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JOSà GARCÃA Foto: Warner Bros. In Science-Fiction-Filmen hat das Kino seit seinen Anfängen Entwicklungen mit gesellschaftlicher Relevanz aufgegriffen und ihre Auswirkungen in künstlerischer Freiheit aufzuhellen versucht. Mit âScience-Fictionâ verbinden die meisten Zuschauer allerdings vor allem menschliche Schöpfungen, die ein Eigenleben entwickeln, etwa humanoide Roboter (âBlade Runnerâ, 1982, zuletzt âI, Robotâ, 2004, siehe Filmarchiv), oder aber eine Gesellschaft unter vollständiger Ãberwachung (âMinority Reportâ, 2002, siehe Filmarchiv). Das weite Feld genetischer Eingriffe bei Menschen â etwa durch künstliche Befruchtung oder Klonen â fand jedoch bislang wenig Beachtung bei Filmemachern, obwohl bereits im Jahre 1997 Andrew Niccol in âGattacaâ die unheimlichen Seiten einer Welt aufzeigte, in der sich Eltern ihre Wunschkinder âmaÃschneidernâ lassen können. An âGattacaâ lehnte sich offensichtlich Nick Hamms âGodsendâ (2004, siehe Filmarchiv) an, der letztes Jahr das Klonen von Menschen thematisierte. Obwohl âGodsendâ eine klare Absage an eine Reproduktionsmedizin erteilte, die alles tun dürfen will, was sie tun kann, nahm der Film in der zweiten Hälfte eine Wendung an, die die tiefgreifenden Fragen zugunsten einer Suspense-Geschichte verdrängte. Am 4. August startet nun im deutschen Kino ein Hollywood-Spielfilm, der ähnliche Fragen aufwirft: Michael Bays âDie Inselâ. Mitte des 21. Jahrhunderts leben Lincoln Six-Echo (Ewan McGregor) und Jordan Two-Delta (Scarlett Johansson) in der abgeschlossenen Welt einer riesigen Wohneinheit zusammen mit anderen Ãberlebenden einer Umweltkatastrophe, die den Rest der Erde unbewohnbar machte. Angeblich zu ihrem eigenen Schutz stehen sie unter ständiger Beobachtung: Was sie essen, wie sie sich verhalten, alles wird genau bestimmt. Ãber sie wacht ein Mann namens Merrik (Sean Bean), der sich um ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen kümmert. Mittels einer Lotterie werden immer wieder Bewohner der Wohneinheit ausgesucht, die auf âdie Inselâ fahren dürfen â den einzigen noch nicht verseuchten Ort der Erde. Dass sich besagte âÃberlebenswohneinheitâ als Gefängnis herausstellt, dürfte jedem Zuschauer sofort klar sein, der sich noch etwa an die von Georges Orwells â1984â beeinflusste britische Fernsehserie âThe Prisonerâ (mit Patrick McGoohan in der Hauptrolle) aus dem Ende der sechziger Jahre halbwegs erinnern kann. Wie âThe Prisonerâ stellt auch Lincoln Six-Echo irgendwann einmal sein Gefangenendasein infrage. Was indes Lincoln herausfindet, hat mit einem Orwellschen Ãberwachungsstaat freilich nichts zu tun: Die Bewohner der riesigen Wohneinheit sind vielmehr Klone, die als Ersatzteillager oder auch als âLeihmütterâ von âBesserverdienendenâ bestellt wurden. Der âGewinnâ einer Reise auf âdie Inselâ bedeutet einfach, dass der âKundeâ endlich irgendein Organ benötigt. Der Klon kann also âentsorgtâ werden. Jenseits aller Fragen der Logik â wird nach erfolgter Organentnahme und anschlieÃender âEntsorgungâ des Klons ein weiterer Klon desselben Menschen âhergestelltâ? Wie würden in diesem Fall die restlichen Klone darauf reagieren, müsste er doch als Rückkehrer von âder Inselâ angesehen werden? â, wirft Michael Bays Spielfilm interessante Fragen auf. So straft der Film Merriks Aussage âKlone haben keine Seeleâ vielmehr Lügen. Mit eindringlichen Bildern macht âDie Inselâ deutlich, was eine Existenzberechtigung als âErsatzteillagerâ bedeutet. Mit einem leicht futuristischen Produktionsdesign, das sich offensichtlich an Spielbergs âMinority Reportâ anlehnt (der Film wurde von Spielbergs Firma DreamWorks produziert), wird ein stimmiges Szenario einer nicht allzu fernen Zukunft entworfen â für eine gewisse âAuthentizitätâ sorgt etwa der eingebaute echte Werbespot der Schauspielerin Scarlett Johansson für eine weltberühmte Marke. Obwohl nach Drehbuchautor Caspian Tredwell-Owen âDie Inselâ Mitte des 21. Jahrhunderts spielt, erklärt Regisseur Michael Bay: âWir siedelten die Geschichte eher in der nahen Zukunft an, etwa zwanzig Jahre nach unserer Gegenwart. Sie wirkt viel überzeugender und gruseliger, wenn uns dieses Schicksal praktisch schon morgen bevorstehtâ. Allerdings gewinnt auch in Michael Bays âDie Inselâ mit zunehmender Dauer die Action mit rasanten Verfolgungsjagden, allerlei Explosionen und sonstigen âMaterialschlachtenâ überhand, so dass die eigentlichen Themen leider in den Hintergrund geraten. |
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