KEBAB CONNECTION | Kebab Connection
Filmische Qualität:   
Regie: Anno Saul
Darsteller: Denis Moschitto, Nora Tschirner, Güven Kiraç, Hasan Ali Mete, Adnan Maral, Adam Bousdoukos, Cem Akin, Nursel Köse, Tatjana Velimirov, Sibel Kekilli
Land, Jahr: Deutschland 2004
Laufzeit: 96 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: timebandits films

Komödien wie „Kick it like Beckham“ (Großbritannien 2002, siehe Filmarchiv) und „My Big Fat Greek Wedding“ (USA 2002, siehe Filmarchiv) haben das komödiantische Potenzial ausgelotet, die im Zusammenprall der Kulturen steckt. In „Kick it like Beckham“ zeigte die in London aufgewachsene Regisseurin Gunrinder Chadhas die Gratwanderung einer fußballspielenden Tochter indischer Einwanderer. In „My Big Fat Greek Wedding“ löste Toula, die Tochter griechischer Migraten in Chicago, ein mittelgroßes Erdbeben in ihrer Familie, als sie sich, statt in der griechischen Einwanderergemeinde ihren Zukünftigen auszusuchen, in einen irisch-stämmigen jungen Mann verliebte.

Der deutsche Regisseur Anno Saul, der im Jahre 2001 sein Regiedebüt mit dem sensiblen Beziehungsdrama „Grüne Wüste“ gab, hat sich für seine „Multikulti-Komödie“ „Kebab Connection“ einen Deutsch-Türken aus dem Hamburger Schanzenviertel ausgesucht: Ibo (Denis Moschitto), der davon träumt, „den ersten deutschen Kung-Fu-Film“ zu drehen, vorerst aber mit Tarantino-artigen Videoclips für die Döner-Bude seines Onkels vorlieb nehmen muss.

Dieser Handlungsstrang bietet zwar viel Situationskomik und selbstbezügliche Zitate, etwa wenn auf der Tür einer kleinen Filmproduktionsgesellschaft das Schild steht „Wir sind auf der Berlinale“, aber das wirklich bedeutende Sujet von „Kebab Connection“ steckt in der Beziehung Ibos zu seiner deutschen Freundin Titzi (Nora Tschirner), die schwanger ist und selbstverständlich das Kind zur Welt bringen will: „Jetzt ist es 5 cm groß“ – eine Abtreibung kommt überhaupt nicht in Frage.

Was wiederum Ibo in eine Zwickmühle bringt: Sein Vater hat ihm von Kind auf beigebracht, dass gerade dies inakzeptabel sei. Eine Deutsche als Mutter seiner Enkelkinder? So etwas darf er sich nicht einmal ausmalen. Aber auch Titzis deutsche Mutter zeigt sich skeptisch: „Hast du schon mal einen Türken einen Kinderwagen schieben sehen?“, fragt sie ihre Tochter – eine Frage, die eine Reihe visuelle Witze, inklusive Hommage an Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ (der Kinderwagen, der eine Treppe hinunter rollt), nach sich zieht.

Bei allen multikulturellen Aspekten von „Kebab Connection“, entscheidend ist letztlich nicht, was Ibos Vater oder Titzis Mutter denken. „Dein Vater ist nur eine Ausrede. Wenn er Dir verbieten würde, Filme zu machen, würdest Du auf ihn hören?“, fragt Titzi den zögernden Ibo. Nur auf Ibos Entscheidung, ob er nicht nur Vater werden, sondern auch Vater sein möchte, kommt es an.

Zwar kann „Kebab Connection“ die Situationskomik nicht während der ganzen Filmlänge auf gleichem Niveau halten, zwar stimmt nicht immer das Tempo der Gags, aber die witzigen Dialoge und vor allem bestens aufgelegte Darsteller tragen den Film: der rastlos-ratlos wirkende Denis Moschitto, die frisch-lebendige Nora Tschirner, aber auch viele Nebenfiguren, allen voran der Taxi fahrende Vater Ibos, der mit deutlichen Anleihen aus Toulas Vater aus „My Big Fat Greek Wedding“ ausgestattet wurde.

Obwohl „Kebab Connection“ nicht den feinsinnigen Witz guter französischer Komödien („Schau mich an!“ , siehe Filmarchiv) erreicht, stellt Regisseur Anno Saul unter Beweis, dass es der deutsche Film mit britischen oder US-amerikanischen multikulturellen Filmen aufnehmen kann, und dass eine deutsche Komödie Kurzweil ohne platte Witze mit einer familien-freundlichen Botschaft vereinbaren kann.
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