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JOSà GARCÃA Foto: Buena Vista International Der Film über Kinder, der sich nicht als Kinderfilm versteht, sondern an Erwachsene wendet, entwickelt sich zur Zeit zu einem regelrechten Filmgenre über kulturelle Hintergründe hinweg. Lief kürzlich der bewegende âNobody Knowsâ (siehe Filmarchiv) vom japanischen Regisseur Hirokazu Kore-Eda im deutschen Kino an, so startet nun im regulären Kinoprogramm die britische Produktion âLieber Frankieâ (âDear Frankieâ). Mit einem Umzug begann âNobody Knowsâ, bei einem Umzug im schottischen Glasgow trifft der Zuschauer ebenfalls den fast 10jährigen stummen Frankie (Jack McElhone), seine Mutter Lizzie (Emily Mortimer) und seine GroÃmutter an. Stand im Mittelpunkt von âNobody Knowsâ eine Lebenslüge â die junge Mutter, die drei ihrer vier Kinder verheimlicht, weswegen diese stets in der engen Wohnung bleiben müssen â, so spielt in âLieber Frankieâ ebenso eine Lüge die Hauptrolle: Frankie kennt seinen Vater, der auf einem Schiff als Matrose arbeitet, nur aus Briefen. Doch weià Frankie nicht, dass diese mit exotischen Briefmarken versehenen Briefe von der Mutter geschrieben werden, die damit mit ihrer eigenen traumatischen Vergangenheit brechen will. Als aber Frankie erfährt, dass das Schiff, mit dem angeblich sein Vater um den Erdball reist, im Hafen von Glasgow vor Anker gehen soll, will der Junge natürlich seinen Vater endlich kennenlernen. Die Mutter sieht sich mit der Entscheidung konfrontiert, dem Lügengebilde ein Ende zu bereiten, oder aber jemand zu finden, der für einen Tag die Stelle von Frankies Vater übernimmt. Ohne viele Worte, dafür aber mit groÃer visueller Kraft erzählt die britische Fotografin Shona Auerbach in ihrem Spielfilmdebüt von einer traumatisierten Mutter und einem möglichen Neuanfang. In der Tradition des britischen Sozialfilmes mit seiner typischen blassen braun-grünen Farbgebung schafft die Regisseurin einen zeitlosen Rahmen: Die Einrichtung des Hauses erinnert eher an die sechziger oder siebziger Jahre als an die Gegenwart, erst die spärlich ins Bild kommenden Autos vergewissern den Zuschauer, dass die Geschichte in der Gegenwart angesiedelt ist. Lediglich in der manchmal etwas bemühten Kameraführung oder dem bisweilen zusammenhanglosen Schnitt erkennt man das Erstlingswerk. In der Erzählung dagegen beweist Shona Auerbach eine auÃergewöhnliche Sicherheit und ein feines Gespür für emotionale Themen, ohne in Sentimentalitäten abzugleiten. Dabei lässt das Sujet von âLieber Frankieâ den Zuschauer nicht unberührt. Er selbst muss entscheiden, ob Lizzie mit ihren wohl gemeinten Lügen richtig handelt, oder eher Lizzies Mutter mit ihrer Einstellung Recht hat: âFrankie braucht keine Briefe voller Lügen, sondern einen Vater aus Fleisch und Blutâ. Obwohl im Mittelpunkt von âLieber Frankieâ ein 10jähriger Junge steht, der viel mehr versteht, als Erwachsene meinen, erweist sich das Spielfilmdebüt von Shona Auerbach letztendlich als ein Film über die Sehnsucht nach einer normalen Familie. |
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