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JOSà GARCÃA Foto: timebandits film âSind wir Deutsche depressive Jammerlappen oder sind wir einfach nicht ganz dicht?!â, fragte sich irgendwann einmal Filmemacher Konstantin Faigle und entschloss sich, filmisch der Frage nachzugehen. Zu dieser Entscheidung trug auch bei, dass Faigle zum ersten Mal Vater wird, und er allein deshalb herausfinden möchte, in was für einem Land seine Tochter geboren wird. In den letzten zwei, drei Jahren hat der Dokumentarfilm einen enormen Aufschwung erfahren, für den etwa die französischen Dokumentationen âNomaden der Lüfteâ und âSein und Habenâ sowie die deutschen Filme âDie Mitteâ, âDie Spielwütigenâ, âRhythm is it!â und âDie Geschichte vom weinenden Kamelâ stehen. An diesen Erfolg wollte Faigler anknüpfen, als er die Form des Dokumentarfilmes wählte. Allerdings stand ihm der provokativ-polemische Stil des bekannten Dokumentarfilmers aus den Vereinigten Staaten Michael Moore näher als die liebevoll beschreibende Art europäischer Dokumentarfilme. Der in Köln lebende Schwabe, der für seinen Erstlingsfilm âOut of Edekaâ im Jahre 2001 den Bayerischen Dokumentarfilmpreis erhielt, sucht nach den Gründen für die Weltuntergangsstimmung im eigenen Land auf seiner Deutschlandreise im Kleinbus. Bei seiner Ursachenforschung befragt Faigle etwa den Depressionsexperten Florian Holsboer vom Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie, den Schriftsteller und Rhetoriker Walter Jens, der selbst an Depressionen litt, sowie den Risikoforscher Ortwin Renn. Darüber hinaus kommen Alice Schwarzer und Pater Anselm Grün zu Wort. Insbesondere Alice Schwarzer trifft den zwischen ernst und heiter richtigen Ton in dieser nicht unbedingt ernst zu nehmenden âForschungsarbeitâ mit filmischen Mitteln. Interviews stellen jedoch nur ein Element in âDie groÃe Depressionâ dar. Denn Faigle liefert vielmehr ein Mosaik aus Dokumentaraufnahmen, Slapstick-Einlagen nach dem Motto âder Deutsche sieht das Glas halb leer, der Kubaner halb vollâ und TV-Reportagen etwa am Rhein oder im Goethehaus in Weimar. Dazu kommen inszenierte Szenen mit Kameramann Hajo Schomerus, der als König Ludwig II. verkleidet, sich auf Schloss Neuschwanstein zusammen mit Touristen ablichten lieÃ, und Schloss-Besucher die Frage stellte, ob Deutschland unter einer Monarchie weniger depressiv wäre. Als weiteres Stilmittel fügen sich in den Film Szenen eines Puppentheaters ein, die einige Stationen der deutschen Geschichte von Hermann dem Cherusker bis zu Adenauer nachstellen. Ob aus finanziellen oder aus ästhetischen Gründen, durch seine Grobkörnigkeit und bewegte Handkamera steht der Film dem Amateurvideo näher als dem Dokumentarfilm. Folgt er methodisch Michael Moore, indem er Fragen stellt, auf die er mittels Kamera Antworten zu suchen vorgibt, so zitiert er in manchen Einfällen Woody Allen. Wenn er etwa Dessau bescheinigt, darüber glücklich sein zu können, die âunglücklichste Stadt Deutschlandsâ zu sein, weil dies Touristen anziehen kann, ist dies kaum anders denn als Plagiat des berühmten Satzes aus Woody Allens âManhattanâ von 1979 (âWir können glücklich sein, dass wir nur unglücklich sindâ) zu bezeichnen. Eine ernste Analyse der vermeintlich depressiven Lage liefert Faigle wohl kaum, eher eine ironisch-heitere Bestandsaufnahme. Der uneinheitliche Stil des Films hinterlässt allerdings den Eindruck, dass Faigle seine eigenen Fragen nicht sonderlich ernst nimmt, weil er die Antworten bereits im Voraus zu kennen meint. Oder weil es ihm hauptsächlich um Selbstdarstellung geht. Dieser narzisstische Zug, der sich in der bevorstehenden Geburt seines Kindes konkretisiert, zieht sich wie ein roter Faden durch âDie GroÃe Depressionâ. Dass sich der Film letztlich mehr für Faigles Befindlichkeiten interessiert als für die Menschen, die er zeigt, wird spätestens deutlich, wenn Feigle auf unverhältnismäÃig ironisch-humorvolle Art die Bewohner des zwischen den Orten Elend und Sorge gelegenen Asylbewerberheims im Harz interviewt. Symptomatisch dafür ist die Szene, bei der sich Konstantin Faigle mit einem Spruchband âDeutsche, hört auf zu jammern!â in eine Montagsdemonstration gegen Hartz IV in Leipzig einreiht: Selbstverständlich reagieren die Demonstrationsteilnehmer mit Ãrger auf das Transparent. Die Kraft, die der Film mit dieser Szene hätte entfachen können, erstickt indes an der Sprachlosigkeit Faigles. |
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