JOHANNES XXIII. – FÜR EINE WELT IN FRIEDEN | Il Papa Buono
Filmische Qualität:   
Regie: Ricky Tognazzi
Darsteller: Bob Hoskins, Carlo Cecchi, Roberto Citran, Fabrizio Vidale, Sergio Bustric, Francesco Venditti, Erland Josephson, Chiara Caselli
Land, Jahr: Italien 2003
Laufzeit: 103 Minuten
Genre: Historische Filme
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: NFP

Die Bilder aus dem Petersplatz im „Monat der zwei Päpste“ sind vielen Zuschauern noch frisch in Erinnerung – offensichtlich ein Anlass, einen zwei Jahre alten Spielfilm mit ähnlichen Bildern, zudem kurz vor dem Weltjugendtag, ins Kino zu bringen. So sieht der Zuschauer zu Beginn des Spielfilmes „Johannes XXIII. – Für eine Welt in Frieden“ die betende Menschenmenge, die sich am 2. Juni 1963 auf dem Petersplatz eingefunden hat, während „il papa buono“ Johannes XXIII. (Bob Hoskins) im Sterben liegt.

Ein Würdenträger versucht vergeblich, zum sterbenden Papst vorgelassen zu werden. Geplagt von schlechtem Gewissen verfasst Kardinal Mattia Carcano (Carlo Cecchi) einen Brief, in dem er um Verzeihung bittet. Diesen dramaturgischen Kniff setzt Regisseur Ricky Tognazzi ein, um in Rückblenden das Leben Johannes XXIII. nachzuerzählen. Die Rahmenhandlung bildet die Freundschaft dreier Seminaristen, die sich im Konvikt anfreundeten, später aber sehr unterschiedliche Wege gehen sollten: Angelo Roncalli, der im Jahre 1958 den Stuhl Petri einnehmen wird, der spätere Kardinal Carcano sowie Nicola (Francesco Venditti), der bereits im Priesterseminar mit seiner modernistischen Einstellung auffällt, und später exkommuniziert werden wird.

Diese vage an historischen Fakten inspirierte Freundschaft – in Roncallis Jahrgang am Priesterseminar studierte auch Ernesto Buonaiuti, der als Hauptvertreter des italienischen Modernismus später exkommuniziert wurde – benutzt der Film, um in den bekannten Klischees „konservativ“ und „liberal“ die Lage der Kirche zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu skizzieren: auf der einen Seite Mattia, der von seinem konservativen Onkel, einem katholischen Würdenträger, protegiert wird, und so kirchliche Karriere machen kann, auf der anderen Seite Nicola, der mit seiner „liberalen Haltung“ den Kirchenmännern verdächtig, ja „gefährlich“ wird.

„Johannes XXIII. – Für eine Welt in Frieden“ zeichnet das Leben des Papstes in einigen Episoden nach, die dem Filmuntertitel gerecht werden, so etwa in seinem Eintreten für jüdische Kinder 1934 in Istanbul, die er in Zusammenarbeit mit dem deutschen Botschafter Franz von Papen von der Deportation retten kann. Tognazzi unterstreicht darüber hinaus die Friedensbemühungen des Papstes bei der mit Dokumentaraufnahmen angereicherten Darstellung der Kuba-Krise 1962. Die Volksnähe von Johannes XXIII. setzt der Regisseur durch Besuche in einem Gefängnis respektive einem Kinderkrankenhaus in Szene. Leider lässt die wieder einmal unerträglich sentimentale Filmmusik von Ennio Morricone diese eindringlichen Momente ins Pathetische abgleiten.

Der Umgang des Filmes mit dem wohl markantesten Ereignis im Pontifikat Johannes‘ XXIII., der Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils, offenbart indes die Unzulänglichkeit des Regisseurs, kirchenhistorischen Fragen gerecht zu werden. Zwar muss ein Spielfilm vereinfachen, aber das Zweite Vatikanische Konzil auf die Frage zu reduzieren, ob in der Liturgie weiterhin nur Latein oder auch die Landessprachen benutzt werden dürfen, ist ein beredtes Beispiel für die Oberflächlichkeit von „Johannes XXIII. – Für eine Welt in Frieden“.

Diese oberflächliche Behandlung schlägt sich in der Darstellung des „guten Papstes“ nieder. Zwar ist durch die ähnliche Statur und durch die Maske eine gewisse Ähnlichkeit des Hauptdarstellers mit Johannes XXIII. erzielt, aber von der inneren Kraft eines Menschen des Gebetes ist nichts zu spüren. Wie sollte dies auch gelingen, wenn die Rolle des Papstes einem Schauspieler übertragen wird, der sich als „überzeugten Atheisten“ bezeichnet: „Ich glaube, dass wir sterben, wenn wir sterben. Das ist das Ende. Mir ist völlig egal, was dann mit mir geschieht.“

Um eine echte Ikone zu malen, heißt es, reicht alle Kunst der Welt nicht. Der Maler muss ein tief gläubiger Mensch sein, sonst bleibt sein Erzeugnis reines Stückwerk. Von „Johannes XXIII. – Für eine Welt in Frieden“ kann Gleiches behauptet werden.
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