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JOSà GARCÃA Foto: Buena Vista International Die Darstellung Gottes im modernen Film als ältlicher Herr in StraÃenanzug und Krawatte â wie etwa in âTime Banditsâ (Terry Gilliam, 1981) â löst am ehesten Unbehagen aus: wenigstens respektlos scheint eine solche Art, im wörtlichen Sinne âden lieben Gott einen guten Mannâ sein lassen zu wollen. Im Spielfilm âBruce Allmächtigâ, der in den Vereinigten Staaten Einspiel-Rekorde aufgestellt hat und seit vergangener Woche im deutschen Kino läuft, begegnet nun wieder Gott in schneeweiÃem Anzug und blendend weiÃem Schlips, verkörpert von Morgan Freeman. In âBruce Allmächtigâ schreitet Gott ein, um Bruce Nolan (Jim Carrey) eine Lektion zu erteilen. Bruce arbeitet als Reporter bei einem TV-Sender im provinziellen Buffalo, ist aber mit seiner beruflichen Position höchst unzufrieden: Als er sich bei der Neubesetzung des Nachrichtensprecher-Postens übergangen fühlt und dann sogar seine Stelle verliert, macht er Gott für sein Pech verantwortlich. Regisseur Tom Shadyac beruft sich auf einen der ganz groÃen Spielfilme, Frank Capras âItâs a Wonderful Lifeâ (âIst das Leben nicht schön?â, 1946), indem er ihn visuell zitiert. In Capras Meisterwerk haderte James Stewart mit seinem Versagen; sein Schutzengel hält ihn vom Selbstmord ab und zeigt ihm, was seine vermeintlich gescheiterte Existenz doch alles gewirkt hat. In âBruce Allmächtigâ gehen Drehbuchautoren und Regisseur einen Schritt weiter: Nicht Bruces Schutzengel offenbart sich ihm, sondern Gott persönlich überträgt Bruce seine Allmacht, wobei ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass er den freien Willen der Menschen nicht beeinflussen kann. Mag Tom Shadyac Capras âIst das Leben nicht schön?â als groÃes Vorbild angesehen haben, an diesen Klassiker reicht âBruce Allmächtigâ nicht heran. In seiner Erzählstruktur hat sich âBruce Allmächtigâ eher von einem viel moderneren Spielfilm inspirieren lassen: In Harold Ramisâ âUnd täglich grüÃt das Murmeltierâ (1993) erlebte TV-Wetterfrosch Phil Connors denselben Tag immer wieder neu, wodurch er sich gewissermaÃen allmächtig fühlte: so rüpelhaft er sich auch immer benahm â am nächsten Morgen begann derselbe Tag von neuem. Erlöst wurde Phil erst, als er eine Katharsis durchgemacht hatte, als er endlich geläutert war. Wie Phil Connors in âUnd täglich grüÃt das Murmeltierâ, so nutzt auch Bruce Nolan die neue Macht zunächst zu seinem eigenen Vorteil. Auch er benimmt sich recht flegelhaft â zehn Jahre nach Ramisâ Film sind die SpäÃe noch derber geworden. Im Beruf macht er nicht nur verlorenen Boden wieder gut â Bruce wird gar als âMr. Exclusivâ gefeiert, denn wohin er auch immer fährt, trifft er als erster auf die unglaublichsten Nachrichten. Mit seinen allmächtigen Kräften sorgt Bruce Nolan darüber hinaus dafür, dass sich sein Konkurrent, der neue Nachrichtensprecher, vor laufender Kamera so sehr blamiert, dass er selbst doch noch auf dem Stuhl des Nachrichtensprechers Platz nehmen darf. Allerdings ist Bruce Nolan mit sich selbst und mit seiner Karriere so sehr beschäftigt, dass er die Pflichten übersieht, die ihm Gott auferlegt hatte: um die Gebete der Menschen loszuwerden, antwortet er einfach auf alles mit âJaâ â was zu Katastrophen führt. Darüber hinaus vernachlässigt er auch seine liebenswürdigen Freundin mit dem symbolträchtigen Namen Grace (Jennifer Aniston), die auf den fälligen Heiratsantrag wartet. Irgendwann einmal geht ihre Geduld zur Neige. Und da Bruce in ihren Willen nicht eingreifen darf, muss er Grace/Gnade wieder gewinnen. So beginnt Bruces Läuterungsweg, der ab etwa der Filmmitte mit bis dahin kaum zu erwartender Tiefe einsetzt. Nicht nur die Anspielungen werden stimmiger: hatte Bruce eingangs die Tomatensuppe und anschlieÃend den täglichen Verkehrsstau gleich dem Roten Meer geteilt, so lehnt er auf einer Party an der Plastik eines goldenen Kalbes, als sich die Versuchung in der Person der attraktiven Kollegin einstellt. Auch der Ton wird ernsthafter. âWie machst Du, dass man Dich liebt, ohne in den freien Willen einzugreifen?â, wird Bruce Gott fragen, ehe er schlieÃlich den in einem Hollywood-Film unerhörten Satz spricht: âIch beuge mich deinem Willen. Tu mit mir, was Du für richtig hältst.â Hinter seiner flapsigen Fassade erweist sich âBruce Allmächtigâ als eine durchaus moralische Erzählung, in der nicht nur das Gebet eine zentrale Rolle einnimmt, sondern auch mit erstaunlicher Natürlichkeit vom Sinn des Betens und dem Zusammenhang zwischen Gnade und freiem Willen die Rede ist. |
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