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JOSà GARCÃA Foto: UIP Mit seinem im Jahre 1898 veröffentlichten Roman âThe War of the Worldsâ (âKrieg der Weltenâ, Diogenes Verlag) gilt H.G. Wells als Begründer der modernen Science Fiction. âKrieg der Weltenâ, der die Gattung der interplanetarischen Invasion schuf, erzählte von furchterregenden dreibeinigen Kampfmaschinen, mit denen Marsleute auf der Erde alles vernichten und die Menschheit ausrotten wollen, während das irdische Militär gegen die auÃerirdischen Invasoren nicht die geringste Chance hat. Zu den wenigen, die sich in Kellerlöchern verstecken können, gehört ein englischer Schriftsteller, der sechs Jahre später von diesen Ereignissen berichtet. Im Jahre 1938 schuf Orson Welles eine Hörspielfassung des SF-Klassikers, die als Paradebeispiel für die Macht der Medien in die Geschichte einging. Als Orson Welles seine in New Jersey angesiedelte fiktive Reportage ausstrahlte, hielten offenbar Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten das Hörspiel für eine authentische Reportage. Die dadurch ausgelöste Massenpanik zitiert etwa Woody Allen in seinem Ende der dreiÃiger Jahre spielenden Film âRadio Daysâ (1987). Den ungleichen âKrieg der Weltenâ hat nun für die Leinwand Steven Spielberg inszeniert, der auf diese Art und Weise â so der Regisseur selbst â âdas Gefühl der Bedrohungâ nach dem 11. September verarbeiten wolle. âKrieg der Weltenâ stellt allerdings nicht die erste Begegnung des amerikanischen Regisseurs mit âAliensâ dar. Denn bereits in seinem vierten Spielfilm schilderte er die âUnheimliche Begegnung der dritten Artâ (Close Encounters of the Third Kind, 1977) zwischen Menschen und Wesen aus einer anderen Welt. Fünf Jahre später folgte mit âE.T. - Der AuÃerirdischeâ (âE.T. - the Extra- Terrestrialâ, 1982) die wunderbare Freundschaft zwischen einem einsamen zehnjährigen Jungen und dem weisen und gutmütigen Besucher aus einem anderen Planeten. Doch mit âKrieg der Weltenâ wird die Begegnung zwischen Menschen und Aliens richtig gruselig: Nach einem Prolog mit den wörtlich übernommenen ersten Sätzen aus Wellsâ Roman und der Einführung der Protagonisten â der geschiedene Dockarbeiter Ray Ferrier (Tom Cruise) mit seinen Kindern Robbie (Justin Chatwin) und Rachel (Dakota Fanning) â kündigen sich die AuÃerirdischen mit einem auÃergewöhnlichen Gewitter an. Doch der vermeintliche Blitz entpuppt sich als Strahl, der die Maschinen unter dem StraÃenbelag aktivieren soll. Der Asphalt an einer Kreuzung reiÃt auf, die Erde öffnet sich, und daraus taucht eine der dreibeinigen Kampfmaschinen auf, die mit ihren Strahlen alles zerstören. Obwohl das Drehbuch von David Koepp die Vorlage weitgehend treu umsetzt, gibt es signifikante Unterschiede zwischen Roman und Film: Kommen die dreibeinigen Maschinen im Buch als eine Art Meteorit auf die Erde, so warten sie im Film gleichsam âSchläfernâ seit Jahrhunderten darauf, von den AuÃerirdischen geweckt zu werden. Dieser Terrorismus-Bezug wird darüber hinaus ausdrücklich hergestellt, als die 10jährige Rachel ihren Vater fragt: âSind das Terroristen?â Der wichtigste Unterschied indes liegt darin, dass der Ich-Erzähler, ein Einzelner, durch eine Familie ersetzt wird. Die Verknüpfung des furchterregenden Szenarios auf der Makro-Ebene mit dem Schicksal einer Familie entspricht der Erzählstruktur der klassischen Katastrophenfilme, so zuletzt in Roland Emmerichs âThe Day After Tomorrowâ. Die gesamte Inszenierung ähnelt denn auch Emmerichs Film, nicht nur in der Mischung aus Aufnahmen in klaustrophobischen Räumen und den Totalen, sondern etwa auch im Flüchtlingsstrom der in Panik geratenen Menschenmassen. Doch die Familie in âKrieg der Weltenâ unterscheidet sich von den Protagonisten in âThe Day After Tomorrowâ grundlegend: Gelang es Roland Emmerich, beim Zuschauer Mitgefühl für seine Figuren zu wecken, so fällt es ihm in âKrieg der Weltenâ schwer, irgendetwas für die permanent nörgelnden Kinder und für einen Vater zu empfinden, der nicht einmal die angeborenen Allergien seiner Tochter kennt. Der Schutz der Familie liefert darüber hinaus für Spielberg die Berechtigung, Gewalt gegen andere Menschen auszuüben â so gegen Ogilvy (Tim Robbins), der Ray und Rachel in seinen Keller aufgenommen hatte, aber von einer Panikattacke befallen, alle zu verraten droht. Demgegenüber geschieht die Tötung des den Versteck Teilenden bei Wells mit âeinem letzten Funken von Menschlichkeitâ â diese Tat steht beispielhaft für den Rückfall in einen primitiven Zustand, der alles Zivilisatorische abgestreift hat. Trotz technischer Raffinesse bleibt âKrieg der Weltenâ hinter den letzen SF-Filmen Spielbergs âKünstliche Intelligenzâ (2001) und âMinority Reportâ (2002) eindeutig zurück. |
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