben), Bluthund Lightning (Ottfried Fischer) sowie die vorlauten Fliegen Buzz (Christian Tramitz) und Scuzz (Oliver Pocher) – und der Stute Sandy (Jeanette Biedermann), in die sich Stripes (Günther Jauch) verliebt hat, gelingt es dem Zebra, mit Channing als Jockey zu trainieren und beim legendären „Kentucky Crown“-Rennen an den Start zu gehen.

Originell nimmt sich die Handlung kaum aus, erinnert sie doch stark an die Außenseiter-Geschichte von „Seabiscuit“ (2003), der vom schmächtigen Pferd „Seabiscuit“ erzählte, das trotz seines Kleinwuchses in den dreißiger Jahren viele Pferderennen gewann. Bietet „Seabiscuit“ atemberaubende Sportaufnahmen, gute bis überragende schauspielerische Leistungen auch in den Nebenrollen sowie ein schönes Produktionsdesign, so fällt „Racing Stripes“ in sämtlichen Kategorien ein wenig kleiner aus, wozu insbesondere die klischeehaften Dialoge beitragen. Obwohl die Inszenierung, insbesondere in der Kombination von Tieraufnahmen und Computeranimation, als solide bezeichnet werden kann, übernimmt der komödiantische Part die Hauptrolle, woran die sprechenden Tiere den Löwenanteil haben.

Das computeranimierte „Sprechen“ besitzt technische Perfektion – im seit „Ein Schweinchen namens Babe“ liegenden Jahrzehnt wurde die Computertechnik entscheidend weiterentwickelt –, ein solcher Film steht und fällt freilich mit den Synchronstimmen. Und da überzeugt ausgerechnet am allerwenigsten Günther Jauch in der Hauptrolle.

Trotzdem stellt sich „Im Rennstall ist das Zebra los!“ als schöner Film „für die ganze Familie“ heraus: Werden vor allem die Mädchen Stripes in ihr Herz schließen, so spricht etwa die Geschichte Nolan Walshs Erwachsene an: Dieser verlor einst seine Frau bei einem Reitunfall, und zog sich vom Pferdesport zurück. Deshalb steht er dem Wunsch seiner Tochter, Stripes zu reiten, mit gemischten Gefühlen gegenüber.

Gegenüber den Jugendlichen, denen es nicht schnell genug gehen kann, aus der Kindheit auszubrechen, um sich in Alkohol-, Drogen- und Sexexzessen zu ergehen, wie sie in manchen europäischen Spielfilmen dargestellt werden, besitzt die 16jährige Channing Walsh ein erfrischend kindliches Gemüt. Auch dies steht im Einklang mit der Wiederbelebung von Familienwerten im Hollywoodfilm.
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